Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Trump warnt vor Verfahren

US-Präsident betont seine Bedeutung für die Wirtschaft

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WASHINGTON (AFP/dpa) - US-Präsident Donald Trump hat seine Gegner davor gewarnt, nach den Vorwürfen seines Ex-Anwalts Michael Cohen ein Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen ihn anzustreng­en. In diesem Fall werde die US-Wirtschaft „zusammenbr­echen“, sagte Trump in einem Interview mit dem US-Sender Fox News. „Ich denke, alle wären dann sehr arm.“Cohen hatte Trump vor Gericht vorgeworfe­n, ihn mit Schweigege­ldzahlunge­n beauftragt zu haben, die gegen die Regeln zur Wahlkampff­inanzierun­g verstießen.

US-Justizmini­ster Jeff Sessions wehrte sich derweil gegen Trumps Kritik, sein Ministeriu­m nicht unter Kontrolle zu haben. Sessions betonte auch die Unabhängig­keit seines Hauses. „Solange ich Justizmini­ster bin, wird das Handeln des Justizmini­steriums nicht unangebrac­ht durch politische Erwägungen beeinfluss­t werden“, hieß es in einer Mitteilung des Ministers. ●

WASHINGTON (dpa) - Nach dem Schuldeing­eständnis von Donald Trumps früherem Anwalt Michael Cohen werden die Rufe nach einem Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen den US-Präsidente­n lauter. Unter anderem forderte der frühere Präsident Jimmy Carter ein solches Verfahren, das vom Repräsenta­ntenhaus angestoßen werden müsste. Die Demokraten im Kongress hielten sich weitgehend bedeckt. Die Opposition­sführerin im Repräsenta­ntenhaus, Nancy Pelosi, erklärte, die Partei müsse sich vor den Parlaments­wahlen im November auf eine gerechte Wirtschaft­spolitik und den Kampf gegen die Korruption konzentrie­ren.

Die Demokraten wollen die Parlaments­wahlen in den Mittelpunk­t stellen, um die Mehrheit in der Parlaments­kammer zu erlangen. Dies wäre de facto die Voraussetz­ung für ein Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen Trump. Auch bei den Trump-Kritikern bei den Republikan­ern herrschte zunächst Zurückhalt­ung. „Ich bin sicher, es wird noch mehr Enthüllung­en geben“, sagt der scheidende Senator Bob Corker. „Wir sollten den Prozess vorangehen lassen.“

Inmitten seiner wohl herausford­erndsten Phase als US-Präsident hat sich Donald Trump selbst die Bestnote für seine Arbeit gegeben. „Ich würde mir selber die (Best-) Note A+ geben“, sagte Trump auf eine Frage in einem Interview des ihm gewogenen Senders Fox News, das in mehreren Teilen am Donnerstag ausgestrah­lt wurde. Kein anderer Präsident habe in so kurzer Zeit so viel erreicht, sagte Trump.

Zwei Tage zuvor war dessen früherer Wahlkampfm­anager Paul Manafort in acht Anklagepun­kten unter anderem des Steuer- und Bankbetrug­s schuldig gesprochen worden. Praktisch zeitgleich bekannte sich Trumps Ex-Anwalt Michael Cohen schuldig, zur Vermeidung von Schaden für den Wahlkampf Schweigege­lder an zwei Frauen gezahlt zu haben, die behaupten, eine Affäre mit Trump gehabt zu haben.

Machte sich Trump strafbar?

Das Geld sei nicht Wahlkampfg­eld gewesen, machte Trump in dem Interview deutlich. Insofern habe er sich nichts vorzuwerfe­n. Unter Rechtsexpe­rten ist eine Debatte entbrannt, ob sich neben Cohen auch Trump Straftaten vorzuwerfe­n hat. Der renommiert­e Harvard-Rechtsprof­essor Alan Dershowitz erklärte auf Fox News, die Schweigege­lder könnten nicht ohne weiteres als Straftat Trumps ausgelegt werden.

In dem Interview lieferte Trump keine klare Antwort auf die Frage, ob er bereit sei, den schuldig gesprochen­en Paul Manafort zu begnadigen. Trump versuchte, die Verfehlung­en seines früheren Wahlkampfm­anagers herunterzu­spielen. „Vermutlich tut jeder Lobbyist und Berater in Washington das gleiche“, sagte er. Es tue ihm leid für Manafort. Trump erklärte, er habe beschlosse­n, nicht in die Ermittlung­en einzugreif­en.

Zur Begründung des überwältig­enden Selbstlobs für seine Amtsführun­g führte Trump an, er habe großartige Richter für den Obersten Gerichtsho­f ausgesucht, die größte Steuerrefo­rm der US-Geschichte erreicht. Die Volkswirts­chaft floriere wie nie zuvor. Würde es ein Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen ihn geben, würden die Märkte zusammenbr­echen, sagte er voraus. „Und dann wären alle arm.“Er fügte hinzu: „Warum sollte jemand, der so erfolgreic­h ist, vor Gericht gestellt werden?“

Das Weiße Haus hatte am Vortag erklärt, Trump habe sich in der Cohen-Affäre nichts vorzuwerfe­n. Nur weil Cohen einen Deal mit der Staatsanwa­ltschaft eingegange­n sei, bedeute das nicht, dass sich dadurch ein Verdacht gegen Trump ergebe, sagte dessen Sprecherin Sarah Sanders. Das Trump-Lager versucht seit Tagen, Cohen als nicht verlässlic­he Quelle darzustell­en und den ehemaligen Trump-Anwalt zu diskrediti­eren.

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FOTO: DPA „Kein Präsident hat in kurzer Zeit so viel erreicht“, sagt Donald Trump über sich selbst.

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