Der Wächter der historischen Holzhey-Orgel
Über die Schulter geschaut: Gregor Simon betreut und spielt die Orgel im Münster Obermarchtal
● OBERMARCHTAL - Nach der erfolgreichen Sanierung der Obermarchtaler Holzhey-Orgel im Jahr 2012 hat Gregor Simon seinen Dienst als Kustos des Instrumentes angetreten. Seither pflegt der 48-Jährige die Orgel, spielt sie bei Gottesdiensten, gibt an ihr Unterricht und bietet Orgelführungen für Gruppen an. Aber auch das kreative Arbeiten ist Teil seines Lebens als Vollblut-Kirchenmusiker.
„Kustos heißt Wächter“, sagt der Kirchenmusiker Gregor Simon, der in Obermarchtal zuständig für die Holzhey-Orgel ist. Durchschnittlich eineinhalb Stunde am Tag verbringt er mit Orgelüben. „Manchmal müssen Zungen nachgestimmt werden, das kann ich selbst machen, größere Sachen muss dann aber der Orgelbauer übernehmen“, erklärt Gregor Simon.
Schon immer hätten ihn Orgeln fasziniert, ihn geradezu magisch angezogen, erinnert sich der 48-Jährige, dessen Vater auch Organist war. In der ersten Klasse hat der seit 2002 in Laupheim wohnende Kirchenmusiker, der in Aulendorf aufgewachsen ist, mit dem Klavierspielen begonnen. In der sechsten Klasse kam dann die Orgel hinzu. „Der neue Kirchenmusiker kam damals in alle Klassen und hat gefragt, wer Orgelunterricht möchte, spontan habe ich mich gemeldet“, erinnert sich der professionelle Musiker. Erst am Nachmittag habe er dann seine Eltern gefragt, die das Interesse ihres Sohnes gleich unterstützten. Musik sei immer seine erste Wahl gewesen, sagt Gregor Simon. „Gebe es die nicht, hätte ich vielleicht Mathematik oder Jura studiert.“So hat er sich für ein Studium der Kirchenmusik in Saarbrücken, anschließend in München, entschieden. Ins Saarland habe es ihn gezogen, weil er unbedingt beim Organisten Daniel Roth studieren wollte.
Anschließend hat Gregor Simon seine Passion zum Beruf gemacht. „Es ist eine schöne Herausforderung, den gigantischen Schatz phantastischer Musikwerke vom Mittelalter bis zur Gegenwart zu studieren, immer wieder Neues zu entdecken, es wochen- und monatelang einzuüben, sei es alleine an der Orgel, sei es miteinander im Chorgesang und zu erleben, wie dies guttut und aufbaut.“Der Organist, der regelmäßig auch die sonntäglichen Gottesdienste im Münster musikalisch begleitet, betont, dass er sich wohlfühle in Obermarchtal und auch mit seiner Arbeit als Organist. „Wir haben hier einen sehr guten Pfarrer und auch mit allen hauptund nebenberuflichen Angestellten der Akademie, des Bildungshauses und der Kirchengemeinde macht die Zusammenarbeit wirklich Spaß“, sagt Gregor Simon. Deshalb habe er sich vor Kurzem auch bereiterklärt, auch die Leitung des Obermarchtaler Kirchenchores zu übernehmen. „Es ist eine große Freude, mit den Sängern zu arbeiten“, sagt der Chorleiter, der auch mit dem Konzertchor Oberschwaben und dem Oratorienchor Liederkranz Ravensburg arbeitet. „Ich bin dankbar, dass ich mit vielen Menschen viel gute Musik machen kann“, sagt Gregor Simon.
Wenn er dazukommt, komponiert der 48-Jährige selbst Stücke für Chor und/oder Orgel. Er hat bei mehreren Kompositionswettbewerben Preise erhalten. Dieses Jahr veröffentlicht der Carus-Verlag in seiner Reihe „Contemporary Music“
Gregor Simons
„Ave verum“für sechsstimmigen
Chor. „Für das Komponieren muss ich mich aber aus dem Alltag rausnehmen, was nicht immer einfach ist“, sagt Gregor Simon. Das gehe am Besten in den Ferien. So hat der Kirchenmusiker kürzlich für die Kulturstiftung Annerose und Otmar Weigele ein Stück für Chor und Bläser aus Anlass des 200. Todestages des Biberacher Komponisten Justin Heinrich Knecht geschrieben.
„Das zeitlich Aufwendigste beim Komponieren ist die Partituren in das Notenschreibprogramm im Computer zu übertragen“, erklärt Gregor Simon.