Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Trauer um ein ausgekocht­es Schlitzohr

Hollywood-Legende Burt Reynolds stirbt mit 82 Jahren

- Von Barbara Munker

LOS ANGELES (dpa) - Bis ins hohe Alter konnte er es nicht lassen. Der alternde Burt Reynolds gab sich immer noch gerne als strahlende­r Charmeur, mit Schnauzbar­t, Halstuch, grauem Toupet, gelegentli­ch auch mit rosa Sonnenbril­le. „Ich bin froh darüber, dass ich 80 werde“, witzelte er 2016 in der US-Zeitschrif­t „Closer Weekly“. Und fügte mit sarkastisc­hem Witz hinzu: „Denn die Alternativ­e ist ziemlich düster!“Nun trauert Hollywood um eine Legende: Burt Reynolds ist am Donnerstag in einem Krankenhau­s im US-Bundesstaa­t Florida mit 82 Jahren an einer Herzattack­e gestorben.

Hollywoods „ausgekocht­es Schlitzohr“klopfte lange Zeit große Sprüche. In den 70er- und 80er-Jahren wurde er nach Hit-Thrillern wie „Beim Sterben ist jeder der Erste“und „Ein ausgekocht­es Schlitzohr“zum Kassenmagn­et. Seine Karriere und sein Leben waren ein filmreifes Wechselbad, mit Millioneng­agen, Flops und Bankrotter­klärungen und längeren Krankheit. Und mit einer schlagzeil­enträchtig­e Scheidung von Kollegin Loni Anderson, mit einem bitteren Rechtsstre­it um Alimente für den Adoptivsoh­n.

Burt Reynolds zog in seinen Memoiren „But Enough About Me“(„Aber genug von mir“) und in Interviews Bilanz. Er habe sich oft „wie ein Arschloch“verhalten und nur an sich gedacht, gestand er. „Ich hoffe, ich kann einiges davon noch gutmachen“, sagte er 2015 dem Magazin „GQ“.

1972 erschien Reynolds in der Zeitschrif­t „Cosmopolit­an“als erster Mann nackt und zum Ausklappen. Plötzlich war er das neue Sexsymbol von Hollywood. „Ich war sehr jung und sehr blöd, und es hat meiner Karriere gar nichts gebracht“, sagte er in der Sendung „Entertainm­ent Tonight“. Darin bedauerte er auch, zahlreiche Rollen ausgeschla­gen zu haben, darunter einen James-BondAuftra­g, Han Solo in „Star Wars“und den „Pretty Woman“-Part, der dann an Richard Gere ging. Auch lehnte er die Hauptrolle­n in „Einer flog über das Kuckucksne­st“und „Zeit der Zärtlichke­it“ab, mit denen Jack Nicholson zwei Oscars holte.

Einen Oscar hatte Reynolds nicht, aber dank „Boogie Nights“(1997) einen Golden Globe. Zunächst gefiel er sich nicht in der Rolle eines Pornofilm-Produzente­n, doch er begeistert­e die Kritiker, holte eine Oscar-Nominierun­g, gewann die Globe-Trophäe und feierte damit sein großes Comeback.

Danach hatte er Nebenrolle­n in Film und Fernsehen. Für Regisseur Sönke Wortmann und Produzent Til Schweiger trat er 2001 in „Der Himmel von Hollywood“und „Auf Herz und Nieren“vor die Kamera. Mit Sylvester Stallone gab er in der Rennfahrer-Story „Driven“Gas. Der deutsche Regisseur Uwe Boll setzte ihn in der Videospiel­verfilmung „Schwerter des Königs – Dungeon Siege“(2007) als König ein. In dem Drama „All In – Alles oder nichts“(2008) glänzte er als alter Poker-Profi. Reynolds betrieb in seiner Heimat Florida, auch eine Schauspiel­schule.

 ?? FOTO: ANGELA WEISS ?? Sein Leben war filmreif: Burt Reynolds ist im Alter von 82 Jahren gestorben.
FOTO: ANGELA WEISS Sein Leben war filmreif: Burt Reynolds ist im Alter von 82 Jahren gestorben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany