Eine Clownin für Senioren
Irene Gröh-Schaufler aus Merklingen ist auch in Ehingen unterwegs
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MERKLINGEN - Irene Gröh-Schaufler setzt sich ihre rote Clownsnase und einen grünen Hut auf. Beides sind Bestandteile einer Verkleidung, die eigentlich keine ist. „Clown zu sein, ist keine Rolle. Man konzentriert sich auf seine innere Mitte“, sagt die gebürtige Merklingerin. Die heute 51-Jährige denkt an die vergangenen Jahre zurück. An eine Zeit, in der sie sich selbst erst als Clown finden musste.
„Alles begann im Jahr 2012. Da habe ich mir eine Auszeit gegönnt und habe vier Monate lang als Saisonkraft auf der Freiburger Hütte mitten in den Bergen gearbeitet“, erzählt Gröh-Schaufler. Zu diesem Zeitpunkt führten sie und ihr Mann das Unternehmen Auto Schaufler. Die gelernte Arzthelferin und studierte Gesundheitspädagogin wollte aber mehr. „Ich war schon immer dem Sozialen sehr verbunden. In den Bergen bin ich leidenschaftlich gerne und ich wollte einen Bergsommer erleben“, erklärt sie.
Start mit Lach-Yoga
Ihre Arbeit bei der Hütte war der Einstieg. „Ich war da nur ich – keine Geschäftsfrau, keine Mutter, keine Vereinsvorsitzende“, sagt die 51-Jährige und fügt an: „Ich war glücklich und dass, obwohl ich nicht wusste, was mich erwartet.“Die positive Stimmung der Urlaubsgäste sei überwältigend gewesen. „Im Oktober kam ich zurück, ging meine Post durch und entdeckte im Programm der Volkshochschule einen Lach-Yoga-Kurs“, berichtet Gröh-Schaufler. Die Merklingerin schaut aus ihrem Wintergarten nach draußen, dann sagt sie: „Der Clown schlummerte schon länger in mir, aber durch den Kurs ist diese Leidenschaft erweckt worden.“Es sei eine Art Tür gewesen, die sich öffnete. Sie sei dann auch mutig genug gewesen, um durch den Türspalt zu schauen. Ein Jahr später hörte sie sich um – und startete im Jahr 2014 an der Clownschule in Ravensburg. Alles berufsbegleitend.
Die Grundausbildung zum Clown mit verschiedenen Modulen dauerte ein Jahr. „Erst musste man seinen eigenen Clown finden. Es war große Biografie-Arbeit und eine, die sehr gefühlsbetont war. Da kommt man an seine Grenzen und muss lernen, damit umzugehen“, erinnert sich die Merklingerin zurück. Ein weiteres Jahr Ausbildung zum Visiten-Clown folgte. Schwerpunkte waren Demenz, Krankheit, Senioren, Kinder und natürlich auch Tod und Trauer. Mit einem öffentlichen Auftritt, der Pflicht war, schloss sie ihre Ausbildung ab. „Ich habe viele verrückte Menschen kennengelernt. Es geht darum, sein Leben auch mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten; den Standort zu verändern“, sagt sie. Seither ist Irene Gröh-Schaufler in drei Häusern unterwegs – immer in der Seniorenarbeit: beim Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Ulm, bei jenem in Merklingen und im Ehinger Haus Katrin. Zudem ist die Vorsitzende des Vereins für Homöopathie und Lebenspflege Merklingen sowie Kirchengemeinderatsmitglied auch im Clownverein Ulm aktiv. Wie läuft eine Visite bei den Senioren ab? Meist ist Irene Gröh-Schaufler ein Mal im Monat in den Häusern unterwegs. Mit der Pflegedienst- oder auch Stationsleitung gibt es eine Art Übergabe. Wer würde sich über einen Besuch freuen? Wer sollte besser in Ruhe gelassen werden? Alles beginnt dann mit einem Klopfen an der Tür des Bewohners. „Wir fragen immer, ob wir reinkommen dürfen. Aber häufig sind die Bewohner sehr neugierig. Wir spüren die Atmosphäre im Raum und das kann dann auch zum Thema werden. Zur Not bereiten wir aber auch Themen mit Liedern vor“, erzählt die 51-Jährige. Es geht von Zimmer zu Zimmer und auch in die Cafeteria. „Mit Humor geht vieles leichter von der Hand. Aber wir wissen, dass damit die Sorgen nicht weg radiert werden“, so die Merklingerin und zeigt auf: „Wir machen positiven, keinen schwarzen Humor oder Ironie. Wir wollen Interesse hervorrufen und auf Augenhöhe mit den Bewohnern sein. Dadurch entsteht Akzeptanz und so kommt man ins Gespräch.“
Name Lina und die Bedeutung Irene Gröh-Schaufler ist als Clown Lina unterwegs: Der Name ist durchdacht. Die Buchstaben stehen für „Lebenseinstellung“, „individuell“, „nah am Mensch“und „anders als die Anderen“. Manchmal erreiche man einen Bewohner auch nicht. „Aber das entmutigt mich nicht. Wir Clowns sind Lernende“, sagt GröhSchaufler, die in diesem Jahr in Konstanz noch eine Weiterbildung zur Humortrainerin absolvierte. Mit der roten Nase – die als kleinstes Verkleidungsmittel auch ein Selbstschutz ist – will sie weiter unterwegs sein. Die Merklingerin ist gerade in der Existenzgründung.
Für Interessierte: Irene GröhSchaufler ist unter der Telefonnummer 07337 / 6372 sowie per E-Mail unter mail@clown-lina.de zu erreichen.