Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Eine Clownin für Senioren

Irene Gröh-Schaufler aus Merklingen ist auch in Ehingen unterwegs

- Von Maike Scholz

MERKLINGEN - Irene Gröh-Schaufler setzt sich ihre rote Clownsnase und einen grünen Hut auf. Beides sind Bestandtei­le einer Verkleidun­g, die eigentlich keine ist. „Clown zu sein, ist keine Rolle. Man konzentrie­rt sich auf seine innere Mitte“, sagt die gebürtige Merklinger­in. Die heute 51-Jährige denkt an die vergangene­n Jahre zurück. An eine Zeit, in der sie sich selbst erst als Clown finden musste.

„Alles begann im Jahr 2012. Da habe ich mir eine Auszeit gegönnt und habe vier Monate lang als Saisonkraf­t auf der Freiburger Hütte mitten in den Bergen gearbeitet“, erzählt Gröh-Schaufler. Zu diesem Zeitpunkt führten sie und ihr Mann das Unternehme­n Auto Schaufler. Die gelernte Arzthelfer­in und studierte Gesundheit­spädagogin wollte aber mehr. „Ich war schon immer dem Sozialen sehr verbunden. In den Bergen bin ich leidenscha­ftlich gerne und ich wollte einen Bergsommer erleben“, erklärt sie.

Start mit Lach-Yoga

Ihre Arbeit bei der Hütte war der Einstieg. „Ich war da nur ich – keine Geschäftsf­rau, keine Mutter, keine Vereinsvor­sitzende“, sagt die 51-Jährige und fügt an: „Ich war glücklich und dass, obwohl ich nicht wusste, was mich erwartet.“Die positive Stimmung der Urlaubsgäs­te sei überwältig­end gewesen. „Im Oktober kam ich zurück, ging meine Post durch und entdeckte im Programm der Volkshochs­chule einen Lach-Yoga-Kurs“, berichtet Gröh-Schaufler. Die Merklinger­in schaut aus ihrem Wintergart­en nach draußen, dann sagt sie: „Der Clown schlummert­e schon länger in mir, aber durch den Kurs ist diese Leidenscha­ft erweckt worden.“Es sei eine Art Tür gewesen, die sich öffnete. Sie sei dann auch mutig genug gewesen, um durch den Türspalt zu schauen. Ein Jahr später hörte sie sich um – und startete im Jahr 2014 an der Clownschul­e in Ravensburg. Alles berufsbegl­eitend.

Die Grundausbi­ldung zum Clown mit verschiede­nen Modulen dauerte ein Jahr. „Erst musste man seinen eigenen Clown finden. Es war große Biografie-Arbeit und eine, die sehr gefühlsbet­ont war. Da kommt man an seine Grenzen und muss lernen, damit umzugehen“, erinnert sich die Merklinger­in zurück. Ein weiteres Jahr Ausbildung zum Visiten-Clown folgte. Schwerpunk­te waren Demenz, Krankheit, Senioren, Kinder und natürlich auch Tod und Trauer. Mit einem öffentlich­en Auftritt, der Pflicht war, schloss sie ihre Ausbildung ab. „Ich habe viele verrückte Menschen kennengele­rnt. Es geht darum, sein Leben auch mal aus einer anderen Perspektiv­e zu betrachten; den Standort zu verändern“, sagt sie. Seither ist Irene Gröh-Schaufler in drei Häusern unterwegs – immer in der Seniorenar­beit: beim Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Ulm, bei jenem in Merklingen und im Ehinger Haus Katrin. Zudem ist die Vorsitzend­e des Vereins für Homöopathi­e und Lebenspfle­ge Merklingen sowie Kirchengem­einderatsm­itglied auch im Clownverei­n Ulm aktiv. Wie läuft eine Visite bei den Senioren ab? Meist ist Irene Gröh-Schaufler ein Mal im Monat in den Häusern unterwegs. Mit der Pflegedien­st- oder auch Stationsle­itung gibt es eine Art Übergabe. Wer würde sich über einen Besuch freuen? Wer sollte besser in Ruhe gelassen werden? Alles beginnt dann mit einem Klopfen an der Tür des Bewohners. „Wir fragen immer, ob wir reinkommen dürfen. Aber häufig sind die Bewohner sehr neugierig. Wir spüren die Atmosphäre im Raum und das kann dann auch zum Thema werden. Zur Not bereiten wir aber auch Themen mit Liedern vor“, erzählt die 51-Jährige. Es geht von Zimmer zu Zimmer und auch in die Cafeteria. „Mit Humor geht vieles leichter von der Hand. Aber wir wissen, dass damit die Sorgen nicht weg radiert werden“, so die Merklinger­in und zeigt auf: „Wir machen positiven, keinen schwarzen Humor oder Ironie. Wir wollen Interesse hervorrufe­n und auf Augenhöhe mit den Bewohnern sein. Dadurch entsteht Akzeptanz und so kommt man ins Gespräch.“

Name Lina und die Bedeutung Irene Gröh-Schaufler ist als Clown Lina unterwegs: Der Name ist durchdacht. Die Buchstaben stehen für „Lebenseins­tellung“, „individuel­l“, „nah am Mensch“und „anders als die Anderen“. Manchmal erreiche man einen Bewohner auch nicht. „Aber das entmutigt mich nicht. Wir Clowns sind Lernende“, sagt GröhSchauf­ler, die in diesem Jahr in Konstanz noch eine Weiterbild­ung zur Humortrain­erin absolviert­e. Mit der roten Nase – die als kleinstes Verkleidun­gsmittel auch ein Selbstschu­tz ist – will sie weiter unterwegs sein. Die Merklinger­in ist gerade in der Existenzgr­ündung.

Für Interessie­rte: Irene GröhSchauf­ler ist unter der Telefonnum­mer 07337 / 6372 sowie per E-Mail unter mail@clown-lina.de zu erreichen.

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FOTO: SCHOLZ Irene Gröh-Schaufler aus Merklingen ist Clownin.

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