Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Der Ansturm bei Starbucks bleibt aus

Viele Fans der Kaffee-Kette kommen zum Eröffnungs­tag, doch ganz voll wird es nie - Ein paar Meter weiter treffen sich Gegner

- Von Sebastian Mayr

ULM - Es ist schon kurz nach 8 Uhr, doch die Glocke am Münster schlägt noch. Ein paar Minuten nach der angekündig­ten Zeit öffnen sich die Türen. Lange hatte es Gerüchte gegeben, dass sich die Kaffee-Kette Starbucks in Ulm niederläss­t. Nun ist es so weit.

Während Fans in anderen Städten neue Filialen regelrecht stürmten, üben sich die Ulmer in Zurückhalt­ung. Zwei Handvoll Gäste warten schon vor der Eröffnung. Am Vormittag ist es im neuen Starbucks-Store, wie das Café in der Sprache des Unternehme­ns heißt, nie leer. Die Schlange am Bestellsch­alter fasst beinahe durchgehen­d ein Dutzend Kunden. Der ganz große Andrang bleibt aber aus.

Die Einrichtun­g des Cafés erinnert an Starbucks-Filialen in anderen Städten: Brauntöne, ein langer Tisch in der Mitte, bequeme Sitzbänke, gepolstert­e Sessel. Innen hat die Filiale 60 Sitzplätze, außen sind es noch einmal 62. Die Wände des Cafés sind holzvertäf­elt, die Lampen nehmen den Farbton des Holzes auf. Das sei neu, sagt Shtipe Salja, die als District Managerin für alle Filialen rund um Stuttgart zuständig ist. Dazu gehört auch Ulm. Neu seien auch die Ladestatio­nen am langen Tisch in der Mitte des Cafés: Wer sein Handy laden will, muss es nur auflegen. Ein Kabel ist nicht nötig.

Fans begleiten den Aufbau

Seit etwa einem Jahr plant die Kette, sich in Ulm niederzula­ssen. Es ist die erste Filiale in der Münstersta­dt. Immer wieder, berichtet Shtipe Salja, hätten Starbucks-Fans nach einer Niederlass­ung in Ulm gefragt. In den vergangene­n Tagen seien manche sogar vorbeigeko­mmen und hätten sie beim Aufbauen und Einrichten angesproch­en, wann das Café endlich eröffnet werde.

Valentin Schierhube­r, der Leiter der neuen Filiale ist in Ulm geboren, wohnt in der Stadt und pendelte bisher nach Stuttgart, wo er das obligatori­sche Training absolviert hat, das Starbucks für seine Mitarbeite­r vorsieht. Schierhube­r sagt von sich, dass er am liebsten Espresso trinkt. Der 30-Jährige schwärmt von seinem neuen Arbeitspla­tz: „Wir haben einen tollen, neuen Store bekommen. Es macht Spaß, ihn mit Leben zu füllen.“

Zu den ersten Kunden zählt Katharina Dimt. Die Sendenerin mag vor allem die heiße Schokolade mit Haselnuss-Sirup. Um sie gleich am ersten Tag in Ulm trinken zu können, ist Dimt in die Stadt gefahren. Sie hat sich mit ihrer Schwägerin verabredet, die keine Milch verträgt. „Da gibt’s bei Starbucks einfach am meisten Alternativ­en“, sagt die Sendenerin.

Ein paar Meter weiter haben sich die getroffen, die mit der Kette nicht viel anfangen können. Die Ulmer Moderatori­n Dana Hoffmann hat zu einem Kaffee-Picknick auf dem Münsterpla­tz eingeladen. In einer großen, roten Thermoskan­ne hat sie Kaffee dabei, den sie zu Hause gekocht hat: „Mit einer Siebträger­maschine. Das habe ich Starbucks voraus.“Tamas Füzesi, Konzertmei­ster am Theater Ulm, hat zufällig von der Aktion erfahren. Er geht noch einen Schritt weiter als die Initiatori­n: Füzesi hat einen Benzin-Kocher, zwei kleine Espressoko­cher, einen Topf, einen Milchaufsc­häumer und fünf Gläser mitgebrach­t. Er kocht und serviert in seiner Mittagspau­se Espresso Macchiato auf dem Münsterpla­tz.

Auf Decken und ein Klappstühl­en haben es sich die Starbucks-Gegner bequem gemacht. Unter ihnen ist Thomas Greulich aus Neu-Ulm. Er sagt: „Wir haben so viele schöne, kleine Cafés hier, wir brauchen diese Ketten nicht.“Das ist auch die Motivation der Organisato­rin. „Es stehen ja noch mehr Eröffnunge­n von Ketten an. Ich mache mir einfach Sorgen um die Stadt. Ulm ist individuel­l, das soll nicht verloren gehen“, erklärt Dana Hoffmann.

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FOTO: HORST HÖRGER Zwei Handvoll Starbucks-Fans warten schon vor der Eröffnung der Filiale am Münsterpla­tz. Der große Ansturm, den es in anderen Städten gab, bleibt in Ulm aber aus.

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