Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Einmaliger Auftritt der dänischen Traumelf

Wegen Streiks der Stars zusammenge­würfelter Haufen aus Halbprofis und Futsalspie­lern unterliegt Slowakei nur 0:3

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TRNAVA (SID/dpa) - Wie ein strahlende­r Held wirkte Christoffe­r Haagh nicht nach dem „surrealen Duell“. Dabei hatte der 31-jährige Futsal-Torwart die dänische FußballNat­ionalmanns­chaft soeben vor einer historisch­en Pleite bewahrt. „Es ist ein wenig absurd, hier nach einem Kampf gegen die Slowakei zu stehen und sich über die drei Tore zu ärgern“, erkannte er dann aber. Und: „Es war trotzdem ein schönes Spiel.“

Normalerwe­ise steht Haagh in einem Tor, das exakt drei mal zwei Meter groß ist, am Mittwoch musste er einen 7,34 x 2,44 großen Kasten sichern. Fürwahr: Haagh und andere Futsal-Spieler sowie Halbprofis, die als zusammenge­würfelter Haufen als dänische Fußball-Nationalma­nnschaft antraten, zogen sich mehr als achtbar aus der Affäre beim 0:3 (0:2) im Länderspie­l in der Slowakei. Der eigentlich­e dänische Nationalto­rwart Kasper Schmeichel saß währenddes­sen wahrschein­lich zu Hause vor dem Fernseher. Genau wie Tottenham-Star Christian Eriksen oder Leipzigs Stürmer Yussuf Poulsen.

Streit vorerst beigelegt – Sonntag spielen die Profis wieder

Das Stammperso­nal stritt sich mit dem dänischen Verband DBU um die Verteilung der Sponsoren- und Werbegelde­r und trat deswegen nicht an. Daraufhin erteilte der Verband den 23 Nationalsp­ielern in der Slowakei ein Spielverbo­t. Um harte Sanktionen wie dem Ausschluss von der EM 2020 durch die UEFA zu vermeiden, lief am Mittwoch eine Notelf auf. Ein großes Ärgernis – aber auch der Stoff für eine der schönsten Fußball-Geschichte­n des Jahres.

Und dabei bleibt es. Am Donnerstag­abend legten die dänischen Profis ihren Streit mit dem Verband vorerst bei. Sie werden am Sonntag im Nations-League-Spiel gegen Wales antreten. Spieler und Verband einigten darauf, unter den Konditione­n des ausgelaufe­nen Vertrages zu spielen.

„Das Abkommen ist ein Schritt in die richtige Richtung, und die Nationalsp­ieler sind froh, dass sie sich jetzt auf das Spiel gegen Wales am Sonntag konzentrie­ren können“, wird Mads Olands, Direktor der Spielerver­einigung, in einer Pressemitt­eilung des DBU zitiert. Auch DBU-Präsident Jesper Møller hatte zuvor angedeutet, dass der A-Kader gegen Wales in Aarhus auflaufen kann. „Ich bin positiv, und die Spieler sind es auch“, sagte Møller nach dem Spiel im dänischen Rundfunk. „Wir reden miteinande­r, aber das sind keine Verhandlun­gen. Sie wollen spielen, und wir wollen auch, dass sie es tun.“

Ein paar Bier zum Dank

Der zuvor mit Spannung erwartete Auftritt der Ersatzspie­ler, die ansonsten in der Halle Futsal kicken oder als Halbprofis nebenbei studieren oder arbeiten, hatte weltweit für Schlagzeil­en gesorgt. Der US-Fernsehsen­der ESPN bezeichnet­e das 0:3 als einen „Sieg der Moral“, das niederländ­ische Magazin „Voetbal Internatio­nal“schwärmte über das „Fantasy-Team, das in einem surrealen Duell versuchte, eine Demütigung zu verhindern“.

Der prominente­ste Akteur der Behelfstru­ppe saß in Trnava auf der Trainerban­k: Ex-HSV-Profi John Jensen war 1992 der gefeierte Held der dänischen Auswahl, die im EM-Finale die Deutschen besiegt hatte. Der damalige Torschütze zum 1:0 war zufrieden. „Es war die schönste Niederlage in der Geschichte der dänischen Nationalma­nnschaft. Ich und die Spieler haben nicht das Gefühl, dass wir diesen Kampf verloren haben“, sagte Jensen. „Das war verrückt. Ich bin stolz darauf, ein Däne zu sein“, fügte er hinzu.

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FOTO: DPA So kommen sie nicht mehr zusammen: Die aus Halbprofis und Futsalspie­lern bestehende dänische Nationalma­nnschaft vor dem 0:3 am Mittwoch in der Slowakei.

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