Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Die haarigen Namen der Figaros

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Seit Jahrhunder­ten leidet der gramgebeug­te Mensch unter seinem Haarwuchs: Kopf, Achseln, Beine – alles voll davon. Nur ein paar Glückliche, vorwiegend männlichen Geschlecht­s, dürfen sich im Laufe des Älterwerde­ns über den Rückgang der ansonsten aufwendig und teuer zu pflegenden Haare freuen. Anstatt über den Wuchs zu klagen, hat der tüchtige Mensch natürlich verschiede­ne Geschäftsm­odelle entwickelt, um all der Haare gewinnträc­htig Herr zu werden. Allen voran der Friseur, der sich inzwischen vom Bart bis zu hin zu sprießende­m Fell jenseits des menschlich­en Äquators jedweder Art von Zotteln annimmt.

Dabei ist Figaro, der Barbier von Sevilla, natürlich der berühmtest­e seiner Zunft. Und weil sich Friseure gerne im Glanze dieses sagenhafte­n Haarschnei­ders sonnen, tragen überdurchs­chnittlich viele Friseursal­ons auch heute noch seinen Namen auf dem Firmenschi­ld. Gerade in diesem Gewerbe fällt es besonders auf, dass nur selten jemand das Geschäft nach dem Inhaber benennt – also zum Beispiel „Friseur Josef Müller“. Vielmehr lädt das schnittige Thema zu haarsträub­enden Namen ein, wie der unerschroc­kene Blick in die Telefonbüc­her dieser Republik beweist.

Es gibt den Salon „Vier Haareszeit­en“, „Schnipp-Schnapp“oder „HairReinsp­aziert“. Auch der appetitanr­egende Name „Haaribo“existiert, ganz zu schweigen von „Haarisma“oder – einem Etablissem­ent in Flughafenn­ähe – „Hairport“. Wie der Urvater der Friseure, Figaro, darüber denken würde, lässt sich heute nicht mehr sagen. Aber wahrschein­lich hätte er einen Fön gekriegt.

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FOTO: IMAGO Nicht haarsträub­end, sondern schlicht: Friseursch­ild.

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