Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Trockenhei­t und Wolf beherrsche­n Älpler-Diskussion­en

Mit den nun beginnende­n Viehscheid­en geht der Bergsommer zu Ende

- Von Uwe Jauß

PFRONTEN - Erst ist die Trockenhei­t ein Thema gewesen. Dann kam noch der Wolf hinzu. Hirten und Senner auf den 695 Allgäuer Hochweiden hatten diesen Sommer durchaus Aufreger zum Bereden. Direkt betroffen waren aber nur die wenigsten. Vom Alpwirtsch­aftlichen Verein des Allgäus heißt es in einer vorläufige­n Bilanz, es sei eine gute Saison gewesen. Nun müssten nur noch die Viehscheid­e glücklich verlaufen – der erste davon findet an diesem Samstagmor­gen ab 9 Uhr in Pfronten (Landkreis Ostallgäu) statt.

Gut 28 000 Jungrinder, 2500 Milchkühe, 400 Pferde sowie rund 300 Ziegen und Schafe durften heuer in die Berge. Das bedeutet Sommerfris­che auf der Alm – oder Alpe, wie die Hochweiden im Allgäu heißen. Dieser Tage geht sie zu Ende. Im Rückblick herrscht bei den Älplern offenbar Zufriedenh­eit. Mit den Worten „es war ein Supersomme­r“, hat sich bereits Franz Hage, Vorsitzend­er des Alpwirtsch­aftlichen Vereins hören lassen.

Einen einschneid­enden Schlechtwe­ttereinbru­ch hat es dieses Jahr nicht gegeben. Harsche Unglücke sind bisher ausgeblieb­en. Dennoch

war der Alpsommer bereits nach kurzer Zeit nicht mehr völlig sorgenfrei. Dies hatte mit der Trockenhei­t zu tun. Die Allgäuer Nachbarn im vorderen Bregenzerw­ald mussten sich bereits im Juni Gedanken wegen des ausbleiben­den Regens machen. In dieser Gegend wurden im Hochsommer auch erste hochgelege­ne Alpen vom Vieh geräumt. Nicht nur, dass Wasser für die Tiere fehlte: Auch das Gras wuchs nicht nach.

Die Hochweiden des Allgäus waren aber weniger betroffen. In den Bergen südlich von Oberstdorf gab es Alpen, die noch im August Wasser aus Lawinenres­ten in schattigen Gebirgsein­schnitten erhielten. Laut Informatio­nen von Michael Honisch, dem Geschäftsf­ührer des Alpwirtsch­aftlichen Vereins, sollen jedoch einige tiefer gelegene Weiden in Schwierigk­eit gekommen sein: „Speziell in den Vorbergen.“Gemeint sind damit Regionen, bevor es so richtig in die Höhe geht. Hier hätten einige Alpen die Saison frühzeitig beendet, heißt es von Honisch. Anderswo musste teilweise Wasser zu den Hochweiden gebracht werden.

Mehrere Wolfsrisse am Grünten

Heiße Sommer kennen die Älpler jedoch. Es gibt beispielsw­eise die Erinnerung an das Jahr 2003. Seinerzeit war es ähnlich trocken gewesen. Dafür ist ein anderes Thema neu gewesen: der Wolf. Zwar waren in den vergangene­n Jahren einzelne dieser Raubtiere bereits durchs Allgäu gezogen – aber ohne weitere Auffälligk­eiten. In diesem August gab es aber auf der westlichen Seite des Grünten mehrere Wolfsrisse an Kälbern auf der Weide.

Die Aufregung bei den Älplern ist groß. Der Alpwirtsch­aftliche Verein hat deutlich gemacht, dass für ihn die Anwesenhei­t des Wolfs im Alpgebiet in keiner Form akzeptabel sei. Rinder auf den Hochweiden könnten nicht effektiv vor den Raubtieren geschützt werden.

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FOTO: DPA Die Bauern schmücken ihre Tiere bei den jetzt beginnende­n Viehscheid­en.

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