Lehrstunde in Sachen Kritik
Der dreißigjährige Krieg – Tagebücher des Überlebens (ZDF, Sonntag, 19.30 Uhr)
– Der längste Krieg auf deutschem Boden, ausgelöst durch den Prager Fenstersturz im Jahr 1618, hat bis 1648 gewütet. Nicht nur in Deutschland. Ganze Landstriche in Europa wurden damals ausgelöscht, allein die deutsche Bevölkerung schrumpfte kriegsbedingt von 16,5 Millionen im Jahr 1618 auf 10,5 Millionen im Jahr 1648. In der Dokumentationsreihe „Terra x“werden jetzt Berichte von Augenzeugen vorgestellt, die vom täglichen Überlebenskamp im Schatten der großen Katastrophe erzählen. Vergilbte Tagebücher, fast unleserlich, früher auf Dachböden und jetzt in Staatsarchiven gelagert, sind Grundlage für diese spannende Lehrstunde in Sachen Geschichte. Der Film unter der Regie von Volker Schmidt-Sondermann zeigt, wie sich das Leben der Menschen damals verändert hat. Es sind die einfachen Menschen wie der Ulmer Schuhmacher Hans Heberle, die bei Nürnberg lebende Müllerin Anna Wolf oder der Söldner Peter Hagendorf, die durch ihre schriftlichen Zeugnisse 400 Jahre später Stimme und ein Gesicht bekommen.
Der Zweiteiler schafft so einen neuen Zugang zum epochalen Krieg, nicht zuletzt, weil Historiker die nachgestellten Szenen kommentieren. Vermutlich ähnlich spannend und sehenswert dürfte der zweite Teil, „Verwüstung und Versöhnung“nächsten Sonntag sein.