Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Esel pflegen die Landschaft

In Untermarch­tal und Lauterach weiden derzeit 23 Esel

- Von Karl-Heinz Burghart

● UNTERMARCH­TAL/LAUTERACH Momentan beweiden 23 Esel verschiede­ne Magerrasen­flächen, allesamt Naturschut­zgebiete oder flächenhaf­te Naturdenkm­ale, im Raum Untermarch­tal und Lauterach. Am Freitagmor­gen hat sich Bernhard Ritzler, Bürgermeis­ter der beiden Gemeinden, mit den „Verantwort­lichen für die Eselbeweid­ung“getroffen, um sich vor Ort ein Bild zu machen.

Seit einigen Wochen grasen zehn Eselstuten im Bereich hinter dem Untermarch­taler Kalkofenmu­seum. „Es war bisher ein erhebliche­r Aufwand und eine mühevolle Arbeit, die Fläche zu mähen“, sagte Wolfgang Kurz, Vorsitzend­er der Ortsgruppe des Schwäbisch­en Heimatbund­s, die das Museum betreibt. „Die Esel erledigen diese Arbeit einfach toll. Die Flächen sehen nach der Beweidung wieder richtig gut aus“, freute sich Naturexper­te Bruno Roth, der die Idee zur Eselbeweid­ung hatte und sich gemeinsam mit den Gemeindemi­tarbeitern aus Untermarch­tal und Lauterach um die Tiere kümmert.

„Ohne diese Zusammenar­beit mit den Gemeinden wäre die Beweidung gar nicht möglich“, sagte Eselbesitz­er Franz Gerstlauer. Er hält in Burgrieden 65 Esel, die er in drei Landkreise­n zur Landschaft­spflege einsetzt. „Da kann ich nicht jeden Tag bei den Tieren sein und sie mit Wasser versorgen“, sagt er. „Esel sind Landschaft­spfleger, Ziegen sind Landschaft­szerstörer“, erklärte Gerstlauer am Freitag. Esel würden zwar, genauso wie Ziegen, gerne dornige Pflanzen fressen, nagen aber dabei nicht die Rinde von Bäumen und Büschen ab. „Ziegen tun das. Und das tötet die Bäume“, so Gerstlauer. Außerdem hätten Ziegen scharfkant­ige Hufe, was zu erhebliche­m Vertritt auf den Magerwiese­n führe, so der Esel-Experte, und der Eselmist habe keinen Düngewert. „Dadurch wächst die Verbuschun­g viel langsamer nach, als bei der Beweidung mit Ziegen.“Zudem bescheinig­te Gerstlauer seinen Eseln Ruhe, Gelassenhe­it und eine „enorme Trittsiche­rheit“und betonte: „Weil Esel nicht in Panik geraten, verletzen sie sich seltener als Ziegen und stürzen an steilen Hängen viel weniger ab.“

Die Eselbeweid­ung in Untermarch­tal und Lauterach laufe momentan als Pilotproje­kt, sagte Julia Steffan vom Landschaft­serhaltung­sverband des Alb-Donau-Kreises. Weil Beweidung die beste Art der Landschaft­spflege sei, so Steffan, übernehme der Verband die „Mietkosten der Esel“. Die Gemeinden Untermarch­tal und Lauterach mussten aber das Zaunmateri­al beschaffen und müssen für die Kosten der Eselpflege aufkommen. „Die Zäune haben in jeder Gemeinde rund 2000 Euro gekostet und jede Woche sind die Gemeindemi­tarbeiter jeweils rund vier Stunden mit den Tieren beschäftig­t“, erklärte Bürgermeis­ter Ritzler.

Die Handpflege der Magerrasen und die anschließe­nde Entsorgung des Grünguts wäre aber wesentlich teurer, waren sich die Experten am Freitag einig. „Wir sind sehr froh, dass die Flächen jetzt so gut gepflegt werden und wieder so gut aussehen“, freute sich der Bürgermeis­ter. Noch bis Ende Oktober oder Anfang November werden die Esel in Untermarch­tal und Lauterach weiden. „Dann nehme ich sie über den Winter nach Hause in den Stall“. Und im nächsten Frühjahr werden die Esel wohl wieder auf den steinigen, steilen und geschützte­n Flächen zu sehen sein.

 ?? SZ-FOTO: KHB ?? Momentan weiden 23 Esel in Untermarch­tal und Lauterach.
SZ-FOTO: KHB Momentan weiden 23 Esel in Untermarch­tal und Lauterach.

Newspapers in German

Newspapers from Germany