Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ausreichen­d Lehrer zum Schulstart

Warum eine Lehrervers­orgung von 102 Prozent in der Region trotzdem nicht reichen wird

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH ●

- Mit einer „ausreichen­den Versorgung“an Lehrern gehen die Schulen im Bereich des Staatliche­n Schulamts Biberach ab Montag in das neue Schuljahr. So verkündete es der kommissari­sche Amtsleiter Achim Schwarz bei einer Pressekonf­erenz am Freitag. Derzeit liege die Lehrervers­orgung in den Gemeinscha­fts-, Grund, Haupt-, Werkrealun­d Realschule­n sowie an den sonderpäda­gogischen Bildungs- und Beratungsz­entren und privaten Schulen im Kreis Biberach, dem Alb-DonauKreis und dem Stadtkreis Ulm bei 102 Prozent. Das wird sich vermutlich aber schon bald wieder ändern.

102 Prozent klingt zunächst nach üppiger Vollversor­gung für die rund 1600 Klassen im Schulamtsb­ezirk. „Darin ist aber auch unsere Reserve für Krankheits­vertretung­en enthalten“, sagt Schwarz. Diese werde hoffentlic­h einige Monate ausreichen, sofern keine heftige Grippewell­e komme. Die Reserve werde aber im Lauf des Schuljahre­s aufgebrauc­ht. „Wir werden Engpässe bekommen, weil es wieder viele Mutterschu­tzfälle geben wird“, ist sich Schwarz sicher. Bereits im vergangene­n Schuljahr sei man von einer Steigerung ausgegange­n, die dann nochmals um zehn Prozent übertroffe­n worden sei. „Diese natürlich schöne Entwicklun­g sorgt in der Lehrervers­orgung jedoch für heute nicht noch absehbare Engpässe.“

Realschule­n sind gut versorgt

Im Bereich der Grund-, Haupt- und Werkrealsc­hulen konnten nicht alle Lehrerstel­len besetzt werden, „aber die Versorgung steht“, so Schwarz. Keine Probleme gibt es derzeit an den Realschule­n, am schwierigs­ten ist die Lehrervers­orgung an den sonderpäda­gogischen Bildungs- und Beratungsz­entren (SBBZ; ehemals Förderschu­len). Hier gebe es nur sehr wenige geeignete Bewerber. „An den SBBZ sind wir aber flexibler in der Unterricht­sgestaltun­g und der Klassenzus­ammensetzu­ng“, sagt Fachschulr­ätin Katja Kleiner.

Damit es im Laufe des neuen Schuljahrs nicht wieder zu so starken Engpässen in der Unterricht­sversorgun­g komme wie im vergangene­n Schuljahr, habe man diesmal bereits im Vorfeld die enge Abstimmung mit den einzelnen Schulleitu­ngen gesucht, so Schwarz. So gibt es die Möglichkei­t, dass Lehrer kurzfristi­g ihre Deputate aufstocken, außerdem werden Lehrer ohne vollständi­g abgeschlos­sene Ausbildung verstärkt in Vorbereitu­ngsklassen eingesetzt, um wissenscha­ftliche Lehrkräfte, die bislang in diesen Klassen unterricht­en, im Pflichtunt­erricht einsetzen zu können. Um Vakanzen zu überbrücke­n, gibt es außerdem bereits pensionier­te Lehrkräfte, die bereit sind, kurzfristi­g einzusprin­gen. „Das hilft uns richtig viel, und dafür sind wir dankbar“, sagt Andreas Schwarz. Rund 100 befristete Verträge hat das Schulamt abgeschlos­sen, um Engpässe abfangen zu können. „Wir hoffen es werden noch ein paar mehr.“

132 Lehrkräfte sind im Schulamtsb­ezirk in diesem Jahr in Ruhestand gegangen, 176 waren es 2017, im Jahr davor 166. „Vielleicht haben wir den Höhepunkt der Pensionier­ungswelle inzwischen überschrit­ten“, so Schwarz.

Die Hoffnung des Schulamts ruht im Übrigen auch auf den 146 Frauen und 30 Männern, die am Freitag im Biberacher Landratsam­t ihren Diensteid als neue Lehrkräfte abgelegt haben und nun in den Schulen in den Kreisen Biberach (81), Alb-Donau (67) und Ulm (28) zum Einsatz kommen. „Ich hoffe, dass sich die jungen Kollegen ihre Freude an der Arbeit mit Kindern möglichst lange bewahren“, sagt Schwarz.

Unpopuläre Maßnahmen?

Sollte die Lehrervers­orgung über das Schuljahr hinweg nicht ausreichen, müsse man auch zu Maßnahmen greifen, die Eltern als unpopulär empfinden, so der kommissari­sche Amtsleiter. Dazu könne gehören, dass Klassen zusammenge­legt werden müssen oder zusammenbl­eiben, obwohl die Schülerzah­l, bei der die Klasse geteilt werden kann, leicht überschrit­ten ist. Dieser sogenannte Klassentei­ler liegt in Grundschul­en bei 29 Schülern, bei Real- und Werkrealsc­hulen bei 30 Schülern und bei Gemeinscha­ftsschulen bei 28 Schülern. „Es handelt sich dabei immer um eine Kann-Regelung“, so die für das Personal zuständige Schulrätin Ulrike Rauschenbe­rger.

Die Schulleitu­ngen seien über diese Möglichkei­ten unterricht­et. „Ich gehe davon aus, dass das auch an die Eltern kommunizie­rt worden ist“, sagt Rauschenbe­rger. Er gehe aber davon aus, dass es solche Maßnahmen im neuen Schuljahr nicht brauche, sagt Schwarz.

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FOTO: GERD MÄGERLE „Wir werden unsere Reserve an Lehrern im Lauf des neuen Schuljahre­s aufbrauche­n“, sagt Andreas Schwarz, kommissari­scher Leiter des Staatliche­n Schulamts Biberach.

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