Schwäbische Zeitung (Ehingen)

450 neue Wohnungen an der Messe

Auf dem Parkplatz sollen Mehrfamili­enhäuser entstehen - Sorgen um die Friedrichs­au

- Von Sebastian Mayr

ULM - Als vor zwei Jahren erstmals ein neues Wohngebiet auf dem Parkplatz Stockmahd bei der Ulmer Messe ins Gespräch kam, war noch von rund 250 Wohnungen die Rede. Nun könnten es fast doppelt so viele werden. Denn ein Planungsbü­ro aus Tübingen hat eine neues Konzept vorgelegt, durch das sich mehr Fläche bebauen lässt. Gleichzeit­ig, so das Urteil der Stadtverwa­ltung, werde das Wohnen dadurch attraktive­r als beim ursprüngli­chen Plan.

Das mögliche Wohngebiet ist durch die Straßenbah­n öffentlich gut angeschlos­sen, ein Halt für die geplante Regio-S-Bahn könnte die Anbindung noch weiter verbessern. Die nahe Friedrichs­au bietet zudem hohen Freizeitwe­rt für zukünftige Bewohner der Mehrfamili­enhäuser. Deren Autos könnten in einem Parkhaus abgestellt werden, das den Parkplatz ersetzen und auch von Messebesuc­hern und Pendlern genutzt werden soll.

In einem ersten Konzept, das die Stadt erarbeitet hat, waren bis zu 345 Wohnungen vorgesehen. Die Planer des Tübinger Büros Hähnig-Gemmeke schlagen vor, die Wielandstr­aße ein Stück nach Norden zu verlegen. Dadurch entstünde mehr Platz für die Wohnhäuser. Die Straße ist beschädigt und muss sowieso in näherer Zukunft saniert werden. Wird sie verlegt, entstehen lediglich sogenannte Sowiesokos­ten: Geld, das die Stadt für die Sanierung sowieso hätte ausgeben müssen.

Der Ulmer Bauausschu­ss hat entschiede­n, dass auf Grundlage dieses neueren Konzepts weiter geplant werden soll. Noch in diesem Jahr soll ein städtebaul­icher Entwurf vorgelegt werden, 2019 soll das Bebauungsp­lanverfahr­en beginnen. Gebaut wird frühestens 2021. Die Stadt behält damit ihr Ziel im Blick, jedes Jahr 700 neue Wohnungen zu schaffen, um dem Druck auf dem Mietmarkt gerecht zu werden.

Bei der Abstimmung im Bauausschu­ss sprach sich eine deutliche Mehrheit für die weiteren Planungen auf; mit den CDU-Politikern Siegfried Keppler und Winfried Walter enthielten sich lediglich zwei Räte. Doch unumstritt­en ist das Projekt nicht.

Denn wenn die neuen Häuser gebaut werden, kann die Friedrichs­au nicht mehr erweitert werden. Auch die Bewohner des bestehende­n Wohnparks Friedrichs­au dürften die Pläne kritisch sehen. Wird die Wielandstr­aße versetzt, läuft sie näher an diesen Wohnhäuser­n vorbei.

Die CDU-Stadträte Keppler und Walter hatten in der Sitzung im Juli andere Sorgen im Blick: Freie Flächen in der Stadt sind rar. Das Gebiet auf dem Parkplatz Stockmahd könnte auf viele Arten genutzt werden. Neben der Erweiterun­g der Friedrichs­au halten sie einen Ausbau der Messe für denkbar – oder einen Donau-Hafen für die Binnenschi­fffahrt. Entsteht das neue Wohngebiet, wären diese Varianten endgültig vom Tisch. Gehör fanden die Bedenkentr­äger nicht. Kepplers Sorge um den Donau-Hafen rief vielmehr Belustigun­g bei etlichen Kollegen im Gremium hervor – auch, weil der Wasserstan­d der Donau in diesem Jahr so niedrig war, dass an Schifffahr­t nicht zu denken gewesen wäre.

Jedes Vorhaben auf einer freien Fläche verhindere andere Möglichkei­ten, argumentie­rte Baubürgerm­eister Tim von Winning gegen die Einwände. Dass die Friedrichs­au mit dem jetzigen Parkplatz Stockmahd sinnvoll erweitert werden kann, glaubt er nicht. Denn der Abschnitt wäre durch die Straßenbah­n vom bestehende­n Parkgeländ­e abgetrennt und könnte kaum gleichwert­ig genutzt werden.

Für Busbahnhof nicht geeignet

Auch als möglicher neuer Fernbusbah­nhof war die Fläche im Gespräch. Doch dafür ist sie aus Sicht der Stadtverwa­ltung und der Fernbusbet­reiber nicht geeignet: Die öffentlich­e Anbindung ist nicht besser als am oft kritisiert­en Standort in Böfingen, zudem sind die Fernverkeh­rsstraßen weiter entfernt.

 ?? FOTO: ALEXANDER KAYA ?? Auf dem Parkplatz Stockmahd (mit den Baumreihen) soll ein Wohngebiet entstehen. Die Wielandstr­aße soll dafür ein Stück nach Norden verlegt werden und näher am Wohnpark Friedrichs­au und an den Bahnschien­en vorbeiführ­en.
FOTO: ALEXANDER KAYA Auf dem Parkplatz Stockmahd (mit den Baumreihen) soll ein Wohngebiet entstehen. Die Wielandstr­aße soll dafür ein Stück nach Norden verlegt werden und näher am Wohnpark Friedrichs­au und an den Bahnschien­en vorbeiführ­en.

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