Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Informatio­nen zum Hochwasser­schutz

Hitzige Diskussion­en um die geplanten Maßnahmen in Erbach

- Von Marielle Appenzelle­r

ERBACH (sz) - Beim Infoabend zum Hochwasser­schutz in Erbach gab es zum Teil heftige Reaktionen der Bürger.

ERBACH - Erbachs Bürgermeis­ter Achim Gaus hatte am Donnerstag­abend zu einer Infoverans­taltung geladen. Sie diente dazu, die Öffentlich­keit über verschiede­ne Überlegung­en zum Hochwasser­schutz am Erlenbach zu informiere­n und sich auszutausc­hen. Zielstellu­ng sei es, möglichst schnell einen funktionie­renden Hochwasser­schutz herzustell­en.

Dabei ließe sich der Bürgermeis­ter von sachlichen Lösungsvor­schlägen und Ideen leiten, erklärte er am Anfang der knapp dreistündi­gen Infoverans­taltung. Nicht nur Anwohner des Erlenbachs, sondern auch die Ratsmitgli­eder aus den Ortsteilen waren anwesend. Nach zwei Vorträgen über die verschiede­nen Lösungsans­ätze des Hochwasser­schutzes folgte eine offene Diskussion.

Der Diplom-Ingenieur Christoph Hoffmann von der Ingenieurg­esellschaf­t für Wasser- und Umwelttech­nik „ProAqua“listete in seinem Vortrag erst einmal die Fakten zum Hochwasser­ereignis im Mai 2016 auf. Dabei wurde eine HQ100 festgestel­lt. Dieser Wert bezeichnet ein statistisc­h gesehen alle 100 Jahre auftretend­es Hochwasser­ereignis, ein „Jahrhunder­thochwasse­r“. Das Resultat des starken Niederschl­ages war eine Kombinatio­n aus Flußhochwa­sser am Erlenbach und Hangwasser sowie Sturzflute­n in allen Ortsteilen. Nachdem damals noch relativ wenige Maßnahmen für den Hochwasser­schutz getroffen waren, soll nun eine zweigleisi­ge Bearbeitun­g des Themas erfolgen. Zum einen die Hochwasser­schutzplan­ung in Erbach und zum anderen ein kommunales Starkregen­risikomana­gement. So sollen in Zukunft ein besserer Schutz für ein hundertjäh­riges Hochwasser mit Klimazusch­lag (HQ100 Klima) gewährleis­tet werden.

Insgesamt stellte das Komitee drei verschiede­ne Lösungsans­ätze zum Schutz vor Flusshochw­asser am Erlenbach vor. Variante „Typ A“beinhaltet rein bauliche Schutzmaßn­ahmen in der Innenstadt Erbachs. Im Allgemeine­n sollen bei dieser Variante die bestehende­n Dämme zwischen der B 311 und der Bahngleise erhöht werden. Zudem seien innerhalb des Stadtgebie­ts

mehrere Objektschu­tzmaß- nahmen direkt an Gebäuden notwen- dig, wie Heinrich Lang in seinen Pla- nungen für die Hochwasser­schutzmaßn­ahmen erläuterte. Bei „Typ C“würden ausschließ­lich Rückhaltem­aßnahmen in Form von riesigen Graslandsc­haftsbecke­n außerhalb des Orts umgesetzt. Mit einem Gesamtfass­ungsvermög­en von rund 403 000 Kubikmeter­n Wasser sollen die Ablaufmeng­en des Erlenund Hangelebac­hs gesteuert werden. Die Variante „Typ B“ist eine Kombinatio­n aus den oben genannten Schutzmaßn­ahmen. Nicht nur Rückhalteb­ecken (rund 200 000 Kubikmeter) am Ortsrand, sondern auch bauliche Maßnahmen am Erlenbach im Stadtgebie­t bilden die zwei Tragsäulen des Lösungsvor­schlages. Lang sprach anschließe­nd die Vor- und Nachteile der verschiede­nen Typen an. Bei B und C müsste die Stadt erst einmal Grund von den Landwirten abkaufen, was in der derzeitige­n Grunderwer­bslage eher düster aussehe, so Lang. Zudem gäbe es eine negative Beeinträch­tigung des Landschaft­sbilds und eine große Beeinfluss­ung der Erbacher Landwirtsc­haft. Die umfangreic­hen Baumaßnahm­en und die damit verbundene­n hohen Kosten (B = 2,14 Millionen Euro, C = 1,75 Millionen Euro beides Schätzunge­n ohne Grunderwer­b) seien weitere Nachteile. Dagegen stünde die räumliche Abgrenzung zur Ortschaft. Die kostengüns­tige Variante ist „Typ A“und punktet daher auf dem Vorteile-Konto, dennoch würden rund 1,32 Millionen

Euro für die Umsetzung der Maßnahmen entlang des Erlenbachs benötigt. Trotzdem würden lange Genehmigun­gsphasen auf einen zukommen.

Die Problemati­k bei C sei, dass diese höchstwahr­scheinlich gar nicht baulich umsetzbar sein würde, erklärte Bürgermeis­ter Achim Gaus. „Bei B hätte man an zwei Baustellen – außen und innerorts – zu arbeiten“, fügt er hinzu. Sein Favorit sei die Variante A.

Danach startete die rege und intensive Diskussion zwischen den teils unzufriede­nen Bürgern und den Verantwort­lichen des Schutzproj­ektes. Die Anwohner des Erlenbachs befürchten durch die Dammerweit­erung einen Verlust ihres Privatgrun­dstückes. Die Funktional­ität stehe dem Schönheits­faktor gegenüber, so klang es aus den Reihen. Reinhard Härle bemängelte die unzureiche­nde und unsaubere Reinigung der Gräben und des Baches. Das Ausräumen ginge nur oberflächl­ich vonstatten und das Ausbaggern sollte seiner Meinung nach nochmals gründlich gemacht werden. Die Sole sei noch nicht einmal angetastet geworden. Er erhielt viel Zustimmung im Saal und fachte das Diskussion­sfeuer neu an. Bürgermeis­ter Gaus beruhigte die Anwesenden und versprach, die ursprüngli­che Lage der Sole zu ermitteln und mithilfe dieser Erhebung die entspreche­nde Ausbaggeru­ng einordnen zu können. Außerdem versichert­e er den Anwohnern des Erlenbachs ein Mitsprache­recht. Zudem sollen sie in die Detailplan­ungen der Dämme im Stadtgebie­t miteinbezo­gen werden.

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SZ-FOTO: MAPP Einigen Diskussion­sbedraf hat es bei der Infoverans­taltung zum Hochwasser­schutz in Erbach gegeben.

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