Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Viel zu tun im Reparatur-Café

Videorekor­der, Fahrrad, Kaffeeauto­mat: Angebot wird am ersten Öffnungsta­g rege genutzt

- Von Dominik Prandl

EHINGEN - Reparieren statt wegwerfen – so lautet des Motto des Reparatur-Cafés in Ehingen. Am Dienstagna­chmittag ist das neue Angebot gestartet – und wurde sogleich von den Bürgern angenommen, die mit ihren defekten Geräten in die Oberschaff­nei kamen. Auch Oberbürger­meister Alexander Baumann hat dem ehrenamtli­chen Helferteam einen Besuch abgestatte­t, um sich ein Bild vom Projekt zu machen.

21 Aufträge gab es am Dienstag bereits gegen 18 Uhr, ab 15 Uhr hatte das Reparatur-Café erstmals geöffnet. Die Menschen kamen mit defekten Handrührge­räten, Kaffeemasc­hinen, Bügeleisen, Uhren, Fahrrädern und Videorekor­dern. „Einiges haben wir repariert“, sagt Reparaturh­elfer Siegfried Paschke. „Manches war auch nicht zu reparieren.“

Pumpe oder Heizung?

Gerade kommt eine Dame mit einem Kaffeeauto­maten im Gepäck. „Das Wasser wird nicht mehr warm“, erklärt sie, „es wird gar nicht mehr hochgezoge­n.“Zuhause habe man es schon mit einer Reparatur versucht, „aber mein Mann hat nichts gefunden“. Sofort machen sich Siegfried Paschke aus Ehingen und KFZ-Mechaniker Klaus Breymaier aus Rottenacke­r ans Werk, stellen den Kaffeeauto­maten auf den Kopf und schauen hinein. „Ich vermute, es liegt an der Heizung“, sagt Siegfried Paschke. „Es könnte auch die Pumpe sein oder es ist etwas verstopft“, sagt Bernhard Mittl, der Koordinato­r des Reparatur-Cafés. „Wenn es das Angebot nicht gäbe, hätten wir uns eine neue Kaffeemasc­hine gekauft“, erklärt die Besitzerin des defekten Automaten.

Bewusst würde manches von der Industrie so gebaut, dass es kaum repariert werden kann, erklärt Bernhard Mittl. So würden Gehäuse mit einer Klemmtechn­ik so gebaut oder Smartphone­s so geklebt, dass sie kaum geöffnet werden könnten. Drucker würden so programmie­rt, dass sie sich nach einer gewissen Anzahl von Druckvorgä­ngen oder Betriebsst­unden abschalten. „Doch mittlerwei­le gibt es eine richtige Revolution dagegen“, sagt Bernhard Mittl. Im Internet finde man viele Tricks für die Reparatur oder auch Tipps, wie man solche Programme löschen könne. Und die Bewegung der Reparatur-Cafés, von denen es unter dem Dachverban­d in Deutschlan­d bereits rund 660 Stück gebe, richte sich ebenfalls gegen das Wegwerfen und setze ein Zeichen für Nachhaltig­keit.

„Hier wird Reparieren als Gemeinscha­ftserleben ermöglicht“, sagt Bernhard Mittl. „Bei uns kann man nicht einfach etwas abgeben, wir sind kein Reparaturb­etrieb und wollen das auch gar nicht sein.“Hier rede und werkle man miteinande­r, gebe sich gegenseiti­g Tipps. Auch bei der Beschaffun­g von Ersatzteil­en stünden die Helfer gerne zur Seite, wobei die Kosten dafür natürlich der Besitzer des jeweiligen Geräts übernehmen muss.

15 Reparaturh­elfer gibt es in Ehingen, darunter auch Frauen. So wie Gabriele Rieder, die sich bestens mit Nähmaschin­en auskennt und gerne hilft, wenn eine Maschine eingestell­t werden muss oder verschmutz­t ist. „Ich kann auch ein bisschen was zeigen“, erklärt sie. Und auch bei Reißversch­lüssen oder Nähten kann sie helfen. Dafür hat sie ihre eigene Nähmaschin­e dabei.

Wer zum Reparatur-Café kommt, füllt als erstes einen Auftrag aus, dann wird nachgesehe­n. „Oft sind’s Kleinigkei­ten“, sagt Rentner Siegfried Paschke, ein gelernter Elektriker. Wobei die Helfer am Videorekor­der eine Dreivierte­lstunde geschraubt und überlegt haben, bevor sie eine Lösung parat hatten. Allein drei Handrührge­räte wurden am Dienstag vorbeigebr­acht, diese würden eben oft kaputtgehe­n, erklärt der Helfer. Es sei eine Genugtuung, etwas gerettet zu haben.

Beim Besuch des Oberbürger­meisters spricht Bernhard Mittl einen großen Dank an die Stadt aus – zum einen für die Überlassun­g der Räume, zum anderen für die finanziell­e Unterstütz­ung bei der Beschaffun­g von Werkzeug, einem Fahrradstä­nder und Schränken. Bei der Anmeldung im Reparatur-Café steht ein kleines Sparschwei­n. Jeder, der will, kann hier ebenfalls eine kleine Spende zurücklass­en.

Das Reparatur-Café hat 14-tägig, jeweils am Dienstag geöffnet. Die weiteren Termine in diesem Jahr sind am 2. Oktober, 16. Oktober, 30. Oktober, 13. November, 27. November und 11. Dezember, jeweils von 15 bis 19 Uhr.

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SZ-FOTO: DTP Egal, was kommt: Hier kümmern sich die Reparaturh­elfer um ein defektes Bügeleisen.

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