Viel zu tun im Reparatur-Café
Videorekorder, Fahrrad, Kaffeeautomat: Angebot wird am ersten Öffnungstag rege genutzt
●
EHINGEN - Reparieren statt wegwerfen – so lautet des Motto des Reparatur-Cafés in Ehingen. Am Dienstagnachmittag ist das neue Angebot gestartet – und wurde sogleich von den Bürgern angenommen, die mit ihren defekten Geräten in die Oberschaffnei kamen. Auch Oberbürgermeister Alexander Baumann hat dem ehrenamtlichen Helferteam einen Besuch abgestattet, um sich ein Bild vom Projekt zu machen.
21 Aufträge gab es am Dienstag bereits gegen 18 Uhr, ab 15 Uhr hatte das Reparatur-Café erstmals geöffnet. Die Menschen kamen mit defekten Handrührgeräten, Kaffeemaschinen, Bügeleisen, Uhren, Fahrrädern und Videorekordern. „Einiges haben wir repariert“, sagt Reparaturhelfer Siegfried Paschke. „Manches war auch nicht zu reparieren.“
Pumpe oder Heizung?
Gerade kommt eine Dame mit einem Kaffeeautomaten im Gepäck. „Das Wasser wird nicht mehr warm“, erklärt sie, „es wird gar nicht mehr hochgezogen.“Zuhause habe man es schon mit einer Reparatur versucht, „aber mein Mann hat nichts gefunden“. Sofort machen sich Siegfried Paschke aus Ehingen und KFZ-Mechaniker Klaus Breymaier aus Rottenacker ans Werk, stellen den Kaffeeautomaten auf den Kopf und schauen hinein. „Ich vermute, es liegt an der Heizung“, sagt Siegfried Paschke. „Es könnte auch die Pumpe sein oder es ist etwas verstopft“, sagt Bernhard Mittl, der Koordinator des Reparatur-Cafés. „Wenn es das Angebot nicht gäbe, hätten wir uns eine neue Kaffeemaschine gekauft“, erklärt die Besitzerin des defekten Automaten.
Bewusst würde manches von der Industrie so gebaut, dass es kaum repariert werden kann, erklärt Bernhard Mittl. So würden Gehäuse mit einer Klemmtechnik so gebaut oder Smartphones so geklebt, dass sie kaum geöffnet werden könnten. Drucker würden so programmiert, dass sie sich nach einer gewissen Anzahl von Druckvorgängen oder Betriebsstunden abschalten. „Doch mittlerweile gibt es eine richtige Revolution dagegen“, sagt Bernhard Mittl. Im Internet finde man viele Tricks für die Reparatur oder auch Tipps, wie man solche Programme löschen könne. Und die Bewegung der Reparatur-Cafés, von denen es unter dem Dachverband in Deutschland bereits rund 660 Stück gebe, richte sich ebenfalls gegen das Wegwerfen und setze ein Zeichen für Nachhaltigkeit.
„Hier wird Reparieren als Gemeinschaftserleben ermöglicht“, sagt Bernhard Mittl. „Bei uns kann man nicht einfach etwas abgeben, wir sind kein Reparaturbetrieb und wollen das auch gar nicht sein.“Hier rede und werkle man miteinander, gebe sich gegenseitig Tipps. Auch bei der Beschaffung von Ersatzteilen stünden die Helfer gerne zur Seite, wobei die Kosten dafür natürlich der Besitzer des jeweiligen Geräts übernehmen muss.
15 Reparaturhelfer gibt es in Ehingen, darunter auch Frauen. So wie Gabriele Rieder, die sich bestens mit Nähmaschinen auskennt und gerne hilft, wenn eine Maschine eingestellt werden muss oder verschmutzt ist. „Ich kann auch ein bisschen was zeigen“, erklärt sie. Und auch bei Reißverschlüssen oder Nähten kann sie helfen. Dafür hat sie ihre eigene Nähmaschine dabei.
Wer zum Reparatur-Café kommt, füllt als erstes einen Auftrag aus, dann wird nachgesehen. „Oft sind’s Kleinigkeiten“, sagt Rentner Siegfried Paschke, ein gelernter Elektriker. Wobei die Helfer am Videorekorder eine Dreiviertelstunde geschraubt und überlegt haben, bevor sie eine Lösung parat hatten. Allein drei Handrührgeräte wurden am Dienstag vorbeigebracht, diese würden eben oft kaputtgehen, erklärt der Helfer. Es sei eine Genugtuung, etwas gerettet zu haben.
Beim Besuch des Oberbürgermeisters spricht Bernhard Mittl einen großen Dank an die Stadt aus – zum einen für die Überlassung der Räume, zum anderen für die finanzielle Unterstützung bei der Beschaffung von Werkzeug, einem Fahrradständer und Schränken. Bei der Anmeldung im Reparatur-Café steht ein kleines Sparschwein. Jeder, der will, kann hier ebenfalls eine kleine Spende zurücklassen.
Das Reparatur-Café hat 14-tägig, jeweils am Dienstag geöffnet. Die weiteren Termine in diesem Jahr sind am 2. Oktober, 16. Oktober, 30. Oktober, 13. November, 27. November und 11. Dezember, jeweils von 15 bis 19 Uhr.