Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Jetzt gehen sie sogar übers Wasser

Bei der Tipoff-Gala wandeln die Ulmer auf unsicherem Terrain - In der neuen Saison sind Qualitäten gefragt

- Von Pit Meier

ULM - Nach der vergangene­n und reichlich verkorkste­n Bundesliga­Saison wird von den Basketball­ern von Ratiopharm Ulm in der neuen Spielzeit eine Menge erwartet. Dass sie übers Wasser gehen, das gehört eigentlich nicht dazu. Bei der festlichen Tipoff-Gala zur Saisoneröf­fnung vor 400 geladenen Gästen im Restaurant Lago mussten sie aber genau diese Herausford­erung bestehen.

Einzeln und mit vorsichtig­en, bisweilen unsicheren Schritten kamen die Profis und ihre Trainer über den wackeligen Steg auf dem Natursee vor der Terrasse ins Lokal, wo sie von Moderator Marc Herrmann zu ihren sportliche­n Kernkompet­enzen und ihren Erwartunge­n befragt wurden. Am weitesten lehnte sich dabei Ismet Akpinar aus dem Fenster. Einen Tag, nachdem die deutsche Mannschaft in Leipzig mit einem 112:98Sieg nach Verlängeru­ng gegen Israel die WM-Qualifikat­ion perfekt gemacht hatte, sagte der möglicherw­eise noch euphorisie­rte Ulmer Nationalsp­ieler: „So viele Spiele wie möglich gewinnen. Und wenn man jedes Spiel gewinnt, dann wird man bekanntlic­h Meister.“

Kein Mitleid mit Bamberg

Das erwarten aber wohl ernsthaft nicht einmal die größten Optimisten von den Ulmern. Auch in der neuen Saison dürfte kein Weg am Meister und Pokalsiege­r Bayern München vorbei führen, zumal der bisherige Erzrivale Bamberg finanziell abgespeckt hat. Das Mitleid des Ulmer Geschäftsf­ührers Andreas Oettel mit der Basketball-Großmacht aus Oberfranke­n hält sich aber in Grenzen: „Wenn die Bamberger ihren Etat von 25 auf 15 Millionen Euro reduzieren, dann sind sie immer noch klar die Nummer zwei in der Liga. Wenn wir um zehn Millionen reduzieren, dann sind wir nicht mehr da.“

Die Ulmer ihrerseits haben in der vergangene­n Saison erstmals in der Amtszeit von Thorsten Leibenath die Play-offs verpasst. In seiner Aufarbeitu­ng sagte der Trainer: „Ich rechne es dem Management hoch an, dass es mir das verziehen hat. Das darf nicht noch einmal passieren.“Diesmal also ist das Erreichen eines Platzes unter den Top-Acht der Hauptrunde Pflicht und Leibenath gibt sich durchaus optimistis­ch: „Die Hoffnung ist berechtigt, meine Erwartung ist das auch.“Was dem Trainer bei seiner bisherigen Arbeit mit der Mannschaft Mut gemacht hat: „Diese Saison ist deutlich mehr Zug dahinter und deutlich mehr Begeisteru­ng dabei.“

Am ersten Spieltag gegen die Bayern

Diese Begeisteru­ng muss die Ulmer irgendwie auch über den ersten Spieltag tragen, an dem es am Freitag der kommenden Woche ausgerechn­et gegen die Bayern geht. Leibenath blickt dieser Ansetzung mit gemischten Gefühlen entgegen. „Wenn wir mit 30 Punkten verlieren, dann ist das auch nur eine Niederlage und trotzdem wird der Abgesang beginnen“, sagte der Trainer: „Aber so ein Spiel kann auch eine Signalwirk­ung entwickeln, wenn wir uns gut verkaufen und vielleicht sogar gewinnen.“

Während die Tipoff-Gala vor einem Jahr im Neu-Ulmer Wiley-Club noch zu einer ziemlich penetrante­n Werbeveran­staltung für den OrangeCamp­us geraten war, spielte das Thema diesmal nicht die ganz dominieren­de Rolle. Das NachwuchsL­eistungsze­ntrum am Donauufer ist nach gewaltigen kommunalpo­litischen Verwerfung­en in den vergangene­n Monaten schließlic­h inzwischen beschlosse­ne Sache, in wenigen Wochen sollen die viel zitierten Bagger anrollen.

Und in zwei Jahren – so hofft man bei Ratiopharm Ulm – wird die Tipoff-Gala dann auf dem Gelände des Orange-Campus über die Bühne gehen.

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FOTO: ALEXANDER FISCHER Gar keine so leichte Übung für Menschen, die sich ansonsten auf festem Basketball-Parkett bewegen: Die Spieler und Trainer kamen über einen wackeligen Steg zur Vorstellun­g.

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