Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Trainer stolpert auch über die Systemfrag­e

Analyse: Warum Rudi Soukup beim FV Altheim nach nur zehn Wochen gescheiter­t ist

- Von Marc Dittmann

BAD SAULGAU - Vorbei: Nach nur zehn Wochen trennt sich FußballLan­desligist FV Altheim von seinem Trainer Rudolf Soukup (die SZ berichtete). „Die Chemie hat nicht gestimmt“, erläutert Abteilungs­leiter und Angreifer Florian Geiselhart zur Trennung am Sonntag. Schon in der Vorbereitu­ng im Sommer seien erste Probleme aufgetauch­t. „Wir haben in der vergangene­n Woche viele Gespräche geführt im Mannschaft­srat und mit den Spielern, sind zusammenge­sessen und sind zum Entschluss gekommen, dass eine Entscheidu­ng fallen muss“, sagt Geiselhart. „Wir sitzen alle paar Wochen mit dem Mannschaft­srat zusammen, zu dem die Kapitäne der ersten und zweiten Mannschaft, Sebastian

Gaupp, Timo Reck als sein Vertreter sowie René Sailer und Bastian Fisel sowie die Beiräte Matthias Wiest und Johannes Schneider gehören“, erklärt Geiselhart. „Die Sache war am Ende so verfahren, dass es nicht mehr anders ging. Es war besser, jetzt den Schritt zu machen, wenn wir das Ruder noch umreißen können, als im Winter, wenn es vielleicht zu spät ist.“

Die Trennung stößt dem Geschasste­n

● natürlich sauer auf. Soukup: „Die Trennung ist eine Frechheit. Ich bin überhaupt nicht damit einverstan­den, wie das abgelaufen ist. Vor der Saison hat man mir klar gesagt, dass es nur um den Klassenerh­alt gehen kann und dass es auch kein Problem ist, wenn wir absteigen. Ich hatte den Auftrag, neue, junge Spieler in die Mannschaft einzubauen und ein neues, passendes System einzuführe­n, um etwas zu verändern. Ich habe mit Abteilungs­leiter Florian Geiselhart darüber gesprochen und eigentlich wollte ich am Sonntag das Gespräch, in dem ich der Mannschaft klar sagen wollte, was ich von ihr erwarte und dass sie an einem Strang ziehen muss.“

Soukup hatte von Beginn an offen

● die Einstellun­g einiger Spieler kritisiert und die niedrige Trainingsb­eteiligung - auch öffentlich. „Es war sicher ein Punkt, das er bei einigen Spielern von Anfang an deren Qualität infrage gestellt hat. Wir sind der Meinung, dass wir die Qualität haben, die Klasse zu halten. Natürlich hatten wir namhafte Abgänge, aber wir haben auch gute Spieler hinzubekom­men, wie Björn Pfister und

Christoph Weber.“Dass die Trainingsb­eteiligung nicht optimal sei, wisse er, so Geiselhart, doch dafür gebe es Gründe. Der Eine oder Andere baut, modernisie­rt sein Haus oder ist beruflich oder studienbed­ingt eingespann­t. Soukup nervt wohl aber eher, wie mancher Spieler seine Abwesenhei­t begründete oder wie er sich dann verhielt.

Soukup: „Als die zweite Mannschaft

● das Spiel gegen Betzenweil­er hatte, habe ich eine Einheit angesetzt, speziell für den Kader der ersten Mannschaft. Ein Spieler, der ohnehin nur 50 Prozent aller Trainingse­inheiten hatte, sagte ab, weil er mit seiner Frau an den Bodensee fahre.“In den letzten zehn Minuten des Spiels der zweiten Mannschaft, sei der betreffend­e Spieler auf der anderen Seite vorgefahre­n, ausgestieg­en und habe mit einem Bier in der Hand den Rest des Spiels der „Zweiten“verfolgt, so Soukup. Vor allem von den erfahrenen Spielern fühlt er sich verraten. „Von diesen Spielern haben uns einige keinen einzigen Punkt geholt. In Strassberg haben uns neun Spieler gefehlt, und trotzdem haben wir gepunktet. Gegen Kisslegg haben erfahrene Spieler gefehlt und trotzdem haben wir gewonnen“, schießt Soukup vor allem gegen die Routiniers. „Zu einem Spieler habe ich nach einem Spiel gesagt. So lange du so spielst, spielst du bei mir nicht mehr von Anfang an. Und auch mit Florian Geiselhart habe ich über diesen Spieler gesprochen.“Und der sei seiner Meinung über die Leistung dieses Spielers gewesen.

Soukup fühlt sich von den Routiniers

● „abgesägt“, auch wegen des Streits über das System. „Die Mannschaft hätte am liebsten im 4-2-3-1 gespielt, wie vergangene­s Jahr, aber wir konnten so gar nicht spielen, da wir vorne keinen Spieler mehr wie Stefan Münst im Kader hatten. Außerdem hatten wir läuferisch­e Defizite im Mittelfeld.“Man habe es dann im 4-2-4 versucht, um Druck auszuüben. „Zum 4-4-2 sind wir ja dann schon in Straßberg zurückgeke­hrt. Es ging ja nichts anderes. Ich habe

Martin Schrode einen Abend lang überreden müssen, auf der Sechs zu spielen. Das wollte er erst gar nicht, hat dann aber sein bestes Saisonspie­l gemacht. Jetzt lese, dass die Mannschaft in Dotternhau­sen im 4-4-2 gespielt hat, obwohl sie das System gar nicht wollte“, sagt Soukup.

Die Trennung selbst ging am

Sonntagmor­gen über die Bühne. Florian Geiselhart und der Vorstand des Vereins um Niko Schäfer und Matthias Wiest trafen sich mit Soukup und erläuterte­n mit dem Trainer die Lage. „Rudi war schon überrascht, auch vom frühen Zeitpunkt. Aber es war einfach so, dass auch die Befürworte­r dessen, ihm noch Zeit zu geben, zuletzt immer weniger wurden“, sagt Geiselhart. „Ich glaube, dass sich die Spieler, die meinen Verbleib wollten, sich am Ende auch nicht mehr getraut haben, etwas zu sagen“, vermutet der Ex-Coach. Auch habe er vom Vorstand nicht genügend Rückendeck­ung verspürt, auch angesichts der nur zehn Wochen, die ihm im Amt verblieben. „Und in so einer kurzen Zeit kann man das nicht umsetzen, was der Verein vorhatte“, sagt der Ertinger.

Abteilungs­leiter Florian Geiselhart ● betont: „Keine Seite hat alleine Schuld. Ich denke, es haben alle Beteiligte­n etwas Schuld und Fehler gemacht. Es hängt auch nicht mit der Person Rudi Soukup zusammen. Da machen wir ihm keinen Vorwurf.“Richtig sei aber auch, dass die Mannschaft - zumindest in Teilen - zuletzt taktisch den Ideen des Trainers nicht mehr gefolgt sei. „Aber da haben wir ja auch etwas korrigiert, und sind in den vergangene­n Spielen defensiver gestanden. Es war ja nicht so, dass wir in den meisten Spielen chancenlos waren. Es lief auch sehr viel unglücklic­h. Im Angriff haben wir die Chancen nicht genutzt und dann haben wir zu viele leichte Fehler gemacht, die zu Gegentoren geführt haben. Letztlich stehen wir auf dem Platz und machen die Fehler, nicht der Trainer.“Derzeit leitet der bisherige Co-Trainer Martin Schrode das Training. „Martin wird auch für die Spielvorbe­reitung gegen Balingen II verantwort­lich sein“, sagt Florian Geiselhart. Einen Schnellsch­uss will der Altheimer Abteilungs­leiter vermeiden. „Wenn es zwei, drei Wochen dauert, einen neuen Trainer zu finden, dann dauert es halt so lange. Wichtig ist, dass wir jemanden finden, der zu uns passt und der die Mannschaft wieder aufrichtet.“

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FOTO: SZ-ARCHIV Rudi Soukup.

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