Schwäbische Zeitung (Ehingen)

„Aus jedem Fall können wir lernen“

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FULDA - Der Missbrauch­sskandal erschütter­t die katholisch­e Kirche. Monika Stolz, Vorsitzend­e der Missbrauch­skommissio­n im

Bistum Rottenburg-Stuttgart (Foto: dpa) will, dass die Bischöfe das Thema „sexueller Missbrauch“einheitlic­h behandeln. Auch soll auf die Betroffene­n besser eingegange­n werden, wie sie im Gespräch mit Franziska Telser sagt.

Wie verwenden Sie die Ergebnisse der Studie?

Alle Gremien beschäftig­en sich gerade damit. Auch wir als Kommission. Wir gehen die Empfehlung­en durch und schauen nach Hinweisen, wie wir als Kommission besser arbeiten können. Zum Beispiel: Sind die Ansprechpa­rtner für die Betroffene­n klar genannt? Wie transparen­t sind die Verfahren gestaltet? Wir sehen die Studie als wertvollen Hinweisgeb­er.

Wie wird mit den Betroffene­n verfahren?

Alle Kommission­smitgliede­r sind für Betroffene ansprechba­r. Wir wollen ihnen die Möglichkei­t geben, dass sie sich an die Person wenden können, der sie vertrauen. Nicht nur an einen bestimmten Ansprechpa­rtner. Der Fall wird aufgenomme­n, wir stellen die Tatsachen fest und beraten den Bischof, was getan werden soll. Wenn der Fall plausibel ist, kann der Betroffene einen Antrag stellen auf finanziell­e Leistungen in Anerkennun­g des Leids, das ihm zugefügt wurde. Letztendli­ch kann aber natürlich keine finanziell­e Zuwendung das ausgleiche­n, was dem Menschen angetan wurde.

Wie möchte die Diözese Rottenburg-Stuttgart künftige Missbrauch­sfälle vermeiden?

In den letzten fünf Jahren ist schon viel passiert. Das fängt an bei Verpflicht­ungserklär­ungen, der Vorlage eines Führungsze­ugnisses oder bei Fortbildun­gen. Es werden Verfahrens­wege installier­t und Risikoanal­ysen durchgefüh­rt. Mit dem Ziel ein Klima der Achtsamkei­t herzustell­en. Die Prävention­sbeauftrag­te sitzt in der Kommission. Jeder Missbrauch­sfall mündet auch in Prävention­sarbeit. Wir werden sexuellen Missbrauch nie ganz verhindern können. Aber aus jedem Fall können wir lernen.

Wie hoch ist die Bereitscha­ft in der Diözese, sich mit dem Thema sexueller Missbrauch auseinande­rzusetzen?

Die Tatsache, dass Bischof Fürst schon 2002 eine Kommission eingericht­et hat, zeigt: Es gibt eine ernsthafte Bereitscha­ft, dem Thema auf den Grund zu gehen. Alle Bischöfe sollte sich am Riemen reißen und zu gemeinsame­n hohen Standards des Umgangs mit sexuellem Missbrauch kommen. Das würde die Kirche auch transparen­ter machen.

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