Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ende der Eigenständ­igkeit

US-Konzern übernimmt Modehaus Versace – Donatella Versace bleibt kreativer Kopf

- Von Hannes Breustedt und Lena Klimkeit

● MAILAND/LONDON (dpa) - Das legendäre italienisc­he Modehaus Versace wird an Michael Kors verkauft. Die US-Modegruppe zahle rund 1,8 Milliarden Euro, teilte das Unternehme­n am Dienstag mit. Versace ist eine von wenigen Luxusmarke­n in Italien, die bislang noch im Besitz der Gründerfam­ilie waren. Chef-Designerin Donatella Versace soll weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Wie der exzentrisc­he Modestil ist auch das umstritten­e Aussehen – ihre blonden Haare, die straffen Gesichtszü­ge und vollen Lippen – der 63-Jährigen eng mit der Marke verknüpft.

Das Modehaus wurde 1978 von Gianni Versace gegründet. Seine Familie kontrollie­rte zuletzt noch 80 Prozent des Unternehme­ns: 20 Prozent entfielen auf Schwester Donatella, 30 Prozent auf Bruder Santo, die restlichen 50 Prozent auf Donatellas Tochter Allegra. „Donatella wird weiterhin die kreative Vision des Unternehme­ns leiten“, verkündete Michael-Kors-Chef John D. Idol. Der US-Konzern teilte zudem mit, seinen Namen im Zuge der Übernahme in Capri Holdings zu ändern.

Obwohl sich Luxus-Designermo­de angetriebe­n von einem Boom in Asien großer Beliebthei­t erfreut, tat sich Versace in den vergangene­n Jahren eher schwer. Der durch die Wirtschaft­skrise ausgelöste Konsumrück­gang hatte dem Unternehme­n zu schaffen gemacht. Nach weltweiten Stellenstr­eichungen und Sparmaßnah­men verbessert­e sich die Lage aber zuletzt wieder. Im vergangene­n Jahr kehrte das Mailänder Modehaus in die schwarzen Zahlen zurück und erzielte bei einem Umsatz von 686 Millionen Euro einen Gewinn von 15 Millionen Euro.

Versace kämpft im Luxus-Segment mit harter Konkurrenz etwa durch den zum französisc­hen Branchenri­esen LVMH gehörenden Rivalen Louis Vuitton und andere Nobelmarke­n wie Gucci oder Prada. Der Markt brummt insbesonde­re dank starker Nachfrage aus China. Doch auch in Deutschlan­d oder den USA steht teure Designermo­de durchaus hoch im Kurs – zum Beispiel in der auf Statussymb­ole bedachten RapSzene. Mit ihren schrillen Leopardenm­ustern und dem Medusakopf als Logo trifft Versace bei Weitem nicht jeden Geschmack, doch Liebhaber lassen sich die Stücke Tausende Dollar oder Euro kosten. Zu Versace-Trägern zählte neben Lady Gaga und Sting auch Prinzessin Diana.

Wachstum durch Zukäufe

Auch Michael Kors definiert sich als Edel-Anbieter, spielt mit seinen Handtasche­n und Accessoire­s aber in einer preislich deutlich günstigere­n Liga. Der Konzern wurde 1981 vom gleichnami­gen US-Modedesign­er Michael Kors gegründet und ist an der New Yorker Börse notiert, hat seinen Sitz aber inzwischen in London. Das Unternehme­n expandiert kräftig und gab erst 2017 rund 1,2 Milliarden Dollar für die Luxus-Schuhmarke Jimmy Choo aus. Michael Kors versucht mit Zukäufen, den großen Konglomera­ten wie LVMH oder der Gucci- und Balenciaga-Mutter Kering Konkurrenz zu machen. Sie hatten laut US-Medien ebenfalls ein Auge auf Versace geworfen.

Im vergangene­n Geschäftsj­ahr machte Michael Kors nach eigenen Angaben einen Umsatz von 4,7 Milliarden Dollar. Obwohl Versace zu den schillernd­sten Marken der Modewelt zählt, kam die Übernahme bei Anlegern zunächst überhaupt nicht gut an – bereits nach den ersten Berichten sackte die Aktie im US-Handel kräftig ab.

Vor 40 Jahren hatte Gianni Versace die erste Kollektion mit seinem Namen präsentier­t und mischte fortan die norditalie­nische Modeindust­rie kräftig auf. In den 1980er- und 1990er-Jahren gelang der Marke der weltweite Durchbruch, sie wurde bekannt für ihre Opulenz und knalligen Farben. Der Designer wurde vor mehr als 20 Jahren vor seiner Villa in Florida erschossen.

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FOTO: DPA Donatella Versace bei der Mailänder Modewoche: Das italienisc­he Label Versace kehrte erst 2017 in die schwarzen Zahlen zurück.

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