Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Die Stasi im Westen

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Was der Film nicht zeigt: Über die beiden Familien Strelzyk und Wetzel hat die Stasi Akten angelegt, nach der Flucht. Davon haben die Familien erst nach der Wiedervere­inigung erfahren. Aus dem Jahr 1989 gibt es eine Fernsehrun­de mit Günther Jauch, zehn Jahre nach ihrer Flucht. Jauch fragt, wie sie sich jetzt „im Paradies“fühlen. Peter Strelzyk erklärt, dass es bei ihrer Flucht nicht um die Ankunft in einem Paradies ging, sondern um das Verlassen eines Staates, in dem sie sich um ihr Leben betrogen fühlten. Auch im Westen sei nicht alles glatt gelaufen. Er arbeite jetzt als Angestellt­er in einem Unternehme­n. Vorher habe er ein Elektronik­Geschäft gehabt. Damit sei er allerdings pleitegega­ngen, was er in der Sendung der Globalisie­rung und der billigen Elektronik aus China zuschreibt.

Dass die Mauer fallen könnte, kommt niemand in den Sinn. Als das wenig später doch geschah, beantragte Peter Strelzyk Einsicht in seine Stasi-Akte. Dort erfuhr er Unglaublic­hes: Als er sich gerade die neue Existenz aufbaute, bekam er Besuch von einem Freund und Kollegen aus der DDR, der erzählte, ebenfalls geflohen zu sein. Strelzyk nahm ihn in alter Freundscha­ft auf und bot ihm die Mitarbeit in seiner Firma an. Die Unterlagen zeigten Strelzyk nun, dass er der Stasi nicht entronnen war. Nicht die Globalisie­rung hatte ihn ruiniert. Es war der Kollege aus alten DDR-Tagen. Die Stasi hatte ihn geschickt, um Strelzyks neue Existenz im Westen zu zerstören. (man)

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