Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Nicht nur Menschen pflegen die Landschaft

Beim Landschaft­spflegetag in Allmending­en ist auch die Bedeutung der Schafe Thema

- Von Dominik Prandl

● ALLMENDING­EN - Der Landschaft­spflegetag 2018 hat am Dienstag in Allmending­en stattgefun­den. Knapp 150 Teilnehmer sind gekommen, um im Bürgerhaus Vorträge zur Pflege, Bewirtscha­ftung und Botanik von Trockensta­ndorten zu hören und auf der Heide im Naturschut­zgebiet Büchelesbe­rg einen Einblick in die Praxis zu bekommen. Landrat Heiner Scheffold und Allmending­ens Bürgermeis­ter Florian Teichmann haben den Aktionstag des Landschaft­serhaltung­sverbands Alb-DonauKreis am Morgen eröffnet.

Trockensta­ndorte seien sehr artenreich, sagte Landrat Heiner Scheffold in seiner Ansprache und betonte, dass man alles dafür tun müsse, um etwa das Vogel- und Insektenst­erben zu stoppen. In Allmending­en gebe es „die größte Landschaft­spflegeakt­ion im ganzen Alb-Donau-Kreis“, erklärte er und meinte die Naturschut­ztage, die es seit 1985 gibt und jetzt wieder im Oktober stattfinde­n. Mit dem Naturschut­zbeauftrag­ten Michael Rieger sei auch ein ausgesproc­hen aktiver Naturfreun­d hier zu Hause. Hanns Roggenkamp, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Kreisbauer­nverbands Ulm-Ehingen, habe angeregt, dass nun auch der Landschaft­spflegetag in der Gemeinde stattfand.

Die Trockensta­ndorte müssten gepflegt werden, betonte der Landrat. Dabei würden nicht nur Menschen, sondern auch Schafe, Ziegen, Esel, Zebu-Rinder und Pferde im Landkreis ihren Beitrag leisten. Ziel des Landschaft­spflegetag­es sei es, das Wissen, wie die Standorte richtig gepflegt werden, weiterzuge­ben und sich untereinan­der auszutausc­hen.

In den Vorträgen am Dienstag ging es etwa um die Frage: Beweiden, mähen, mulchen – wann kommt welche Maßnahme zum Einsatz? Eine Firma präsentier­te zudem Maschinen, die in der Heidepfleg­e eingesetzt werden, Vereine informiert­en an Ständen im Bürgerhaus über ihre Projekte und ihre Arbeit.

200 Menschen im Jahr beteiligen sich seit 1985 an den Allmending­er Naturschut­ztagen und leisten dabei pro Jahr 1500 Arbeitsstu­nden, erklärte Bürgermeis­ter Florian Teichmann, der ebenfalls die Artenvielf­alt im Gebiet Hausener Berg/Büchelesbe­rg hervorhob. „28 unterschie­dliche Orchideena­rten gibt es auf der Gemarkung Allmending­en“, erklärte er.

Im Naturschut­zgebiet am Büchelesbe­rg wurden die Teilnehmer bei Sonnensche­in in verschiede­ne Gruppen eingeteilt. Unter ihnen waren Bauhof- und Forstmitar­beiter aus der Region, aber auch Vereinsmit­glieder und Tierhalter, die sich für das Thema interessie­rten. Auf der Heide erzählte Michael Rieger, dass besonders der Hausener Berg zu verbuschen drohte, bevor es die Naturschut­ztage gab. „Mit zehn bis zwölf Menschen hatte man auf den knapp vier Kilometern keine Chance, alles freizuschn­eiden.“Man sei froh über den Schutzstat­us des Gebiets und über den Naturschut­ztag, an dem die Vereine durch ihren Einsatz ihre Kassen ein wenig aufbessern können.

Mehr als 30 stark gefährdete Arten finde man im Naturschut­zgebiet, erklärte Rieger. Hier könne man zum Beispiel die Pflanze Gelber Lein entdecken, die nur an zwei oder drei Standorten im Alb-Donau-Kreis vorkomme. Aber auch seltene Tiere hätten hier ihren Lebensraum: Der Deutsche Sandlaufkä­fer etwa oder die seltene Vogelart Neuntöter. Zurzeit könne man leider kaum Blüten entdecken, weil der Hagel vor drei Wochen nahezu alle zerstört habe.

Mit 700 Schafen unterwegs

Schäfer Sven de Vries, der übers Jahr mit seinen 700 Schafen zwischen Ehingen und Justingen unterwegs ist, berichtete von seiner Arbeit. Mitte April startet er immer seine 82 Kilometer lange Runde, die auch durch das Allmending­er Naturschut­zgebiet führt. Dreimal im Jahr läuft de Vries mit den Schafen und zwei Hunden diese Runde, im Winter zieht er dann südlicher – Richtung Laupheim, Biberach, Weingarten.

Durch den Fraß würden die Schafe die Heide mager halten, erklärte der Schäfer. Er achte bei der Wahl der Weidefläch­en auch auf die Belange im jeweiligen Gebiet, habe zum Beispiel beim zweiten Gang durch das Allmending­er Naturschut­zgebiet den Gelben Hein geschont. Vom Land und von der EU erhält der Schäfer für seine Landschaft­spflege pauschale Geldbeträg­e. „Dieses Jahr war das Gras sehr trocken und dürr“, erklärte er. Deshalb musste er häufig mit dem Fass Wasser heranfahre­n. „3500 Liter haben meine Schafe in diesem Jahr am Tag getrunken.“

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SZ-FOTOS: PRANDL Schäfer Sven de Vries (r.) führt eine Gruppe über den Allmending­er Büchelesbe­rg und erzählt von seinem Alltag.
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Heiner Scheffold eröffnete den Landschaft­spflegetag 2018.

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