Kein Höchstpreisprinzip
Kommunen weisen Vorwurf der Genossenschaft zurück
●
RAVENSBURG - Der Gemeindetag Baden-Württemberg reagiert empört auf die Vorwürfe der Landesbaugenossenschaft. „Wir müssen ein hohes Maß an zusätzlichem Wohnraum schaffen, die Kommunen leisten ihren Beitrag, indem sie die Grundstücke eben nicht zum Höchstpreis verkaufen“, sagt Steffen Jäger, erster Beigeordneter des Gemeindetages.
Die Stadt Biberach nennt die Aussagen der Landesbaugenossenschaft „gefährlich und, was Biberach betrifft, nicht zutreffend“. Problem sei nicht die eigene Verkaufspolitik, sondern „die steigende Nachfrage nach Wohnraum, die starke Konjunktur und die anhaltende Niedrigzinsphase“, erklärt Sprecherin Andrea Appel. Biberach arbeite sowohl mit privaten als auch mit genossenschaftlich organisierten Unternehmen zusammen. Aber „sicher könnten wir mehr erlösen, wenn wir Grundstücke frei am Markt anbieten würden.“
Aus Sicht von Ravensburgs Baubürgermeister Dirk Bastin „ist es nicht hilfreich, gute Genossenschaften gegen böse Bauträger“auszuspielen. „Auch private Wohnungsbauträger leisten einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung einer Stadt“, sagt Bastin. So engagierten sich mittlerweile „auch einige private Bauträger mit viel Engagement“im Bündnis für bezahlbares Wohnen der Stadt. Die Bedingungen für private und genossenschaftliche Bauherren seien in Ravensburg vollkommen gleich.
In Friedrichshafen gibt es das Höchstpreisprinzip nach Angaben von Stefan Köhler, erster Bürgermeister der Bodenseestadt, schon seit Langem nicht mehr. „Wir haben zuletzt vor zehn Jahren Bauplätze in einem kleineren Areal nach Höchstgebot verkauft“, erläutert Köhler. „An private Bauträger verkaufen wir nach Ausschreibung und aufgrund des besten Konzepts.“Beim Verkauf von Grundstücken an Privatpersonen oder an Wohnbaugenossenschaften orientiere sich die Stadt an den Bodenrichtwerten, die „deutlich niedriger sind als der Spekulationspreis im freien Markt“. Köhler führt die Preissteigerungen vor allem auf die Marktüberhitzung, die Knappheit an Flächen und Handwerkern zurück.
Die Stadt Ulm vergebe Grundstücke nicht automatisch an den Höchstbietenden. „Es ist bei uns Kernpunkt der Bodenstrategie, dass wir nie irgendetwas zum Höchstpreis verkaufen, sondern andere Kriterien bei der Vergabe ausschlaggebend sind“, sagt Liegenschaftsleiter Ulrich Soldner. In
Tuttlingen gibt es ebenfalls keinen Verkauf an Meistbietende. „Wir verkaufen zu einem Festpreis, der sich an den Selbstkosten orientiert“, erklärt Sprecher Arno Specht.