Straßenbau vor 90 Jahren
Lauterach, Untermarchtal und Munderkingen stemmen Bau der Ortsverbindungsstraße
● UNTERMARCHTAL - Vor 90 Jahren (1927 und 1928) sind die heutigen Landstraßen-Verbindungen von Lauterach über Untermarchtal nach Munderkingen, L231 und L257 und das Teilstück der K7339 als Nachbarschaftsstraßenbau umgesetzt worden.
Die Interessenlage zum notwendigen Neubau waren in den beteiligten Gemeinden sehr verschieden. Munderkingen wies auf seine regelmäßig stattfindenden Märkte hin. Allgemein stieg die Motorisierung auf den allmählich zu engen Straßen erheblich an und einige Feldbereinigungen standen an, wie zum Beispiel in Lauterach im Gewann „Breitengasse“im Gebiet der Kreuzung nach NeuburgLauterach-Mundingen-Untermarchtal. Das 1922 erbaute Kalkwerk Untermarchtal soll auch an die neue Straßenführung angeschlossen werden, was dann auch erfolgte. In Munderkingen beim Frauenberg zur Marchtalerstraße war besonders durch den dortigen Bahnübergang beim Bahnwärterhaus die Straße sehr eng. Deswegen die neue Trasse über den Brunnenberg zum Stadtkern.
Die größtenteils neu zu erbauende Straße wurde mit einem erheblichen Planungsaufwand und zusammenhängender Finanzierung vorangetrieben. Die Bauplanung und Bauleitung übernahm das Oberamt Ehingen mit dessen Baurat Haible und Oberamtsbaumeister Mayer im Oktober 1927. Munderkingens Bürgermeister war 1928 Otto Mayer, von Untermarchtal Albert Großmann und von Lauterach Hack. Die Amtsträger bemühten sich mit ihren Gemeinderäten um die Planungen und besonders um die Finanzierung der insgesamt rund sechs Kilometer langen Neutrassierung von Lauterach nach Untermarchtal und weiter bis Munderkingen. Die Finanzierung lag in den Händen der Gemeinden und man konnte nur Zuschüsse vom Oberamt (Kreis) oder über die Notstandsgelder für Winterarbeiten vom Staat erwarten.
Es wurde eine Drittelung der Kosten erreicht. Bürgermeister Großmann aus Untermarchtal protokolliert schon im April 1927 eine „trostlose finanzielle Lage“. Im Oktober 1927 erhielt die Baufirmen Matthäus Schäfer, Hütten zusammen mit der Firma Jakob Maier, Mundingen und die Baufirma Josef Beßmer, Grötzingen, Bauaufträge in Höhe von rund 23 000 Mark. Die Firma Beßmer sucht in einer Anzeige im Donauboten „tüchtige Arbeiter zum Straßenbau“. In dieser Zeit mussten noch Grunderwerb zum Straßenbau von Privatpersonen getätigt werden.
So wurde im Juli 1927 ein erster Kostenvoranschlag für den Bauabschnitt Lauterach bis Untermarchtal mit 43 000 Mark aufgeführt. Weiterführende Kostenvoranschläge dann im November 1927, die teilweise in die Unterhaltungskosten in der „Amtskörperschaft“mit 30 000 Mark einflossen. Über die Oberamtssparkasse wurden Darlehen aufgenommen. Auch eine sogenannte „Amtsbürgschaft“wurde in Anspruch genommen. Ermutigend war der Hinweis im Untermarchtaler Protokoll im März 1928, dass der „Baufortschritt rüstig vorangeht“trotz erforderlicher Sprengungen im harten Jurafels bei Untermarchtal. Mehr als 15 000 Kubikmeter Erdaushub und weitere 8000 Kubikmeter Fels mussten bewegt werden. Mehrere 100 Meter Zementrohre und Schalbetonplatten waren erforderlich. Die Gemeinde Lauterach betrieb außerdem noch den Ausbau der Lautertalstraße zur Laufenmühle in Eigenregie. Außerdem im Donauboten nachzulesen ist der teilweise Neubau von Nachbarschaftsstraßen von Munderkingen nach Kirchen und von Bettighofen nach Oberstadion.
Die alte Straße von Untermarchtal nach Lauterach führte durch das Gewann „Höll“, am Rand bei der HöllKiesgrube, die damals von der Gemeinde Untermarchtal betrieben wurde. Die neue Straßenführung von Lauterach nach Untermarchtal ging ab der Kreuzung Neuburg-Mundingen jetzt über die „Breitengass“oder „Breite“, vorbei am alten, bisher genutzten „Hohlweg“Richtung „Altes Tal“, also jetzt dann mit einer Aufschüttung des alten Urdonautals, vorbei am Kalkwerk und dann zur schon damals bestehenden Reichsstraße 311 in die Ortseinmündung Untermarchtal. Die alte, bis 1928 bestehende Nachbarstraßenführung Lauterachs nach Untermarchtal ist heute noch gut erkennbar. Teilweise überwachsene Beton- oder Felsrandsteine säumen den Weg. Der erwähnte „Hohlweg“, etwa 150 Meter lang, wurde auch aus Naturschutzgründen bei der zurückliegenden Flurbereinigung erhalten.
Ein großer Eingriff in die Naturlandschaft war auch die Aufschüttung des Urdonautals an der Markungsgrenze. In der alten Talsohle und unter dem Straßenbaukörper wurde ein geräumiger „Durchlass“gebaut. Dieser „Tunneldurchlass“ist heute noch in einem guten baulichen Zustand. Die alte Lauteracher Straße am Ortsausgang und Ende der örtlichen Bergstraße in Untermarchtal ist heute noch erkennbar und verläuft jetzt nur noch als „Sackgasse“bis zur B 311.
Der Ausbau von Untermarchtal nach Munderkingen warf gleich am Ortsausgang bei der Munderkinger Straße einige Hindernisse auf. Es musste der Felseinschnitt erweitert werden. Außerdem lag ein kleiner Sportplatz im Trassenverlauf. Der Platz wurde auf den „Zimmer- und Sportplatz“an der Gütelhoferstraße verlegt, wo auch heute noch die Sportanlage besteht.
Weiterführend wurde die bisherige Straßenführung nach Munderkingen am Frauenberg vorbei am Gasthaus „Hasen“und weiter über den dortigen Bahnübergang am Bahnwärterhaus in der Marchtalerstraße aufgegeben. Jetzt wurde die direkte Linie vom Frauenberg auf den Brunnenberg und dessen gleichnamige Straße, hingeführt. Ein neuer Bahnübergang wurde beim Gasthaus „Rose“erbaut und die Straßenführung weiter Richtung Donaubrücke zur Stadtmitte.