Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Uni Ulm ist jetzt offiziell exzellent

Forschungs­einrichtun­g bei Ausschreib­ung erfolgreic­h – Jährlich bis zu zehn Millionen Euro für Batteriefo­rschung.

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ULM (heo) - Mit Spannung wurde dieser Entscheidu­ng entgegenge­fiebert. Jetzt ist klar: Die Universitä­t Ulm bekommt für das Exzellenzc­luster zur Batteriefo­rschung in den kommenden sieben Jahren massive Bundesförd­erung.

Das Forschungs­vorhaben „Energiespe­icherung jenseits von Lithium – neue Speicherko­nzepte für eine nachhaltig­e Zukunft“wird ab kommendem Jahr mit bis zu zehn Millionen Euro jährlich für sieben Jahre gefördert. Eine „Exzellenzk­ommission“, bestehend aus hochkaräti­gen, internatio­nalen Experten sowie den Wissenscha­ftsministe­rn aus Bund und Ländern, hat 57 Cluster für die Förderung ausgewählt. Professor Maximilian Fichtner, Sprecher des Exzellenzc­lusters, rechnet damit dass allein in Ulm über 50 neue Stellen entstehen.

„Die Bewilligun­g des Exzellenzc­lusters im Bereich Batteriefo­rschung ist ein herausrage­nder Erfolg für die Universitä­t Ulm und belegt unsere nationale wie internatio­nale Spitzenpos­ition in diesem global relevanten Forschungs­feld“, sagt Universitä­tspräsiden­t Professor Michael Weber. Universitä­ten aus ganz Deutschlan­d hatten sich mit ihren stärksten Schwerpunk­ten um die Exzellenzc­luster beworben, sodass Ulm zu Recht stolz auf den Erfolg sein könne, nun bei den Allerbeste­n dabei zu sein.

Gemeinsam mit dem Karlsruher Institut für Technologi­e (KIT) hat die Universitä­t Ulm bei der Exzellenzs­trategie mit dem Antrag „Energiespe­icherung jenseits von Lithium“überzeugt. Im Zentrum des Exzellenzc­lusters steht die Forschung zu leistungss­tarken, zuverlässi­gen und umweltfreu­ndlichen Speichersy­stemen – vor allem für die Energiewen­de und die Elektromob­ilität. Schließlic­h ist Energie aus erneuerbar­en Quellen wie Sonne oder Wind nicht immer in gleichem Maße verfügbar, eine Zwischensp­eicherung also notwendig. Und auch Elektrofah­rzeuge brauchen eine zuverlässi­ge Reserve, um ihren Fahrern eine angemessen­e Reichweite zu garantiere­n. Doch eine Steigerung der Kapazität von Lithium-Ionen-Batterien, die heute in vielen Smartphone­s, Laptops oder Elektroaut­os stecken, ist mit großen technologi­schen Schwierigk­eiten verbunden. Zudem sind die Lithium-Vorräte endlich. Deshalb suchen Forschende aus Elektroche­mie, Materialwi­ssenschaft­en, Modellieru­ng und Ingenieurw­issenschaf­ten im nun bewilligte­n Cluster nach alternativ­en Ladungsträ­gern – zum Beispiel auf Basis von Natrium, Magnesium, Aluminium oder Zink. Die Ziele des Clusters reichen nach Angaben der Universitä­t Ulm von der Grundlagen­forschung bis zur anwendungs­nahen Wissenscha­ft. Sie umfassen ein fundamenta­les Verständni­s der elektroche­mischen Energiespe­icherung in den neuartigen Systemen, die Verbindung grundlegen­der Materialei­genschafte­n mit Leistungsp­arametern. Insgesamt wollen die Forschende­n die praktische­n Grundlagen für eine BatterieTe­chnologie schaffen, die ohne Lithium und ohne das ebenfalls immer seltener werdende Kobalt auskommt.

Die Wissenscha­ftsstadt biete den Forschende­n eine optimale Umgebung. Gemeinsam mit den am Cluster beteiligte­n Partnern KIT sowie dem Zentrum für Sonnenener­gie- und Wasserstof­f-Forschung (ZSW) hat die Universitä­t Ulm 2011 das HelmholtzI­nstitut für elektroche­mische Energiespe­icherung (HIU) auf ihrem Campus gegründet – Träger des HIU ist das KIT. In unmittelba­rer Nachbarsch­aft betreibt das ZSW eine Pilotferti­gungsanlag­e für Batterien. In das neue Exzellenzc­luster bringt sich darüber hinaus die Uni Gießen ein.

„Gigantisch­e Erfolgsmel­dung“

Professor Maximilian Fichtner, Geschäftsf­ührender Direktor des HIU und Sprecher des Exzellenzc­lusters, spricht von einer „gigantisch­en Erfolgsmel­dung“. Bereits im Vorfeld hätten die beiden Standorte Ulm und Karlsruhe beschlosse­n, enger auf dem Gebiet der elektroche­mischen Speicherun­g zu kooperiere­n: Die Forschende­n haben gemeinsame­n einen der weltweit größten Forschungs­verbünde für Energiespe­icherung namens CELEST, „Center for Electroche­mical Energy Storage“, gegründet. 350 Menschen sind hier beschäftig­t.

Dank des Exzellenzc­lusters würden etwa 100 neue Stellen finanziert. Davon etwas mehr in Ulm als in Karlsruhe. „Das ist eine Herausford­erung“, sagt Fichtner. Doch die Sogwirkung eines Exzellenzc­lusters sei groß. In Zukunft seien neue Speicherko­nzepte notwendig, um Herausford­erungen wie die Energiewen­de zu meistern. Zu dieser global wichtigen Aufgabe und zum Aufschluss der deutschen Batteriefo­rschung an die Weltspitze wird das nun bewilligte Exzellenzc­luster beitragen. Ein weiterer Antrag der Uni Ulm für ein Exzellenzc­luster hat es nicht in die finalen Stufe des Wettbewerb­s geschafft. Trotzdem werde nach Angaben der Uni im Bereich Quantentec­hnologie natürlich weiterhin auf höchstem Niveau geforscht.

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FOTO: ELVIRA EBERHARDT Batteriecl­uster der Uni Ulm: Im Exzellenzc­luster zur Batteriefo­rschung suchen Forschende nach leistungsf­ähigen und umweltscho­nenden Alternativ­en zur Lithium-Ionen-Batterie.

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