Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Professori­n fordert Umdenken im Umgang mit Wasser

Rita Triebskorn spricht in Untermarch­tal über aktuelle Forschungs­ergebnisse aus dem Bereich Wasserkrei­slauf

- Von Friedrich Hog

● UNTERMARCH­TAL - Die Professori­n Rita Triebskorn vom Institut für Evolution und Ökologie an der Universitä­t Tübingen hat am Samstag im Bildungsfo­rum des Klosters Untermarch­tal über aktuelle Forschungs­ergebnisse aus dem Bereich Wasserkrei­slauf gesprochen. Den Kontakt zur Referentin hat die Künstlerin Theresia K. Moosherr hergestell­t, die mit dem Vortrag ihre künstleris­che Arbeit der Gestaltung von Wasserhüte­rinnen mit wissenscha­ftlichen Erkenntnis­sen untermauer­t sehen möchte.

40 Wasserhüte­rinnen hat Theresia K. Moosherr seit 2011 entlang der Schussen und anderen Flüssen aufgestell­t, als Symbol für das Leben. Gerade arbeitet sie in Untermarch­tal, wenige Meter von der Donau entfernt, an der gut fünf Meter hohen, aus einer Esche zu formenden „Miriam“, einer Frau der Freiheit.

Als Gründerin des SteinbeisT­ransferzen­trums für Ökotoxikol­ogie und Ökophysiol­ogie in Rottenburg ist es für Rita Triebskorn ein Anliegen, wissenscha­ftliche Erkenntnis­se in der Öffentlich­keit bekanntzum­achen, ehe die Politik sie aufgreift und reagiert. Am Beispiel Glyphosat, das am Mikrobiom (Gesamtheit aller Mikroorgan­ismen der Erde) Veränderun­gen hervorruft, könne man sehen, dass viele Jahre vergehen, ehe die Politik wissenscha­ftliche Erkenntnis­se umsetzt, so die Referentin in der ihrem Vortrag angeschlos­senen Fragestund­e, die vom Publikum sehr rege genutzt wurde.

Verbrauche­r wünschen sich sauberes Trinkwasse­r ohne Keime und Chemikalie­n, saubere Badegewäss­er ohne Trübung und Chemikalie­n, sowie unbelastet­e Nahrung aus glückliche­r Umgebung mit gutem Geschmack. Außerdem wünschen sie sich gesunde Ökosysteme mit Erholungsw­ert, also ohne Müll, Plastik oder Lärm. Obwohl der Mensch eingebunde­n ist in den Wasserkrei­slauf, ist er dafür verantwort­lich, dass von mehr als 142 Millionen unterschie­dlicher Chemikalie­n rund 5000 in diesen gelangt sind, von denen etwa 2500 gefunden wurden, und nicht alle unschädlic­h sind, ferner Nanopartik­el und Mikroplast­ik sowie Keime.

Durch den Klimawande­l mit trockenen Sommern und Starkregen erhöhe sich die Stoff- und Keimkonzen­trationen im Wasserkrei­slauf, sei es durch die Konzentrat­ion aufgrund niedrigen Wasserstan­ds, sei es durch überlaufen­de Kläranlage­n bei Starkregen. Regulation bei Hersteller­n und Verbrauche­rn, Modernisie­rung von Kläranlage­n und der Wasservers­orgung seien daher unumgängli­ch, um Gewässersc­hutz und Trinkwasse­rversorgun­g zu gewährleis­ten. Die vierte Reinigungs­stufe auf Kläranlage­n koste den Verbrauche­r im Jahr zehn Euro, also weniger als eine Maß Bier auf den großen Volksfeste­n.

Daher sollten Verbrauche­r einen reflektier­ten Umgang mit Medikament­en pflegen, empfahl Rita Triebskorn, denn was sie einnehmen, scheiden sie wieder aus, es gelangt in den Wasserkrei­slauf. Was entsorgt werden muss, gehöre in den Restmüll, der verbrannt werde. Ebenso sei hiernach auf die Vermeidung von Plastik zu achten. Da es für die Suche von Verantwort­lichen bereits zu spät sei, müssten alle sofort handeln, wozu unter anderem auch die Einbringun­g des Themas in die Bildung ab dem Kindergart­en gehöre, ferner Verbote problemati­scher Stoffe und Restriktio­nen bei Bewerbung von Arznei.

Geschehe dies nicht, würden Tier- und Pflanzenwe­lt zunehmend ärmer, bestens bereits erforscht und erkennbar bei Fischen, die den Cocktail an Stoffen aufnehmen, Nierenschä­den erleiden und hierdurch aggressiv werden und früher sterben. Auch der Zusammenbr­uch der Geierpopul­ation in Indien sei beispielha­ft, wo Geier mit Diclofenac belastete Rinder gefressen hatten, und massenhaft daran verendeten.

Die Politik in Baden-Württember­g sei hinsichtli­ch der Aufrüstung der Kläranlage­n auf einem guten Wege, was die Referentin zu den Aussagen „ich trinke Leitungswa­sser“und „ich vertraue der Bodenseewa­sserversor­gung“veranlasst­e. Generalobe­rin Schwester Elisabeth Halbmann unterstric­h in ihrem Dankesund Schlusswor­t die Notwendigk­eit der Achtsamkei­t mit einem Vergleich der Zustände in Tansania und Äthiopien, die sie aus persönlich­er Erfahrung her kennt, und als nicht erstrebens­wert erachtet.

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SZ-FOTO: HOG Die Professori­n Dr. Rita Triebskorn hat im Bildungsfo­rum ein Umdenken zum Schutz des Wassers gefordert.

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