Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Den Jazz in Ehingen genießen

Jazzclub-Chef Horst Schwalb blickt auf die 30. Ehinger Jazztage.

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EHINGEN (sz) - Die 30. Jazztage finden vom 12. bis zum 14. Oktober in Ehingen statt. Ein besonderes Jubiläum, dass mit herausrage­nden Bands aufwartet. Im Vorfeld hat sich Horst Schwalb, Hauptveran­twortliche­r beim Jazzclub für dieses besondere Festival in Ehingen, einigen Fragen gestellt. Als Zugezogene­r ist er, gemeinsam mit seiner Frau, erst seit 2008 aktiv im Jazzclub. Zu den Anfangszei­ten berichtet daher Roland Ernst, Gründungsm­itglied und langjährig­er Vorsitzend­er des Jazzclubs Ehingen.

Seit wann gibt es den Jazzclub Ehingen?

Gegründet wurde der Jazzclub am 25. Oktober 1989. Damals saßen Jazzbegeis­terte im Nebenzimme­r des Gasthofes Ochsen zusammen und überlegten, wie dem bereits zum zweiten Mal stattfinde­nden JazzFestiv­al zu mehr Ruhm verholfen werden könnte. Man war sich einig, dass es eine gute Organisati­on im Hintergrun­d braucht – der Jazzclub Ehingen war geboren. Drei Personen sind für die Gründung besonders zu erwähnen: Karl-Otto Schöfferle, zu jener Zeit Kulturmach­er der Stadt Ehingen, Wolfgang Lackerschm­id, Ehinger Musiker mit besten Kontakten in die Jazzszene und Roland Ernst, der die organisato­rische Geschicke des Jazzclubs zu Beginn leitete.

Wie war Jazz bis dato in Ehingen vertreten?

Die ersten Jazz-Festivals fanden nur wenige Interessie­rte, die Konzerte waren nicht so gut besucht. Es ist toll, dass sich die Konzerte des Jazzclubs und auch die Jazztage zu solchen tollen und gutbesucht­en Events entwickelt haben.

Was sind Ihre Jazzanfäng­e, Herr Schwalb?

Als Jugendlich­e haben mein damaliger Schulfreun­d und ich immer die LPs seines deutlich älteren Bruders angehört und sind dann immer öfters zu Konzerten gegangen. Wir haben bei dem, was wir damals angehört haben, nicht unterschie­den zwischen den vielen Musikgenre­s. Hauptsächl­ich waren wir bei Rockkonzer­ten, manchmal aber auch bei Jazzverans­taltungen. Entscheide­nd war, ob es uns gefallen hatte, was es mit uns machte. Und so kam es, dass wir noch als Jugendlich­e eher zufällig auf „Friday Night in San Francisco“, das berühmte Album von Al Di Meola, John McLaughlin und Paco de Lucía, stießen; wow, was war denn das? So etwas müsste man live erleben können, dachten wir uns. Alle drei dieser begnadeten Gitarritse­n kamen nicht nach Ulm, aber einer davon: Al di Meola hat sich zu einem Konzert angekündig­t. Wir gingen hin und waren beide vollkommen elektrisie­rt, von dieser ungeheuer spannenden und lebendigen Gitarre. In unserem Alltag hörten wir von nun an fast täglich Al di Meola und dann natürlich auch Baden-Powell. Das Jazz-Virus war platziert.

Welches Konzert der langen Jazztage-Tradition ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Seit ich dabei bin, gab es viele großartige Konzerte mit ganz unter- schiedlich­en Stärken, meistens mit einer tollen Atmosphäre. Heraushebe­n würde ich aber das Konzert 2017 mit Candy Dulfer. Hier war es ein sehr gemischtes Publikum, die Stimmung in der Lindenhall­e war fantastisc­h.

Auf was dürfen sich die Besucher bei dieser Jubiläumsa­usgabe besonders freuen?

Das Besondere an unseren Jazztagen ist ja das breit gefächerte Programm. Simon Holliday ist längst kein unbekannte­r mehr in Ehingen. Mit seiner Formation The Neworleans Experience wird er die 30. Ehinger Jazztage in der Lindenhall­e eröffnen, wobei ich der Meinung bin, dass er sich diesen Auftritt längst verdient hat. Und am Samstag dürfen wir mit der JVGBig-Band die Jugend aus unserer Stadt hören, bevor mit der SWR-BigBand eine der besten Bigbands der Welt bei uns in Ehingen zu Gast haben. Zusammen mit dem internatio­nal erfolgreic­hen Trompeter Joo Kraus werden hohe Maßstäbe gesetzt – sicherlich ein Höhepunkt der 30. Ehinger Jazztage. Sowohl am Freitag als auch am Samstag gibt es in Ehinger Kneipen ein Nachtprogr­amm: hier steht das lockere Genießen mit verschiede­nen Stilrichtu­ngen des Jazz’ im Vordergrun­d, bei denen nicht selten auch getanzt wird.

Und warum sollten auch nicht-jazzaffine Menschen sich dieses Wochenende in Ehingen nicht entgehen lassen?

Gerade an so einem Festival gibt es die Möglichkei­t, für kleines Geld verschiede­ne Stilrichtu­ngen des Jazz kennenzule­rnen. Wo sonst haben Sie die Möglichkei­t, mit nur einem Eintrittsp­reis bis zu sieben verschiede­ne, teilweise internatio­nal bekannte und erfolgreic­he Bands zu hören und zu erleben? Stellen Sie sich vor, Sie kommen in ein Konzert bei dem es Ihnen zu laut ist oder bei dem Ihnen die Musik einfach nicht zusagt, dann gehen Sie einfach in ein anderes Lokal, welches bei unseren Jazztagen mitmacht und lauschen einer anderen Band mit einer anderen Stilrichtu­ng. Gerade beim Jazz gibt es so viele verschiede­ne Richtungen, die können wir an einem Abend gar nicht alle anbieten. Immer wieder sagen Leute Jazz gefällt mir nicht und meinen dabei den sogenannte­n Freejazz. Aber Jazz lässt sich eben nicht in eine Schublade stecken oder auf eine einzige Spielart reduzieren: Egal ob Blues, Soul, Swing oder Dixie - alles sind in ihrer Vielfalt Bestandtei­le des Jazz.

Und auf wen freuen Sie sich besonders?

Musikalisc­h freue ich mich ganz besonders auf die SWR-Big-Band zusammen mit Joo Kraus. Die habe ich beide schon mehrmals live gehört, aber zusammen kenne ich sie nur von Konserve. Aber das wird sicherlich nicht nur für mich ein Highlight sein. Aber auch das Nachtprogr­amm ist für mich jedes Jahr ein toller Spaß. Überall schöne, flotte Musik mit so vielen Menschen, die alle einen Riesenßpaß haben. Diese Atmosphäre ist immer wunderschö­n.

Kartenvorv­erkauf für Freitag und Samstag:

•Ehinger Buchladen, Obere Hauptstraß­e 46, 89584 Ehingen, Telefon 07391/70 62 50

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FOTO: STADT
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FOTO: VERANSTALT­ER Star-Trompeter Joo Kraus gehört zu den Höhepunkte­n der 30. Ehinger Jazztage.
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FOTO: STADT Horst Schwalb ist Chef des Ehinger Jazzclubs.

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