Höchste Zeit zu regieren
Mit dem Klimawandel gewinnt niemand eine Wahl, mit unpopulären Maßnahmen im Kampf gegen die Erderwärmung erst recht nicht: geringerer Fleischkonsum, Einschränkungen bei Autofahrten, mehr Windräder vor der eigenen Haustür – die Liste ließe sich fortsetzen. Darauf zu achten, würde vom Einzelnen Einschränkungen fordern, viele würden einen Verlust von Lebensqualität beklagen. Natürlich wäre es großartig, jeder würde von allein reagieren und vor seiner eigenen Haustüre kehren. Und doch ist dies zu viel verlangt vom Bürger.
Kein Oberschwabe schwebt durch den Hitzesommer in Lebensgefahr, niemand auf der Ostalb muss sein Haus mit Brettern vor dem Hurrikan schützen, auch Donau-Sturmfluten sind nicht zu befürchten. Und dennoch: Deutsche Bauern kämpfen nach der Dürre um Entschädigungen, in Schweden haben die Wälder gebrannt – und nur Ignoranten leugnen die Häufung von Extremwetterlagen wie Starkregen und Hitze.
Es gibt viele Lebensbereiche, in die sich die Politik nicht einzumischen hat. Der Klimaschutz ist jedoch eine globale Zukunftsfrage. Hier müssen die Leitplanken, unabhängig von all den Gipfeltreffen, zunächst aus Berlin und Brüssel kommen. Genau dies ist zuletzt nicht passiert, weder beim Kohleausstieg noch beim Verbrennungsmotor. Zu oft knicken Bundesregierung und EU-Kommission vor der Industrie ein, statt sich um den Erhalt einer lebenswerten Umwelt zu kümmern. Bei der Kohle geht dies seit Jahrzehnten so – wider besseren Wissens.
Wenn fossile Rohstoffe, die sich über Jahrmillionen gebildet haben und so der Atmosphäre Kohlendioxid entzogen haben, nun in knapp 200 Jahren verheizt werden, muss dies Folgen haben. 97 Prozent aller Klimaforscher sehen dies so. Darauf zu bauen, dass jene Minderheit recht hat, die behauptet, die Erderwärmung sei nicht auch Werk des Menschen, ist gefährlich, für Millionen Menschen sogar lebensgefährlich. Im aktuellen Bericht des Weltklimarats heißt es, das 1,5-Grad-Ziel könne noch immer erreicht werden. Es ist wahrlich höchste Zeit zu regieren.