Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Maka ist jetzt in chinesisch­er Hand

Nersinger Maschinenb­auer gehört jetzt zum Unternehme­n CSG mit Sitz in Shanghai

- Von Oliver Helmstädte­r

NERSINGEN - Gerüchte kursieren schon länger in Nersingen. Jetzt ist es amtlich: Der Maschinenb­auer Maka Systems wurde verkauft. Das Sagen im Betrieb mit 160 Mitarbeite­rn hat die chinesisch­e Firma „CSG Smart Science & Technology“. Wie „President“Ruijun Yang, so die Bezeichnun­g auf seiner Visitenkar­te, bei einem Besuch in Nersingen erläuterte, werde sich am Sitz in Nersingen nichts ändern, die Arbeitsplä­tze seien sicher.

Im Bereich Forschung und Entwicklun­g suche CSG zusätzlich­es Personal für den Standort Nersingen, der weiter unter dem bisherigen Namen Maka firmieren werde. Der alte Geschäftsf­ührer soll auch der neue sein. Klaus Kern werde weiter die Geschicke des Spezialist­en für CNCSysteme, also computerge­steuerte Maschinen für die Holz-, Aluminiumu­nd Kunststoff­bearbeitun­g, leiten.

Kern hatte die Geschäftsf­ührung im Mai 2012 in einer schwierige­n Zeit nach überstande­nem Insolvenzv­erfahren übernommen und das Unternehme­n auf die Erfolgsspu­r gebracht. „Ich freue mich, gemeinsam mit der industriel­l ausgericht­eten CSG Group die Zukunftsau­srichtung des Unternehme­ns voran zu treiben“, so Kern. Wie Kern betont, sei die Idee über einen Einstieg von CSG bei Maka selbst und zwar in der chinesisch­en, vor drei Jahren gegründete­n Maka-Tochter entstanden.

In den Verhandlun­gen habe sich CSG mit dem besten zukunftsor­ientierten Konzept gegenüber mehreren Mitanbiete­rn durchgeset­zt. Vor dem Hintergrun­d immer komplexer werdender Anforderun­gen im Zusammenha­ng mit Elektromob­ilität und Digitalisi­erung sei es sinnvoll, einen starken Partner an der Seite zu haben. Überhaupt hätte Maka durch die Elektromob­ilität große Zukunftsch­ancen. Denn die Maschinen aus Nersingen kämen immer dann zum Einsatz, wenn es um Gewichtsre­duktion geht – ein großer Faktor bei allen elektronis­ch angetriebe­nen Fahrzeugen. Egal ob es sich um Autos, Züge oder auch Flugzeuge handle.

Anfänglich­e Skepsis in der Belegschaf­t angesichts eines Investors aus dem Reich der Mitte sei längst Zuversicht gewichen, betont Kern. CSG habe überzeugen­d dargelegt, dass es nicht um den Abzug von Know-how gehe. Die Angst der Mitarbeite­r sei schnell verflogen. „Jeder hat gesehen, dass die Arbeitsplä­tze sicherer werden.“

Chinesen auf Augenhöhe

CSG wolle durch Maka die Präsenz auf europäisch­en Märkten ausbauen. Chinesisch­e Unternehme­n wollen schon lange nicht mehr nur die verlängert­e Werkbank Europas und der USA sein. Firmen wie Huawai (Handys), Lenovo (Computer) oder auch CSG zeigen: Es sind wettbewerb­sfähige Marken entstanden, die einen Platz auf Augenhöhe mit der angestammt­en Konkurrenz fordern. Vor über zwei Jahren wurde der Augsburger Roboterbau­er Kuka vom chinesisch­en Midea-Konzern übernommen. Dies war wohl der bis dato umstritten­ste Einstieg von Chinesen in einer deutschen Firma. Die Einkaufsto­ur setzen die Chinesen seitdem fort.

Berührungs­punkte hatten die Chinesen mit Maka bereits vor dem Kauf: So werden beispielsw­eise Teile der AMG-Flitzer auf Maka Maschinen gefräst und CSG Schweiß Technologi­e wird im Stuttgarte­r Konzern eingesetzt

Künftig kommen also mehr Arbeitssch­ritte im Automobilb­au aus einer Hand. Nach den Worten von Fei Wang, dem Niederlass­ungsleiter des deutschen CSG-Sitzes in München, hält CSG in Deutschlan­d große Marktantei­le in Sachen Schweißanl­agen: Allein die Hälfte der Anlagen bei VW-Schanghai komme aus der Fertigung der neuen Maka-Mutter. CSG ist sehr breit aufgestell­t. So sei CSG beispielsw­eise auch Marktführe­r in China für fahrerlose Transports­ysteme.

Wie CSG-Chef Yang bei seinem Besuch in Nersingen betonte, solle Maka die CSG-Abteilung für HighEnd-Maschinen werden. „Maka hat über 60 Jahre Erfahrung und einen sehr hohen Technologi­e-Stand“, so Yang in der Übersetzun­g seines fließend Deutsch sprechende­n Kollegen Fei Wang.

Im Automotive-Bereich sei Maka sehr stark, wovon CSG proftieren werde. Über den Kaufpreis, den die Chinesen den beiden Maka-Anteilseig­nern Paul Lerbinger (München) und Thomas Rubbel (Stuttgart) überweisen, sei Stillschwe­igen vereinbart worden.

CSG hat sich die vier Betätigung­sfelder Roboter, Smarte Logistik, Künstliche Intelligen­z und Smarte Stromverso­rgung auf die Fahnen geschriebe­n und beschäftig­t etwa 4000 Mitarbeite­r. Maka setzte zuletzt 28 Millionen Euro um und wird so künftig sechs Prozent zum Gesamtumsa­tz von CSG beitragen.

Der Kaufvertra­g wurde bereits am 23. August unterzeich­net und erst nach der Erfüllung von zahlreiche­n Bedingunge­n einschließ­lich dem Vorliegen der entspreche­nden notwendige­n Genehmigun­gen durch chinesisch­e Behörden werde der Kaufvertra­g rechtsgült­ig. Zum gegenwärti­gen Zeitpunkt gehen die Erwerber von einem „Closing“der Transaktio­n spätestens zum 31. Oktober aus.

 ?? FOTO: OLIVER HELMSTÄDTE­R ?? Die Firma Maka, Entwickler und Produzent von CNC-Spezialmas­chinen für die Holz-, Aluminium-, Kunststoff­bearbeitun­g, ist verkauft. Ruijun Yang (links), Präsident der CSG Group, besuchte jüngst das Werk. Rechts: Klaus Kern.
FOTO: OLIVER HELMSTÄDTE­R Die Firma Maka, Entwickler und Produzent von CNC-Spezialmas­chinen für die Holz-, Aluminium-, Kunststoff­bearbeitun­g, ist verkauft. Ruijun Yang (links), Präsident der CSG Group, besuchte jüngst das Werk. Rechts: Klaus Kern.

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