Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Munderking­en sind bei Rattenbekä­mpfung Hände gebunden

Neue Verordnung verbietet das bewährte Auslegen von Gift in Kanälen – Das bereitet vielen Kommunen Probleme

- Von Eileen Kircheis

● MUNDERKING­EN - In den vergangene­n Monaten sind in der Stadt Munderking­en vor allem in den Abendund Nachtstund­en verstärkt Ratten zu beobachten. Anwohner der Altstadt haben die Tiere sogar in den historisch­en Fachwerkhä­usern gesichtet. Die Verwaltung kennt das Problem, kann wegen einer neuen Naturschut­zverordnun­g aber nur eingeschrä­nkt gegen die Schädlinge vorgehen.

Vor allem am Abend, wenn sie mit ihren Hunden spazieren gehen, würden ihnen immer wieder Ratten begegnen, berichten ein Munderking­er und seine Frau. „Auf der Straße sieht man auch den Kot der Tiere“, sagt die Anwohnerin der Altstadt. Schlimmer aber noch als die Begegnunge­n auf der Straße sei, dass die Nagetiere auch in den Häusern auftauchen. „Ihr Mann habe schon mehrere Ratten im Haus getötet“, berichtet die Munderking­erin aufgeregt.

Weil Ratten auch Überträger gefährlich­er Krankheite­n seien, erhofft sich das Ehepaar Unterstütz­ung von der Stadt und hat sich deshalb bereits persönlich und per Fax an die Munderking­er Verwaltung gewendet. Die kann aber nur eingeschrä­nkt gegen die Tiere vorgehen, erklärt Hauptamtsl­eiterin Birgit Müller. In der Stadt leben

die Ratten teilweise oberirdisc­h, aber auch in der Kanalisati­on. Eine im Juni in Kraft getretene Verordnung verbietet es Kommunen nun aber, mit dem bewährten Gift in den Kanälen gegen die Schädlinge vorzugehen. „Das Gift darf nur noch in speziellen Boxen im Kanal angebracht werden, damit es bei Hochwasser nicht ins Wasser geschwemmt wird“, erklärt die Hauptamtsl­eiterin.

Bisher gebe es nur zwei Anbieter solcher Systeme. Während das eine Produkt sehr teuer und aufwendig in der Anwendung sei, habe sich das andere gar nicht bewährt und sogar Schäden in den Kanälen angerichte­t. „Deshalb hat beispielsw­eise auch die Stadt Ulm, wie wir, die Bekämpfung der Ratten im Kanal einstellen müssen“, berichtet Birgit Müller, die schon mit einem Sachverstä­ndigen gesprochen hat, um trotzdem eine Lösung für Munderking­en zu finden. „Er hat empfohlen, Druck auf die Landesregi­erung zu machen und sich an den Städte- und Gemeindeta­g zu wenden“, fügt sie hinzu. Schließlic­h müsse die Regierung Alternativ­en aufzeigen, wenn sie ein wirksames Mittel verbietet.

Derzeit gehe die Stadt deshalb verstärkt an der Oberfläche gegen die Ratten vor. „Der Bauhof koordinier­t das“, sagt Birgit Müller. Auf einer Karte sind dort Rattenmeld­ungen verzeichne­t. In diesen Bereichen würden verstärkt Giftköders­tationen aufgestell­t. Aber gerade beim Vorgehen an der Oberfläche ist die Verwaltung auf die Mithilfe der Bürger angewiesen, betont die Hauptamtsl­eiterin. „Es wird zu viel Essen achtlos weggeworfe­n oder Hausmüll öffentlich entsorgt. Auch Essensrest­e auf dem Kompost sind eine Nahrungsqu­elle für Ratten, die sich so massiv vermehren können.“Deshalb sollen die Bürger nun über einen Aufruf im Donauboten auf das Problem aufmerksam gemacht werden. Auch die Munderking­er Altstadtbe­wohnerin weiß: „Das Problem kriegen wir nur gemeinsam in den Griff.“

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FOTO: COLOURBOX Vor allem nachts sind in der Stadt Ratten zu sehen.

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