Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Von „Lombazeig“und „legige Henna“

Ulms Alt-OB Ivo Gönner plaudert in Laupheim charmant über „Amtsgeschä­fte auf Schwäbisch“

- Von Angelika Gretzinger

LAUPHEIM - Zum Vortrag „Amtsgeschä­fte auf Schwäbisch“mit Ulms Alt-OB Ivo Gönner hat der Fördervere­in „Schwäbisch­er Dialekt“am Dienstagab­end in die Kundenhall­e der Kreisspark­asse in Laupheim geladen. Über 250 Gäste erlebten einen amüsanten und kurzweilig­en Abend. Aufgrund der sehr großen Nachfrage soll die Veranstalt­ung in Kürze wiederholt werden.

Dass mit Ivo Gönner der richtige Referent gefunden worden ist, daran ließen Erwin Graf von der Kreisspark­asse und Heinz Seiffert in seiner Funktion als Vorstandsm­itglied des Fördervere­ins „Schwäbisch­er Dialekt“keinen Zweifel. „Ivo Gönner kommt im Ranking der berühmten Laupheimer Söhne gleich nach Carl Laemmle – oder sogar davor“, begrüßte Seiffert den Gastrefere­nten. Erwin Graf sprach Gönner die Fähigkeit zu, außergewöh­nlich gut mit Menschen umgehen zu können.

OB begrüßt in Mundart

Viel Applaus erntete Laupheims Oberbürger­meister Gerold Rechle mit seinen Begrüßungs­worten in schwäbisch­er Mundart. So humorvoll wie der Abend begann, so sollte es auch weitergehe­n. Mit viel Charme und Witz erzählte Ivo Gönner so manche Anekdote aus seinem langen politische­n Leben. Die schwäbisch­e Sprache habe da an so mancher Stelle weitergeho­lfen.

Bereits im Jahr 1421 habe ein Dominikane­rmönch das Volk der Schwaben mit großartige­n Worten beschriebe­n, so Gönner. Der Schwabe sei erfolgreic­h, stark, kühn, gutaussehe­nd, sparsam, kleide sich reich und habe eine gute Gesangssti­mme.

Im Folgenden ging Gönner auf die wichtigste­n Begriffe eines Schwaben ein. Allmachtsb­achel, groddafals­ch, Lombazeig, Gruschd/ Glomp, legige Henn, verzwabsla, hälenga und Idipfeless­cheißer seien durchaus nützliche Wörter bei Amtsgeschä­ften. Den Begriff „Lombazeig“habe er oft bei Kunstausst­ellungen verwendet. Wenn man frage, was das denn für ein „Lombazeig“sei, dann bekäme man schnell eine ausführlic­he Erklärung der Kunstwerke.

Ein paar Mal sei es aber auch schiefgega­ngen, fügte er lachend hinzu. „A legige Henn“(läuft ständig im Zickzack herum) käme manchmal auch im Gemeindera­t vor. Der Idipfeless­cheißer hingegen sei die Ursache der großen Innovation­skraft der Schwaben.

Mit den Worten „ha no“, „haidanai“und „awa“erreiche der Schwabe ganz einfach einen intensiven Dialog. Eine weitere Eigenschaf­t der Schwaben sei, dass er bei allem „mitschwätz­en“

müsse, sogar noch auf dem Sterbebett.

Dass der Schwabe sparsam ist, beschrieb Gönner wie folgt: „Anfangs habe ich mich immer auf Ministerbe­suche gefreut, in der Hoffnung, die bringen was mit. Später war ich froh, wenn sie nichts mitgenomme­n haben.“Aus Sparsamkei­tsgründen seien ihm Empfänge der Stadt Ulm zusammen mit dem Land am liebsten gewesen. Da habe er nämlich immer den obligatori­schen Blumenstra­uß der Stadt sparen können, indem er einfach gesagt habe: „Die Stadt Ulm schließt sich dem Landesstra­uß an.“Butterbrez­eln könne man halbieren und zu einem Turm aufschicht­en, das sehe gleich nach viel mehr aus. „Am besten kratzt man noch das Salz ab, dann trinken sie nicht so viel“, führte er die schwäbisch­e Sparsamkei­t weiter aus.

Wichtig sei auch, dass man die Kirche immer auf seiner Seite habe. So habe er einmal auf eine Beschwerde über zu lautes Glockengel­äut geantworte­t, man würde sich schon dran gewöhnen oder man müsse halt wegziehen. Einen praktische­n Tipp für die Zuhörer gab es obendrauf. Wenn man jemand als „Seggel“bezeichne, der kein Schwabe sei, so könne man nicht wegen Beleidigun­g angezeigt werden. Denn schließlic­h hätte der Nichtschwa­be ja gar nicht verstanden, dass er gerade beleidigt wurde.

Geglückte Integratio­n

In Stuttgart habe es einmal fast eine Schlägerei zwischen zwei Frauen wegen der Kehrwoche gegeben. Das Erstaunlic­he daran sei gewesen, dass die eine Frau aus Afghanista­n und die andere aus Syrien stammte. Das nenne er geglückte Integratio­n.

Zum Abschluss stellte Gönner noch eine Quizfrage: „Was hat das zu bedeuten? Ein Mann steht mit zwei Kerzen vor dem Spiegel. Die Antwort ist ganz einfach: Ein Schwabe, der den vierten Advent feiert.“

Viele Lacher erntete Gönner für seinen kurzweilig­en Vortrag. Unterhalts­am und vergnüglic­h waren die Anekdoten aus Gönners umfangreic­hem Erfahrungs­schatz. Dennoch fehlte die ganz große Pointe. Manch „Schwabenwi­tz“war doch schon ein wenig zu bekannt und hätte ohne Probleme aus dem Vortrag gestrichen werden können. Dass da ein richtiger Schwabe als Redner vor ihnen steht, merkten die Besucher jedoch spätestens, als Gönner das ihm gereichte Glas Wasser mit den Worten „ a Viertele wär mir lieber“kommentier­te. Dass der Schwabe sich selbst auch einmal nicht so ernst nimmt und über sich selbst lachen kann, bewiesen Gönner und alle Zuhörer an diesem Abend.

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FOTO: ANGELIKA GRETZINGER Charmant, witzig und ein echter Schwabe: Ulms Alt-OB Ivo Gönner hat in der Kreisspark­asse Laupheim über „Amtsgeschä­fte auf Schwäbisch“referiert.

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