JVG Bigband spielt bei den Großen mit
30. Ehinger Jazztage mit tollen Konzerten und Kneipennächten
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EHINGEN - Das Konzert der SWRBigband, die zu den besten Bigbands der Welt zählt, ist zweifelsohne der Höhepunkt der insgesamt glanzvollen 30. Ehinger Jazztage gewesen. Die Bigband des Ehinger Johann-VanottiGymnasiums war anfangs auch dabei und hat gezeigt, welches Potential in den jungen Musikern steckt. Bei Aufnahmen zu ihrer Musik im SWR-Studio haben der Leiter der Ehinger Bigband Simon Föhr und sein Professor an der Musikhochschule Freiburg Rolf Schmid, der die SWR-Bigband leitet, das gemeinsame Konzert verabredet.
Mit einer Fanfare begannen die Schüler ihren Auftritt vor mehr als 700 Zuhörern in der Lindenhalle. Sehr mutig aber überzeugend der Welthit von Adele „Hello, it’s me“gesungen von Jaqueline Laszak. Einen Rap wie „RVA allday“konnten sie auch, sogar mit einer artistischen Einlage von Jan Rieger. Joo Kraus kam vorbei, um mit den so jungen Kollegen ein wenig zu musizieren. Regina Fiesel sang „Everything“von Michael Bublé. „Nicht alltäglich, dass eine Schülerband so ausgerüstet ist“, war die einhellige Meinung der Experten.
„Nicht nur die besten Autos der Welt kommen aus Württemberg, sondern auch die beste Bigband“, sagte Joo Kraus, der schon die ganz Großen der Schlagerwelt musikalisch begleitet hat. Als Trompeter, Sänger und Entertainer gab er der SWR-Bigband zusätzlich Profil, stellte die Musiker der Band, jeder für sich ein Perfektionist an seinem Instrument, vor. „Public Jazz Society“, Jazz der Spaß macht, aber auch in die Tiefe geht“, versprach Kraus dem Publikum
Eine erste Glanznummer die Frontline der Band mit Posaunisten, Klarinettisten und Trompeter der Band, dann wieder hinreißende Melodien, zu denen Kraus immer eine nette Anekdote wusste. „Scarborough Fair“sehr romantisch intoniert, „Give me the night“von George Benson oder sehr ambitioniert von Ravel der „Bolero“im BigbandSound und immer auch tolle Soli der einzelnen Musiker.
Doch irgendwann war auch dieses Konzert zu Ende, noch ein nur von Joo Kraus auf der Trompete und Schmid am Piano gespieltes „One moment in time“und dann ging es für die Jazzfreunde ab in die Kneipennacht.
In vier Ehinger Wirtschaften war Jazz in seiner ganzen Bandbreite angesagt. Der erste Einkehrschwung ging meist ins Weinhaus Denkinger. Vom ersten Ton an hatte Nicole Häussler ihr Publikum im Griff, forderte immer wieder zum Mitsingen auf. „Stand by me“, sangen alle Gäste mit. Lässig die Hände in den Hosentaschen, sang sie mal mit samtweicher Stimme sentimental und dann rau wie ein Reibeisen und brachte es dabei noch fertig, mit Zaungästen von draußen durch die Fensterscheibe zu flirten. Superstimmung auch im Ochsen, hier spielten die Zwillingsbrüder Michael am Schlagzeug und Gernot Ernst am Piano mit ihrer Band „Jazzorange“Jazz verschiedenster Stilrichtungen, aber immer vom Feinsten. Sängerin Stephanie Gröger-Fendt verstand es mit ihrer ausdrucksvollen Stimme am Freitagabend dem Ganzen einen sinnlichen Anstrich zu geben, dem sich kaum ein Zuhörer verschließen konnte.
Erstklassige Musiker auch im „Schwanen“, die Jungs vom Achim Bohlender Quintett, alle begeisterte Anhänger des Swing der 30er- und 40er-Jahre: Benny Goodman, Glenn Miller, die Musik des Quintetts eine einzige Hommage an unvergessenen Swing-Legenden. Sie konnten aber auch mitreißenden Dixieland und verhaltenen seelenvollen Blues.
Tolle Gitarrenmusik versprach die Roman Spilek Band im „Amadeus“. Eigene Kompositionen, Spirituals wie „have mercy on us“oder ein wundervolles „Something“von Beatle George Harrison, gespielt von Roman Spilek, das alles konnte unter die Haut gehen.
Ein alter Freund
Beim ersten Konzert am Freitagabend in der leider nur mäßig besetzten Lindenhalle, kam ein alter Freund der Ehinger Jazztage zurück. Simon Hollidays Auftritte mal solo mal mit dem Drummer Simon Palser im Badischen Hof und im Rosenstadel in der Kneipennacht sind unvergessen bei den Jazzfreunden. Jetzt also mit Band mit klassischem NewOrleans-Jazz auf ganz hohem Niveau, seine Schlitzohrigkeit und seinen Charme hat Holliday sich bewahrt, seine Virtuosität am Piano sowieso.
Immer wieder singt er, seine Maxime gilt noch „Don’t get faster than they can dance“. Die „Frontline“mit Klarinettist Bruce Roberts, Trompeter Jürgen Ebler und Posaunist begeisterten mit hinreißenden Soli, Swingende authentischer New-Orleans-Jazz mit Klassikern wie „Hindustan“und „Why don’t you go down to New Orleans“stimmten das Publikum auf eine tolle Jazznacht ein. Bernd Schöpflin am Sousafon und Bass, Simon Palser am Schlagzeug und Banjo man Jürgen Kulus gaben dem ganzen die richtige Würze. J
ürgen Kulus hatte als junger Mann den „King of Banjo“Harry Reser gehört und sich gedacht, „da willst du auch mal hin“. Heute ist er auch ein „Banjo King“, zeigte es mit einem mitreißenden Solo ganz allein mit Holliday.