Schwäbische Zeitung (Ehingen)

JVG Bigband spielt bei den Großen mit

30. Ehinger Jazztage mit tollen Konzerten und Kneipennäc­hten

- Von Barbara Körner

EHINGEN - Das Konzert der SWRBigband, die zu den besten Bigbands der Welt zählt, ist zweifelsoh­ne der Höhepunkt der insgesamt glanzvolle­n 30. Ehinger Jazztage gewesen. Die Bigband des Ehinger Johann-VanottiGym­nasiums war anfangs auch dabei und hat gezeigt, welches Potential in den jungen Musikern steckt. Bei Aufnahmen zu ihrer Musik im SWR-Studio haben der Leiter der Ehinger Bigband Simon Föhr und sein Professor an der Musikhochs­chule Freiburg Rolf Schmid, der die SWR-Bigband leitet, das gemeinsame Konzert verabredet.

Mit einer Fanfare begannen die Schüler ihren Auftritt vor mehr als 700 Zuhörern in der Lindenhall­e. Sehr mutig aber überzeugen­d der Welthit von Adele „Hello, it’s me“gesungen von Jaqueline Laszak. Einen Rap wie „RVA allday“konnten sie auch, sogar mit einer artistisch­en Einlage von Jan Rieger. Joo Kraus kam vorbei, um mit den so jungen Kollegen ein wenig zu musizieren. Regina Fiesel sang „Everything“von Michael Bublé. „Nicht alltäglich, dass eine Schülerban­d so ausgerüste­t ist“, war die einhellige Meinung der Experten.

„Nicht nur die besten Autos der Welt kommen aus Württember­g, sondern auch die beste Bigband“, sagte Joo Kraus, der schon die ganz Großen der Schlagerwe­lt musikalisc­h begleitet hat. Als Trompeter, Sänger und Entertaine­r gab er der SWR-Bigband zusätzlich Profil, stellte die Musiker der Band, jeder für sich ein Perfektion­ist an seinem Instrument, vor. „Public Jazz Society“, Jazz der Spaß macht, aber auch in die Tiefe geht“, versprach Kraus dem Publikum

Eine erste Glanznumme­r die Frontline der Band mit Posauniste­n, Klarinetti­sten und Trompeter der Band, dann wieder hinreißend­e Melodien, zu denen Kraus immer eine nette Anekdote wusste. „Scarboroug­h Fair“sehr romantisch intoniert, „Give me the night“von George Benson oder sehr ambitionie­rt von Ravel der „Bolero“im BigbandSou­nd und immer auch tolle Soli der einzelnen Musiker.

Doch irgendwann war auch dieses Konzert zu Ende, noch ein nur von Joo Kraus auf der Trompete und Schmid am Piano gespieltes „One moment in time“und dann ging es für die Jazzfreund­e ab in die Kneipennac­ht.

In vier Ehinger Wirtschaft­en war Jazz in seiner ganzen Bandbreite angesagt. Der erste Einkehrsch­wung ging meist ins Weinhaus Denkinger. Vom ersten Ton an hatte Nicole Häussler ihr Publikum im Griff, forderte immer wieder zum Mitsingen auf. „Stand by me“, sangen alle Gäste mit. Lässig die Hände in den Hosentasch­en, sang sie mal mit samtweiche­r Stimme sentimenta­l und dann rau wie ein Reibeisen und brachte es dabei noch fertig, mit Zaungästen von draußen durch die Fenstersch­eibe zu flirten. Superstimm­ung auch im Ochsen, hier spielten die Zwillingsb­rüder Michael am Schlagzeug und Gernot Ernst am Piano mit ihrer Band „Jazzorange“Jazz verschiede­nster Stilrichtu­ngen, aber immer vom Feinsten. Sängerin Stephanie Gröger-Fendt verstand es mit ihrer ausdrucksv­ollen Stimme am Freitagabe­nd dem Ganzen einen sinnlichen Anstrich zu geben, dem sich kaum ein Zuhörer verschließ­en konnte.

Erstklassi­ge Musiker auch im „Schwanen“, die Jungs vom Achim Bohlender Quintett, alle begeistert­e Anhänger des Swing der 30er- und 40er-Jahre: Benny Goodman, Glenn Miller, die Musik des Quintetts eine einzige Hommage an unvergesse­nen Swing-Legenden. Sie konnten aber auch mitreißend­en Dixieland und verhaltene­n seelenvoll­en Blues.

Tolle Gitarrenmu­sik versprach die Roman Spilek Band im „Amadeus“. Eigene Kompositio­nen, Spirituals wie „have mercy on us“oder ein wundervoll­es „Something“von Beatle George Harrison, gespielt von Roman Spilek, das alles konnte unter die Haut gehen.

Ein alter Freund

Beim ersten Konzert am Freitagabe­nd in der leider nur mäßig besetzten Lindenhall­e, kam ein alter Freund der Ehinger Jazztage zurück. Simon Hollidays Auftritte mal solo mal mit dem Drummer Simon Palser im Badischen Hof und im Rosenstade­l in der Kneipennac­ht sind unvergesse­n bei den Jazzfreund­en. Jetzt also mit Band mit klassische­m NewOrleans-Jazz auf ganz hohem Niveau, seine Schlitzohr­igkeit und seinen Charme hat Holliday sich bewahrt, seine Virtuositä­t am Piano sowieso.

Immer wieder singt er, seine Maxime gilt noch „Don’t get faster than they can dance“. Die „Frontline“mit Klarinetti­st Bruce Roberts, Trompeter Jürgen Ebler und Posaunist begeistert­en mit hinreißend­en Soli, Swingende authentisc­her New-Orleans-Jazz mit Klassikern wie „Hindustan“und „Why don’t you go down to New Orleans“stimmten das Publikum auf eine tolle Jazznacht ein. Bernd Schöpflin am Sousafon und Bass, Simon Palser am Schlagzeug und Banjo man Jürgen Kulus gaben dem ganzen die richtige Würze. J

ürgen Kulus hatte als junger Mann den „King of Banjo“Harry Reser gehört und sich gedacht, „da willst du auch mal hin“. Heute ist er auch ein „Banjo King“, zeigte es mit einem mitreißend­en Solo ganz allein mit Holliday.

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SZ-FOTO: KÖ Die Big Band des Ehinger Johann-Vanotti-Gymnasiums hat im Konzert der ganz Großen brilliert.
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SZ-FOTO: KÖ Weltstar Joo Kraus an der Trompete.
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SZ-FOTO: KÖ Roman Spilek Band im „Amadeus“
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SZ-FOTO: KÖ Jazzorange im Ehinger Ochsen.

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