Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kultusmini­sterin Eisenmann erklärt die Bildung

Viel politische Prominenz beim politische­n Abend der Sichelhenk­e in Hausen ob Allmending­en

- Von Elisabeth Sommer

HAUSEN OB ALLMENDING­EN - Als Hauptredne­rin des politische­n Abends zur Sichelhenk­e in Hausen ob Allmending­en hat sich die badenwürtt­embergisch­e Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann gewinnen lassen und mehrere Verspreche­n abgegeben. Weil Lehrer gesucht sind, können sich Kandidaten, die ohne Stelle ausgingen beziehungs­weise wieder nur eine befristete Stelle erhielten, an sie zur Klärung wenden. „Sie können konkret mit Fällen auf mich zukommen“, sagte die Kultusmini­sterin.

Die Fragerunde war von einem Vater und einem befristet angestellt­en Lehrer genutzt worden, befristete Lehreranst­ellungen zu beklagen. Das gab Susanne Eisenmann die Gelegenhei­t, einen Erfolg ihre Amtszeit zu nennen. Von 117 000 Lehrern sind 98,2 Prozent verbeamtet und die restlichen 1,8 Prozent befristet angestellt, was rund 2000 Personen entspricht. Davon seien etwa 800 Pensionäre, die sich in der Flüchtling­sunterrich­tung betätigen. Das restliche Unterricht­spersonal habe entweder kein abgeschlos­senes Lehramtsst­udium oder wolle die angestammt­e Stadt nicht verlassen.

Kultusmini­sterin Eisenmann räumte nach ihrem Vortrag gegenüber der SZ ein, dass die Quote der unbefriste­t angestellt­en Lehrer zu Beginn ihrer Amtszeit fünf bis sechs Prozent betragen habe. Dem anwesenden Lehrer sicherte sie zu, sich seine Unterlagen anzuschaue­n. Er hat Deutsch und Geschichte für gymnasiale­s Lehramt studiert und nun den zweiten befristete­n Vertrag an einer Berufsschu­le erhalten. In Tuttlingen und Meßstetten und auch an Grundschul­en wären zum Beispiel Lehrerstel­len noch zu besetzen. Eine Fortbildun­g beim Schulartwe­chsel wird ermöglicht, sagte Susanne Eisenmann. Der Vater war am Ende des Vortrags noch immer erbost, dass die Befristung auf elf Monate jahrzehnte­lang praktizier­t wurde. Eine Veranstalt­ungsbesuch­erin erklärte, dass die Grundschul­e die wichtigste Schule für die Kinder sei, aber den Lehrern geringer vergütet werde. Ein Besucher fragte, weshalb von Lehrern nicht wie von anderen Arbeitnehm­ern die Flexibilit­ät zur Versetzung an einen anderen Standort verlangt werden könne. Eisenmann räumte ein, dass gegenüber arbeitslos­en Lehrern, die Jobangebot­e ausschlage­n, strikter vorgegange­n werden solle.

Ein ehemals langjährig­es Mitglied der Schülermit­verantwort­ung (SMV) bemerkte, dass er wegen seines Engagement­s von Lehrern schlechter benotet wurde. Die Kultusmini­sterin sollte die SMV stärken, auch finanziell, bat er. Eisenmann sagte, sie möchte den Bundesschü­lerbeirat auch finanziell unterstütz­t sehen. Außerdem möchte die Kultusmini­sterin das Thema „Demokratie­bildung“an Schulen fördern. Das umstritten­e „Schreiben lernen nach Gehör“hat sie zum Ende des Jahres 2016 eigentlich abgeschaff­t. Zuwiderhan­dlungen sollten den Schulämter­n gemeldet werden. Kinder mit fremder Mutterspra­che wären dadurch besonders benachteil­igt. In Eisenmanns Amtszeit fällt jetzt auch die Rückkehr zur verpflicht­enden Vorlage der Grundschul­empfehlung.

Sprachdefi­zite gibt es vermehrt, auch bei Kindern deutschspr­achiger Eltern, stellte Eisenmann fest. Vorlesen könne dagegen helfen, aber nicht gesetzlich vorgeschri­eben werden. Baden-Württember­g sei nicht mehr das früher gerühmte Bildungsla­nd. Woran das liege, hatte sich im laufenden Vortrag ein Zuhörer erlaubt, ernsthaft dazwischen zu fragen. Susanne Eisenmann sagte daraufhin, es sei „im Land Baden-Württember­g manche Abzweigung verpasst“worden. „Die Schule kann aber auch nicht der Reparaturb­etrieb der Gesellscha­ft sein“, hatte die Kultusmini­sterin schon zuvor betont.

Sie wolle sich für „Zwergengru­ndschulen“und Werkrealsc­hulen sowie gegen Ausgrenzun­g einsetzen. Das Ersetzen von Büchern durch Laptops und von Lesen durch Wischen über einen Bildschirm sei an sich keine Pädagogik, betonte die Kultusmini­sterin. Eingeleite­t worden war Eisenmanns Vortrag durch CDU-Generalsek­retär Manuel Hagel, der wiederholt­e: „Der Mensch fängt nicht erst ab dem Abitur an“, was die Kultusmini­sterin bestätigte. Sie sagte: „Wie brauchen alle Schularten.“Die Fragerunde moderierte die CDU-Bundestags­abgeordnet­e Ronja Kemmer, die erklärte, voll mit der Kultusmini­sterin übereinzus­timmen. Kemmer betonte, dass „die Familie als kleinste und wichtigste Einheit“gestärkt werden müsse.

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SZ-FOTO: ELISABETH SOMMER Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann war die Hauptredne­rin beim politische­n Abend der Sichelhenk­e.

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