Salvini singt mit Kastelruther Spatzen
Skurriler Auftritt von Italiens Innenminister – Bergsteigerlegende Messner übt Kritik
BOZEN (dpa) - Der Südtiroler Extrembergsteiger Reinhold Messner hat sich über einen Auftritt von Italiens Rechtspopulist Matteo Salvini bei den Kastelruther Spatzen empört. „Ich habe das zufällig im Fernsehen gesehen und ich muss sagen, ich bin erschrocken. Dass dieser Mann sich einfach die Bühne nimmt und niemand aufsteht und widerspricht“, sagte der 74-Jährige dem Nachrichtenportal salto.bz. „Im Gegenteil, dass die Musikhörer und Festgäste staunend, bewundernd und gleichzeitig auch ein bisschen ängstlich auf diesen Mann blicken.“
Salvini gehört wegen seiner harten Linie gegen Migranten zu den umstrittensten Politikern Italiens. Der Innenminister und Chef der fremdenfeindlichen Lega war am Sonntag auf dem Volksfest der Südtiroler Volksmusiker in Kastelruth erschienen und hatte auf der Bühne mit den Spatzen das Lied „Ein Prosit der Gemütlichkeit“gesungen. Ins Publikum rief er auf Deutsch ein „Grüß Gott“.
Rechtsruck erwartet
In der Region Trentino-Südtirol finden am Sonntag Wahlen statt. Vor allem im Trentino wird mit einem Rechtsruck gerechnet.
Die Szene bei den Spatzen sei ihm vorgekommen „wie in der Savanne, wenn der Elefant auftaucht“, so Messner. „Dann herrscht unter den Tieren genau diese Stimmung. Nur dass hier der Elefant auf dem Spatzenfest aufgetreten ist.“
Messner selbst engagiert sich politisch für den Umweltschutz. Als Parteiloser saß er für die italienischen Grünen einige Zeit im Straßburger Parlament. „Bei mir würde Matteo Salvini nicht einmal in meiner Nähe stehen dürfen. Ich brauche und will das nicht. (…) Salvini kann ich nicht respektieren. Meine Sorge ist, dass dieser Mann das Land in den Ruin reitet.“
Salvini konterte auf Twitter: Messner halte ihn für gefährlich, ohne ihn zu kennen. „Hat ihn der freudige Empfang, den mir die Leute seiner Berge gemacht haben, gestört? Ich bin bereit, ihn zu treffen und ihm zu erklären, wie ich unser Land besser machen will. Prosit!“
Die Spatzen selbst können die ganze Aufregung nach eigenen Angaben nicht nachvollziehen. „Wir wollen mit Politik nichts zu tun haben. Es wundert mich, dass sich jetzt so viele Leute aufregen“, sagte Sänger Norbert Rier. Die Musiker hätten Salvini nicht zu dem Fest eingeladen. „Wir dachten zuerst, es sei ein Witz“, so Rier. Er sei dann eben mit dem Innenminister auf die Bühne gegangen. Die Gruppe habe mit dem Auftritt auf keinen Fall ein politisches Signal senden wollen, sagte Rier. Jeder solle sich um „sein Ding“kümmern.