Kurzhosengang greift voll ins Leben ein
Junge Württembergische Landesbühne zieht Kinder mit Turbulenz in ihren Bann
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EHINGEN - Einen 126 Jahre alten Großvater als Mumie statt Uri zu bezeichnen, hat vielleicht etwas für sich, wenn damit der Respekt vor gut erhaltenen Gesichtszügen zum Ausdruck kommt. Ansonsten ist es so geschmacklos wie gemeint, wenn die Kurzhosengang von der Verwandtschaft der konkurrierenden Pauli Gang spricht.
Gespannt verfolgten eine ganze Menge Schüler des Johann-VanottiGymnasiums und der Grundschule im Alten Konvikt am Mittwochvormittag in der Lindenhalle länger als eine Stunde der Fortsetzung der Geschichte von der Kurzhosengang. Die Junge Württembergische Landesbühne Esslingen war auch dieses Mal unglaublich gut.
Gute Jungs retten ihre Heimatstadt, wenn sie durch das Abhandenkommen eines Totems unterzugehen droht. Genaugenommen handelt es sich im Theaterstück um einen Totempfahl, hinter dem auch die durch die schwarze Farbe ihrer Mäntel als böse gekennzeichnete Pauli Gang her ist. Sie beherrscht im ersten Teil die Szene, bis zur sieghaften Musik von Gioacchino Rossinis „Wilhelm Tell“. Da endlich nach das Publikum hinhaltender Ansage auf Deutsch, Englisch und Französisch wird es hell auf der Bühne und die unschlagbaren Helden machen sich daran, ganz Kanada durcheinanderzubringen. „Ich bleib zwölf, und ihr werdet immer älter“, vergleicht der Jüngste seine Lebenserwartung mit der seiner engsten Freunde. Den Feinden wünscht man selbstverständlich den Absturz ihres Hubschraubers und die Turbulenz geht weiter. Dabei kommt es theatralisch weniger auf eine logische Handlung und einen klar verständlichen Text an, sondern auf die fantasieanregende Bewegung auf tatsächlich sehr begrenztem Raum. Das Ledersofa ist immer dabei, und der Totempfahl hängt an der Blockhauswand schief. Was die jungen Zuschauer betrifft, sind sie voll dabei. Das ist auch ihre Geschichte voll Toleranz, Zusammenhalt und Freundschaft.