1913 ist für Europa Lehre und Warnung zugleich
Florian Illies legt neues Buch vor
BERLIN (dpa) - Der Journalist und Kunstexperte Florian Illies („Generation Golf“), der mit seinem Bestseller „1913“die kulturelle Blüte vor dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) beschrieben hat, warnt vor einem erneuten Verlust der Bindungskräfte in Europa. Wie heute, sei in der Vorkriegszeit die internationale Verflechtung enorm gewesen. „Das alte Europa kannte kaum Sprachbarrieren – und eine große Offenheit gegenüber der kulturellen Erneuerung“, sagte Illies (47), der Anfang 2019 Rowohlt-Verlagschef wird, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) zu seinem Nachfolgeband „1913 – Was ich unbedingt noch erzählen wollte“.
Vor 1914 seien die Künstler zwischen London, Paris, Wien, St. Petersburg, Berlin und New York mit großer Selbstverständlichkeit unterwegs gewesen. Diese „Welt von gestern“habe etwa der Schriftsteller Stefan Zweig heraufbeschworen. „Ich denke, wir müssen sehr aufpassen, dass die Welt von heute nicht auch wieder eine Welt von gestern wird“, also eine Zeit vor Beginn eines Krieges. Insofern könne das Jahr 1913 eine Lehre sein. Illies ist zur Zeit noch beim Berliner Auktionshaus Villa Grisebach.
Für sein neues Buch habe er viele, neue Informationen über den Stand der Welt im Jahr 1913 entdecken können. „Ich bin über die letzten fünf Jahre immer wieder auf neue Geschichten gestoßen, bei denen ich mich ärgerte, dass sie nicht Teil des ersten Buches waren, die Erfindung der Tankstelle und des Bügeleisens etwa“, sagte Illies. Das Weltwissen zum Jahr 1913 sei seit dem letzten Buch explodiert. Das habe auch damit zu tun, dass Tagebücher und Zeitschriften heute im Internet aus dieser Zeit heute leichter verfügbar seien.
Florian Illies: Was ich unbedingt noch erzählen wollte.
Verlag 2018. 20 Euro
S. Fischer