Sammlung wächst weiter
ULM (sz) - Die Sammlung des Unternehmers und Mäzens Siegfried Weishaupt wächst weiter: In der Kunsthalle Weishaupt in der Neuen Mitte Ulms zeigt ab Sonntag die Präsentation „Ausgang offen“in einer von Direktorin Kathrin WeishauptTheopold eindrucksvoll konzipierten Schau zahlreiche Neuzugänge der Sammlung, teils erst in diesem Jahr oder dem vergangenen entstanden, teils auch einige Zeit vorher, und nie gezeigte Werke aus dem Depot. Genial ist die Komposition der Werke in den Räumen der Kunsthalle, die die Architektur des Hauses in die Wirkung der Kunst einbezieht. Symbol der Ausstellung ist das zweidimensionale, aber plastisch wirkende Acryl-Gemälde „LOOP“Philippe Decrauzats. Die Endlosschleife, die optisch dreidimensional wirkt, steht für das Wachsen der Sammlung, sagt Kathrin WeishauptTheopold. „Wohin sie sich entwickelt, das lassen wir offen.“
Im Raum 2 des Erdgeschosses spielt großformatige Kunst wie Hans Peter Reuters „Alhambra“mit der visuellen Wahrnehmung des Betrachters. Jiri Georg Dokoupil verleiht mit Pigmenten und Seifenschaum auf Leinwand eigentlich so vergänglichen Seifenblasen Unendlichkeit, während aus einem von Tony Oursler gestalteten gläsernen Kopf technikgesteuert und farblich perfekt ergänzend ein Mund zu plappern scheint und zwei Augen ein Eigenleben führen.
Im Obergeschoss liegt der Fokus auf unterschiedlichen Darstellungsmöglichkeiten von Licht: Ben Willikens in diesem Jahr entstandenes großformatiges „Raum 1387: Salon Haus Tugendhat“wirkt in der Darstellung eines in den 20er-Jahren architektonisch-avantgardistischen Mies-van-der-Rohe-Baus wie eine Spiegelung des Raumes der Kunsthalle Weishaupt, der dem Kunstwerk Willikens seine Wirkung gibt.
Ein Schwergewicht der Ausstellung ist Bernar Venets fünfteilige Skulpturen-Installation, die faszinierende Durchblicke auf die benachbarten Räume schafft – vor allem auf den letzten Raum des Ausstellungsrundgangs, in dem einfache geometrische Formen aus schwarzen und weißen Materialien – völlig ohne jede Farbgebung – eine bedrückende und gleichzeitig ungeheuer faszinierende Atmosphäre schaffen.
David Nashs Arrangement „Cube, Sphere, Pyramid“stellt drei Objekte aus verbranntem Eichenholz in Kontrast zu ihrer Darstellung mit Kohle auf weißer Leinwand.
Eine monumentale Installation Richard Longos verarbeitet Kreuz, Quadrat und Kreis kohlschwarz vor weißer Wand. Das Zentrum des Raumes wird von Richard Longs grauem Steinkreis „Rhone Valley Stones Spiral“dominiert, während an der Westfront des Hauses ein 7,53 Meter langes, 3,68 Meter hohes fast eine Tonne schweres, in den Jahren 2016/17 entstandenes Triptychon „Untitled (Raft at Sea)“den Blick des Betrachters von zwei Stockwerken aus auf sich zieht. Weishaupt erzählt, dass er diese Kohle-auf-Papier-Arbeit noch auf dem Boden liegend gesehen und vom Fleck weg gekauft habe, weil sie ihn derart fasziniert und gleichzeitig betroffen habe.