Sterbebegleiter erzählt von Engeln
Ehinger Hospiz-Förderverein präsentiert Lesung des Autors von „Mein Engel Fritz“
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EHINGEN - Sei eigenes 20-jähriges Bestehen zu feiern, ist dem Förderverein der ökumenischen Hospizgruppe Ehingen weniger wichtig als auf Sterben, Tod und Trauer als Lebensendstationen aufmerksam zu machen. Die Lesung des erfahrenen Balinger Sterbebegleiters Eduard Maass aus seinem Buch „Mein Engel Fritz“war der geeignete Anlass.
Rund 25 Zuhörer folgten am Donnerstag der Einladung ins Franziskanerkloster und erlebten einen heiteren Mann, der schon zweimal dem Tod gewissermaßen von der Schippe sprang, nichts mehr findet, wie es war und dem Hervorbringer des Lebens unendlich dankbar ist. Bei der Begleitung Sterbender kommt er deren Wünschen entgegen.
Der berühmte und heute noch als Leinwandbild zu habende Schutzengel ganz in Weiß, der hinter einem kleinen Mädchen schwebend dieses sicher über einen gefährlichen Steg geleitet, hat auch Eduard Maass’ Kindheitsfantasie angeregt, bis er seinen eigenen Engel auf einer Fensterbank sitzen sah und ihn Fritz benannte. In kariertem Hemd und Latzhose von seiner Enkelin Chiara gezeichnet, gefällt er ihm am besten. Die Flugmechanik ist nicht einmal Nebensache. Apoplex heißt des Autors zweiter Gefährte, ein Teddybärchen, das ihn seit einem Schlaganfall im Jahr 2005 begleitet. So beidseitig beschützt, empfindet Eduard Maass das Leben auch nach einem Bandscheibenvorfall und einer Herzoperation als äußerst anregend und jeden Tag als ein Geschenk.
„Wer es glaubt, wird selig, wer nicht, auch“, erleichtert der Autor auch weniger spiritistischen Gemütern den Zugang zu einer Weltanschauung, die auf der Grundlage altorientalischer Religionsvorstellungen nicht ohne Jenseitsbezüge auszukommen meint. Beim Sterben darf es durchaus deftig zugehen, wenn ein krebskranker Kettenraucher vom Begleiter verlangt, mit ihm alte Actionfilme anzuschauen und am zweiten Tag anruft, ob der komische Mann noch einmal Lust dazu habe.