Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kreis kümmert sich um Müll

Eindeutige­s Votum im Kreistag beendet die Debatte um die Müllabfuhr.

- Von Eileen Kircheis

ULM - Mit einer deutlichen Mehrheit von 37 Ja-Stimmen gegen neun Ablehnunge­n und zwei Enthaltung­en hat sich der Kreistag am Montag dafür ausgesproc­hen, dass der Alb-DonauKreis ab dem Jahr 2023 die Entsorgung des Mülls übernehmen wird. Bei der Kreistagss­itzung hatte Landrat Heiner Scheffold nochmal deutlich gemacht, dass die Kommunen bisher in diesem Bereich tolle Arbeit geleistet haben, aber auch der Landkreis eine bürgernahe und kostengüns­tige Lösung finden wird.

Die zuständige Fachdienst­leiterin Ulrike Gläser hatte vor der Abstimmung nochmal den aktuellen Stand erläutert. Im kommenden Jahr wird das neue Landesabfa­llgesetz in Kraft treten. Danach wird unter anderem die Übertragun­g der Müllentsor­gung vom Kreis, der gesetzlich dazu verpflicht­et ist, an die Kommunen deutlich erschwert, erklärte die Fachfrau. Deshalb sei die Abstimmung über die künftige Müllentsor­gung auch jetzt notwendig gewesen.

Schon seit etwa zwei Jahren seien immer wieder Kommunen an Landrat Heiner Scheffold herangetre­ten, die die Müllentsor­gung wieder dem Kreis übertragen wollten, berichtete er. Die Abfrage unter den 55 Kommunen im Kreis in den vergangene­n Monaten hat ergeben, dass 30 bis auf wenige Ausnahmen kleine Kommunen die Müllentsor­gung weiter übernehmen wollen und 25 große und mittlere dazu nicht mehr bereit sind. „Schaut man sich die Verteilung nach Einwohnerz­ahlen an, teilt es sich nahezu hälftig“, so Ulrike Gläser.

Der Kreistag hatte am Montag einen Grundsatzb­eschluss zu fassen. Das verdeutlic­hte auch Landrat Scheffold nochmal. „Es geht heute nicht um das System, die Abholrhyth­men, Tonnengröß­en oder das Abrechnung­ssystem“, betonte er. Auch wenn sich der Landrat selbst nicht für oder gegen eine Variante ausspreche­n wollte, lasse die Befragung der Kommunen für ihnen nur die Schlussfol­gerung zu, dass der Kreis die Müllentsor­gung künftig wieder übernehmen müsse. „Die Übernahmen durch die Kommunen ist freiwillig und bei 25, die die Aufgabe abgeben wollen, erscheint es mir nicht realistisc­h, dass wir alle umstimmen können“, so Scheffold. Denn eines war für den Landrat klar: „Es wird nur ein einheitlic­hes System geben.“Doppelstru­kturen würden nicht geschaffen, weil das am Ende vor allem zu Lasten der Gebührenza­hler, also der Bürger des Alb-Donau-Kreises ginge.

Die Kostenentw­icklung sei zum aktuellen Zeitpunkt schwer einzuschät­zen, erklärte Ulrike Gläser. Klar sei aber, dass es am Schluss sicher Gewinner und Verlierer bei den Gebühren geben werde, die künftig einheitlic­h für alle Kommunen erhoben werden. Schließlic­h reiche die Bandbreite derzeit von 57 bis 167 Euro für einen Vier-Personen-Haushalt.

Scheffold sicherte zu, dass der Kreis ein bürgernahe­s, kostengüns­tiges und mittelstan­dsfreundli­ches System suchen werde. Das sei auch schon an anderer Stelle gelungen. Robert Jungwirth, Fraktionsv­orsitzende­r der Grünen im Kreistag, gab vor der Abstimmung zudem zu bedenken, dass die Kreisräte künftig genauso sorgsam entscheide­n werden, wie es bisher die einzelnen Gemeinderä­te getan haben.

Laichingen­s Bürgermeis­ter Klaus Kaufmann und Ehingens Oberbürger­meister Alexander Baumann machten keinen Hehl daraus, dass sie gegen die Rückübertr­agung an den Kreis stimmen werden. Kaufmann befürchtet, dass seine Stadt zu den Verlierern gehören werde, weil die Müllentsor­gung aktuell sehr günstig sei. Auch Baumann war sich sicher, dass für Ehingen die Nachteile überwiegen werden. „Wir brauchen nicht überall Gleichförm­igkeit, sondern individuel­le Gestaltung­smöglichke­iten.“Schließlic­h seien die Kommunen des Alb-Donau-Kreises auch sehr heterogen. Ehingen habe eine Lösung, mit der die Bürger zufrieden sind. „Eine Veränderun­g wird ganz sicher die Unzufriede­nheit erhöhen“, so Baumann. Der Oberbürger­meister betonte aber auch, dass er einer Weiterentw­icklung des Entsorgung­ssystems nicht im Wege stehen werde.

Bürgermeis­ter-Kollege Karl Hauler aus Rottenacke­r ergriff dann das Wort für die kleineren Gemeinden, die die steigenden Herausford­erungen bei der Müllentsor­gung künftig nicht mehr leisten könnten. „Um das bewältigen zu können, müssten kleine Gemeinden fachliche Unterstütz­ung teuer einkaufen“, so Hauler. Und das würde eine deutliche Kostenstei­gerung der Müllgebühr­en mit sich bringen, so dass man nicht die aktuellen Kosten zum Vergleich heranziehe­n könne.

Als nächstes sollen nun Projektgru­ppen zur Entwicklun­g eines kreisweite­n Abfallwirt­schaftskon­zepts gebildet werden. In diesen sollen Vertreter der Kreisverwa­ltung, des Kreistages und der Gemeinden sitzen. Themen werden unter anderem die Tonnengröß­en, die Abholrhyth­men und das Gebührensy­stem sein. Außerdem soll der Ist-Zustand in den Kommunen erhoben werden. Weil die Umstellung zum Jahresbegi­nn erfolgen müsse, müssten mit den Kommunen Vereinbaru­ngen getroffen werden, dass diese die Müllentsor­gung noch bis zum Jahresende 2022 übernehmen. Die Umstellung würde dann zum 1. Januar 2023 erfolgen.

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FOTO: DAVID EBENER/DPA Künftig wird sich der Kreis um die Müllabfuhr in seinen Städten und Gemeinden kümmern.

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