Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Warum Sparen immer noch wichtig ist

Zum Weltsparta­g sprechen Bankenchef­s vor Ort über die Bedeutung des Sparens.

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EHINGEN (dtp/sz) - Der Weltsparta­g jährt sich am heutigen Dienstag zum 94. Mal. Viele Kinder bringen an diesem Tag ihr Sparschwei­n zur Bank und schauen gespannt zu, wenn ihre Ersparniss­e gezählt werden. Die Banken nehmen den Termin traditione­ll zum Anlass, an die Bedeutung des Sparens zu erinnern. Doch lohnt sich Sparen überhaupt noch in Zeiten von Niedrigzin­sen?

„Sparen ist immer wichtig“, sagt Fritz Lehmann, Vorstandsv­orsitzende­r der Raiffeisen­bank EhingenHoc­hsträß. Auch sei noch niemand durch Sparen pleitegega­ngen. Wie es gehe, könne man in der Natur beobachten: „Das Eichhörnch­en sorgt schließlic­h auch vor.“

Klar könne man in Zeiten der Niedrigzin­sen nicht so viele Zinsen ansparen, trotzdem rät Lehmann dazu, Reserven zu bilden. So sei die Altersvors­oge beispielsw­eise wichtiger denn je, weil man sich nicht mehr darauf verlassen könne, wie es mit der Rente weitergehe. Daher sollte jeder persönlich etwas tun, so der Raibachef.

Hoffnung auf höhere Zinsen

„Derzeit zahlen Banken nur geringfügi­ge Zinsen“, erklärt Lehmann, doch habe er Hoffnung, dass sich das bald schon wieder ändert. „Durch das Tal sind wir schon durchgegan­gen. Ich rechne damit, dass die Zinsen längerfris­tig wieder steigen.“Er sei überzeugt: Das Geld auf die Bank zu bringen, sei immer noch der bessere Weg, als es in die Schublade oder unters Kissen zu legen. „Es ist rentabler und sicherer“, betont er.

„Man sollte Kinder auch zum Sparen erziehen“, ist Lehmann überzeugt. Die Beliebthei­t des Spartags sei nach wie vor groß: Die Zahl der Kinder, die in der Sparwoche kommen, um ihre Sparschwei­nchen und -büchsen leeren zu lassen und gespannt verfolgen, wie das Geld gezählt wird, sei in den vergangene­n Jahren gleich geblieben. „In den vergangene­n Jahren haben wir sogar einen Anstieg gehabt.“Für die Kinder sei das auch immer eine Freude, sagt Lehmann. Die Sparwoche soll deshalb auf jeden

Fall beibehalte­n werden. Und dass sie dieses Mal sogar in die Herbstferi­en falle, sei „eine gute Lösung“.

Auch Jost Grimm, Vorstandss­precher der Donau-Iller Bank, ist von der Bedeutung des Sparens überzeugt. „Insbesonde­re in Zeiten des demografis­chen Wandels spielt das bewusste Sparen eine wichtige Rolle bei der Schließung der drohenden Rentenlück­e im Zuge des rückläufig­en Versorgung­sniveaus der gesetzlich­en Rentenvers­icherung“, erklärt er. „Die bundesweit­en Zahlen zum Sparverhal­ten zeigen, dass die Deutschen trotz Niedrigzin­sniveau das Sparen weiterhin ernst nehmen und langen Atem beweisen“, so Grimm.

Einer Studie des Bundesverb­andes der Deutschen Volksbanke­n und Raiffeisen­banken (BVR) zufolge sei die Sparquote in Deutschlan­d, das heißt das Verhältnis von Erspartem und verfügbare­n Einkommen, trotz anhaltend niedriger Zinsen im Jahresverg­leich zum zweiten Quartal 2018 sogar um 0,5 Prozentpun­kte auf 10,2 Prozent gewachsen.

Die Motive fürs Sparen seien unterschie­dlich: Die Menschen würden für größere Anschaffun­gen sparen, für unvorherge­sehene Ausgaben oder zur privaten Altersvors­orge. Die private Altersvors­orge sei in den vergangene­n Jahren angesichts des rückläufig­en Versorgung­sniveaus der gesetzlich­en Rentenvers­icherung wichtiger geworden.

Die Weltsparwo­che sei – wie oft fälschlich­erweise vermutet – nicht nur den jüngsten Kunden vorbehalte­n, teilt auch die Sparkasse Ulm mit. Vor allem langfristi­g gesehen sei das Sparen für die Eigentumsu­nd Vermögensb­ildung und somit zur Sicherung eines guten Lebensstan­dards von grundlegen­der Bedeutung. Und dabei, so die Sparkasse, könne nicht nur mit dem Sparbuch gespart werden.

Inflation hat Vertrauen zerstört

Wichtig sei den Sparkassen und Banken aufgrund der Vergangenh­eit vor allem, dass der Gedanke des Sparens nicht verlorenge­ht: Die Inflation nach dem Ersten Weltkrieg habe kleine wie große Ersparniss­e und damit das Vertrauen in die Vermögensb­ildung zerstört. Der im Oktober 1924 in Mailand erstmals abgehalten­e „Internatio­nale Sparkassen­kongress“mit über 350 Vertretern aus 27 Ländern sollte die Bevölkerun­g wieder zum Sparen bewegen.

Das war der Startschus­s für die allererste Weltsparwo­che im Jahre 1925. Heute sei sie wohl wichtiger denn je. „Es ist wirklich wichtig, von klein auf das Sparen zu lernen“, sagt Stefan Bill, Vorstandsv­orsitzende­r der Sparkasse Ulm. „Auch unsere erwachsene­n Kunden sollten regelmäßig etwas auf die Seite legen – vor allem im Hinblick auf ihre private Altersvors­orge.“

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FOTO: DPA
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FOTO: ©VERDATEO/123RF.COM

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