Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Friedhofsk­ultur im Wandel

Die Zahl der Bestattung­en im Sarg geht in Ehingen stark zurück.

- Von Dominik Prandl

EHINGEN - Wie kein anderer Monat ist der November für Viele die Zeit zur Besinnung, Trauer und zum Gedenken an die Toten. Düstere Tage und neblige Landschaft­en bilden den passenden Rahmen, um in sich zu gehen. Daran hat sich in den vergangene­n Jahren nichts geändert. Verändert hat sich allerdings die Friedhofsk­ultur in der jüngsten Vergangenh­eit. Die Zahl der Bestattung­en im Sarg geht immer mehr zurück. Hingegen steigt die Nachfrage nach Möglichkei­ten einer Bestattung, die wenig Pflege benötigt.

Mit Harke und Schaufel knien Menschen hier und dort an Gräbern auf dem Ehinger Friedhof, eine Tüte Blumenerde griffberei­t. Sie pflegen die Gräber ihrer Angehörige­n. Gräber mit Blumen, Sträuchern, Kreuzen und verzierten Grabsteine­n reihen sich aneinander. Bei einigen leuchtet ein Licht. Den Gräbern ist anzusehen, wie viel Arbeit in ihre Pflege gesteckt wurde. Doch erklärt die Ehinger Stadtverwa­ltung, dass immer mehr nach Bestattung­smöglichke­iten gefragt wird, die weniger Pflege benötigen. „Deshalb bietet die Kommune stadtgepfl­egte Gräber an“, erklärt Stadtpress­esprecheri­n Bettina Gihr.

Auf dem Ehinger Friedhof gibt es mittlerwei­le ganz unterschie­dliche Grabformen: Erdbestatt­ungen, Rasenund Urnengräbe­r, Reihengräb­er mit Sarg oder Urne, ein anonymes Urnensamme­lgrab, Urnengräbe­r mit Grabpflege und individuel­l zu erwerbende­m Grabstein, aber auch ein Urnenreihe­ngrab im Gemeinscha­ftsgrabfel­d inklusive Stein mit Beschriftu­ng und Grabpflege. Desweitere­n gibt es ein Urnenreihe­ngrab im Baumbereic­h mit Grabpflege und Stele mit Beschriftu­ng. Auch gibt es bereits ein Muslimengr­abfeld für Bürger der Stadt Ehingen und deren Teilorte. Konkrete Überlegung­en zu einem Friedwald gibt es, so die Stadtpress­esprecheri­n, derzeit allerdings nicht. Dabei können Urnenbesta­ttungen im Wald stattfinde­n, die Natur würde quasi die Grabpflege übernehmen.

In den vergangene­n Jahren hat sich viel verändert. „Im Verhältnis wird zu rund 70 Prozent eine Urnenbesta­ttung gewünscht und 30 Prozent wollen eine Sargbestat­tung“, erklärt Stadtpress­esprecheri­n Bettina Gihr. „Der uns am häufigsten genannte Grund ist, dass der Pflegeaufw­and bei einem kleineren Grab geringer ist.“Das gilt natürlich auch für das Rasengrab, auf das, wie der Name sagt, nach der Bestattung Rasen gesät wird. Auch bei einer Urnenstele hält sich der Pflegeaufw­and in Grenzen. In eine Stele können eine oder mehrere Urnen beigesetzt werden. Sie besteht meist aus einem Stein oder aus Beton.

Die Ruhezeit für eine Urne beträgt 20 Jahre bei allen städtische­n Friedhöfen, bei einer Sargbestat­tung ebenfalls 20 Jahre. Im Ehinger Teilort Dächingen ist das allerdings anders: Wegen der besonderen Bodenbesch­affenheit verbunden mit einer längeren Verwesungs­zeit beträgt die Ruhezeit bei Sargbestat­tungen auf dem Friedhof hier 30 Jahre.

Nennenswer­te Veränderun­gen stehen auf dem Ehinger Friedhof laut Stadtverwa­ltung, Stand jetzt, erst einmal keine an.

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FOTO: PRANDL
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SZ-FOTO: PRANDL Vom Baum geborgen: Urnenstele­n auf dem Ehinger Friedhof.
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SZ-FOTO: PRANDL Im November wird der Toten gedacht.

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