Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Gottfried Linders Musik hat Brillanz und Ausdrucksk­raft

Gedächtnis­konzert zum 100. Todesjahr des in Ehingen geborenen Komponiste­n offenbart die Qualität seiner Musik

- Von Kurt Efinger

EHINGEN - Musik von Gottfried Richard Anton Linder haben der Pianist Wolfgang Weller und die Sopranisti­n Vero Miller am Sonntag im Franziskan­erkloster zu Gehör gebracht. Annähernd 60 Zuhörer lernten Qualität und Kreativitä­t des 1841 in Ehingen geborenen Komponiste­n kennen und schätzen.

Das Gedächtnis­konzert zum 100. Todesjahr des 1841 in Ehingen geborenen und 1918 in Stuttgart gestorbene­n Pianisten, Komponiste­n und Musikprofe­ssors erwies sich als Offenbarun­g eines zu Unrecht in Vergessenh­eit geratenen künstleris­chen Schaffens. Seine Qualität präsentier­te sich in der Wiedergabe von drei groß angelegten Klavierwer­ken und neun Liedern. Deren Texte waren zum besseren Verständni­s dem Programm beigelegt. Biographis­che Notizen steuerte Johannes Lang bei.

Gottfried Linders Lebenswerk war von Anfang an eng verbunden mit der 1857 in Stuttgart von Sigmund Lebert (bis 1846 Samuel Levi), Immanuel Faißt, Wilhelm Speidel und Ludwig Stark gegründete­n Stuttgarte­r Musikhochs­chule, der heutigen Hochschule für Musik und Darstellen­de Kunst Stuttgart. 1865 wurde sie in „Konservato­rium für Musik“umbenannt. Ab 1869 hieß sie „Königliche­s Konservato­rium für Musik“und ab 1921 „Württember­gische Hochschule für Musik“. Hier schrieb sich der 17-jährige Ehinger Gastwirtss­ohn als Student 1858 ein, unterricht­ete ab 1860 an der Künstlerkl­asse und führte ab 1879 den Titel Professor.

Die Bedeutung der Hochschulg­ründer verdeutlic­ht die 2007 vom Mailänder Musikverla­g Ricordi neu herausgege­bene Klaviersch­ule „Lebert-Stark, Gran Metodo TeoricoPra­tico Per Lo Studio Del Piano“. In der vom Öpfinger Gitarriste­n Oliver Woog gegründete­n „Edition Canavas“erschienen nicht nur Werke von Wolfgang Weller, sondern inzwischen mit der „Fantaisie sérieuse“auch eine Kompositio­n von Gottfried Linder. Damit eröffnete Wolfgang Weller das Gedächtnis­konzert und hinterließ bei den Zuhörern einen starken Eindruck. Nach Wellers Aussage ist die Fantaisie „ein brillantes und hochvirtuo­ses Musikstück“. An ihr bewundert er kontrapunk­tische Kompositio­nstechnik, Gemütstief­e und hohe technische Anforderun­g an die Interpreta­tion.

Waren die ersten Liedvorträ­ge von nobler Zurückhalt­ung und Balance, so steigerte sich ihr Ausdruck nach der Pause effektvoll bei „Liebessehn­en“und am Ende in der Vertonung von Ludiwg Tiecks Gedicht „Lockung“. Unter den Klavierwer­ken bestach die von Liszt inspiriert­e Kompositio­n „Andante serioso und Concert-Polonaise“durch effektvoll­e Dramatik. Mit starkem Applaus lohnte das Publikum die gelungene Wiederentd­eckung großer Musik..

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SZ-FOTO: KURT EFINGER Wolfgang Weller und Vero Miller offenbarte­n die Kraft und die Qualität der Musik des 1841 in Ehingen geborenen und 1918 in Stuttgart gestorbene­n Komponiste­n Gottfried Linder.

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