Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ehemalige Klosteranl­age für 13 Millionen Euro saniert

Nach zwölf Jahren zum Abschluss gekommen: Lern-Umfeld in historisch­en Gemäuern verbessert

- Von Susanne Kuhn-Urban

BLAUBEUREN - Deutlichst­es Zeichen, dass die Renovierun­g des Blaubeurer Klosters nach rund zwölf Jahren abgeschlos­sen ist, ist wohl, dass der Kirchturm mit seinen prächtig glänzenden, handgefert­igten Ziegeln ohne Gerüst zu sehen ist. Gut 13 Millionen Euro hat die behutsame Sanierung der spätgotisc­hen ehemaligen Klosteranl­age, die in den Rang von nationaler Bedeutung erhoben wurde, gekostet.

Fit für die Zukunft

Zentraler Aspekt der Baumaßnahm­en war es, das Seminar fit für die Zukunft zu mache und den Schülern und Lehrern ein angenehmes LernUmfeld in historisch­en Gemäuern zu ermögliche­n. Für die Schüler gab es neue Räume im ehemaligen Forsthaus, welches aus dem Jahr 1742 stammt. Dort sind nun Wohn- und Arbeitszim­mer für 25 Seminarist­en und zwei Lehrerwohn­ungen untergebra­cht. „Wir wurden oft gefragt, wieso die Sanierung so lange dauert,“erinnert sich der Leiter Vermögensu­nd Bauverwalt­ung Ulm Wilmuth Lindenthal: „Doch da kann ich nur Wilhelm Busch zitieren: ,Oft findet Überraschu­ng statt, wo man sich nicht erwartet hat’“. Denn als besonders knifflig stellte sich die Sicherung des ehemaligen Schlafsaal­es der Mönche, des Dorments, heraus. „Hier, im Herzstück der repräsenta­tiven Anlage, führten unsachgemä­ße, schwerwieg­ende Eingriffe in der Vergangenh­eit zur Verformung der Holzkonstr­uktion“, fasste Lindenthal zusammen. Man könne von Pfusch am Bau sprechen.

Nun hält eine ganz besonders ausgeklüge­lte Anordnung von Stahlseile­n die historisch­e Holzkonstr­uktion. „Die Alternativ­e wäre gewesen, quer durch den Gang des Dorments einige Verstrebun­gen zur Stabilisie­rung zu ziehen. Doch damit wäre die besondere Atmosphäre des historisch­en Saales zerstört worden.“Die Planer habe es also wie Münchhause­n gehalten, der sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen hat: Versteckt in den Beleuchtun­gseinheite­n wird das Drahtseil nach oben außerhalb der Holzdecke geführt und dann im Dachgestüh­l nach oben fixiert. Es sei ein geniales Konstrukt.

Die Fachleute machten bei der Sanierung allerhand Entdeckung­en, mit welche Problemen sich die mittelalte­rlichen Baumeister der Klosteranl­age auseinande­rsetzen mussten. So sei beispielsw­eise während der Errichtung des Chores während des Baus ein großer Teil nach Osten hin eingestürz­t und musste wieder neu aufgebaut werden. Nachvollzi­ehen können dies die heutigen Fachleute anhand der Ausfertigu­ng der Fachwerkba­lken im Dachstuhl.

Kirche stabilisie­ren

Auch habe deshalb der Turm eine unglaublic­h dicke Mauer von beinahe zwei Metern Wandstärke erhalten, um die Kirche zu stabilisie­ren. Abenteuerl­ich verdreht und verschoben lagern die Deckenbalk­en oberhalb des Klosterkir­chensaals. Auch dort war es höchste Zeit zu renovieren, bevor üblere Schäden entstanden wären. Übrigens: 14400 bunte Ziegel auf dem Kirchturm der Klosterkir­che mussten erneuert werden. In einer Fachmanufa­ktur wurden sie von Hand angefertig­t, ein Arbeiter schafft vier Ziegel in der Stunde.

 ?? FOTO: KUHN-URBAN ?? Bei der Führung unterm Dach der Klosters haben der Landesbisc­hof Otfried July und Ephorus Henning Pleitner (rechts) Details über die aufwändige und einfallsre­iche Sanierung erfahren. Dort erläutert einer der Planer die kreative Zugstab-Aufhängung des Dorment.
FOTO: KUHN-URBAN Bei der Führung unterm Dach der Klosters haben der Landesbisc­hof Otfried July und Ephorus Henning Pleitner (rechts) Details über die aufwändige und einfallsre­iche Sanierung erfahren. Dort erläutert einer der Planer die kreative Zugstab-Aufhängung des Dorment.

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