Seit 40 Jahren ist er der St. Martin
Hans Graf ist ein großer Pferde-Liebhaber – In Allmendingen teilt er jedes Jahr den Mantel
● ALLMENDINGEN - Beim St. Martin in Allmendingen am kommenden Sonntag gibt es einige Veränderungen. „Die Reihenfolge hat sich umgekehrt“, erklärt Pfarrer Martin Jochen Wittschorek. Neu in Allmendingen sei in diesem Jahr auch, dass Eltern und Kinder zusammen laufen. Und es gibt ein besonderes Jubiläum: Hans Graf wird am Sonntag zum 40. Mal als St. Martin auf dem Pferd in Allmendingen zu sehen sein.
Lisa heißt das St. Martins-Pferd mit dem dunkelbraunen Fell. Um es auf den großen Tag vorzubereiten und ihm zu zeigen, dass ein Fest bevorsteht, reitet Hans Graf schon die Tage vor dem Umzug durch die Straßen. „Ich reite auch extra im Dunkeln, damit es sich an die Autolichter gewöhnen kann“, erklärt er.
Aufgabe vom Vetter übernommen
Der 77-Jährige war als St. Martin auch schon an anderen Orten, darunter Ennahofen und Ehingen, unterwegs. „Jetzt aber nur noch in Allmendingen“, sagt er. Und das am Sonntag bereits zum 40. Mal. Vor ihm sei sein Vetter der St. Martin in Allmendingen gewesen. Vor 40 Jahren habe dieser dann den Stab an ihn übergeben. Irgendwann hat Hans Graf nämlich als Hobby selbst angefangen, Pferde zu halten. Heute hat er neben Lisa als zweites Pferd noch Prinz.
„Schon als Schuljunge hatte ich mit Pferden zu tun“, sagt der Allmendinger. „Ich habe bei meinem Onkel mithelfen müssen, als die Leute nach dem Krieg gefehlt haben.“So habe er mit dem Pferd zum Beispiel gesät oder auch Heu gewendet. Eine Leidenschaft für Pferde habe er schon immer gehabt.
Das Pferd müsse beim St. Martin ruhig sein, sagt Hans Graf, „und der Reiter muss auch gut sein und das Pferd beruhigen können“. Noch nie sei in den 40 Jahren etwas passiert. Als er als St. Martin begonnen habe, da hätte er erst einmal die Sprüche auswendig lernen müssen. „Jetzt mache ich es schon so lange, dass es Routine ist“, sagt der 77-Jährige und zitiert den ersten Vers vom Martinsspiel: „Ich bin Soldat des römischen Kaisers...“. Helm und Mantel für das Spiel hat Hans Graf selbst ausfindig gemacht – jedes Jahr holt er beides wieder hervor. Mit den Jahren sei das Spiel freier geworden, sagt der Allmendinger. Im Gespräch mit dem Bettler werde mittlerweile auch improvisiert. Doch dazu brauche man aber natürlich die Erfahrung.
Höhepunkt im Jahr
Für die Kinder sei das St. Martinsfest einer der Höhepunkte im Jahr, ist sich Pfarrer Martin Jochen Wittschorek sicher. „Wir beginnen in diesem Jahr mit einem gemütlichen Beisammensein auf dem Kirchplatz.“Dann komme St. Martin auf dem Pferd geritten. Es folge das Martinsspiel und gemeinsam mit den Eltern werden Lieder gesungen. Von dort laufen die Kinder mit ihren Eltern zum Rathausplatz. Dort finde der Abschluss mit einem Lied statt.
„Früher war es gerade andersherum“, erklärt Wittschorek. „Es ist eine lange Tradition gewesen, dass wir uns im Garten des Schlosses getroffen haben.“Das sei eigentlich ein schöner Ort gewesen, doch mittlerweile seien es einige Kinder mehr als früher, die beim Umzug dabei sind. Und seit es eine Kinderkrippe im Ort gebe, seien auch die ganz Kleinen und Kinderwägen mit dabei. „An der Stelle, wo wir uns in der Vergangenheit getroffen haben, war es sehr eng und die Schmiech in der Nähe, da musste man sehr aufpassen“, sagt Pfarrer Wittschorek.
Bisher sei es auch üblich gewesen, dass Erzieher und Kinder zusammenlaufen und die Eltern erst dahinter. „Das haben die Eltern aber nicht mehr so mitgemacht, einige wollten ihr Kind am Straßenrand fotografieren. Das hat die Prozession durcheinandergebracht.“Denn wenn ein Kind seine Mama entdecke, sei es nun mal nicht mehr zu halten. So habe es immer mehr Probleme gegeben, was die Ordnung betraf, erklärt der Pfarrer und ergänzt: „Jetzt laufen auch die Eltern zusammen mit den Kindern. Das ist neu in Allmendingen.“
Die Allmendinger Kindergärten Don Bosco und St. Maria laden zum St. Martin im neuen Gewand am Sonntag, 11. November, ein. Los geht es um 17.30 Uhr auf dem Kirchplatz der katholischen Pfarrkirche.Tassen für Punsch und Glühwein sind selber mitzubringen. Gegen 18.30 Uhr beginnt das traditionelle Martinsspiel und danach der Laternenumzug. Der Kindergarten LuBe Weilersteußlingen lädt bereits am heutigen Donnerstag um 17 Uhr in Ennahofen, „Am Platz“, zum Laternenlauf ein. Auch hier sind die Tassen selber mitzubringen.