Der elfte Kirchener Bibelherbst bringt Gleichnisse
Dekanatsreferent Wolfgang Steffel stellt gelassene Dankbarkeit schädlichem Stolz gegenüber
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KIRCHEN - Gleichnisse Jesu stehen im Mittelpunkt der Betrachtung beim elften Kirchener Bibelherbst. Am Dienstag stellte Dekanatsreferent Wolfgang Steffel bei der ersten Veranstaltung der dreiteiligen Reihe die bildhaften Erzählungen unter dem Aspekt von Dankbarkeit und Gleichgültigkeit dar.
„Wäre das Wort Danke das einzige Gebet, das du je sprachst, es würde genügen“, zitierte der Dekanatsreferent den spätmittelalterlichen Theologen und Philosophen Meister Eckhart aus einer Zeit, als nicht der offiziellen Lehre entsprechende Thesen vielfach als Grundlage für Todesurteile dienten.
Frei von lebensbedrohlichem Dogmatismus interpretierte Wolfgang Steffel Gleichnisse im Zwischenbereich des Gesagten und des Gemeinten aus den vier Evangelien und dazu eines aus dem apokryphen Thomasevangelium unter dem Gesichtspunkt von Dank und Undank. Dem Vergleich von Pharisäer und Zöllner (Lk 18, 9 - 14) fügte er Eugen Roths satirisches Gedicht „Der Salto“an. Es lautet: „Ein Mensch betrachtete einst näher die Fabel von dem Pharisäer, der Gott gedankt voll Heuchelei dafür, dass er kein Zöllner sei. Gottlob! rief er in eitlem Sinn, dass ich kein Pharisäer bin!“Jesus lade dazu ein, so Steffel, sich die Haltung des demütigen Zöllners anzueignen. Als Dankbarkeit für das Wachsen und das Gelingen eigenen Tuns im Gegensatz zu Stolz auf Eigenleistung interpretierte Wolfgang Steffel den Gehalt des Gleichnisses vom Sämann. Den richtigen Zeitpunkt zur Trennung von Gut und Böse zu erkennen lehrt das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen.
Dankbarkeit für die reichen Schätze der Kirche und des Glaubens folgert der Referent aus den Gleichnissen vom Schatz im Acker, aus dem Bildwort vom Hausvater, aus einem Schatzgleichnis im Thomasevangelium, sowie aus den bildhaften Aussagen über neue Flicken auf dem alten Kleid, neuen Wein in alten Schläuchen, das Weizenkorn und das Senfkorn. Steffel empfahl ehrwürdige Schätze wieder hervorzuholen und neue Formen mit Sorgfalt zu entwickeln. Auf der Gitarre begleitete er drei die Betrachtungen gliedernden Gesänge und verwies auf die weiteren Abende des Bibelherbstes. Am kommenden Dienstag spricht Gemeindereferentin Michaela Wohnhaas über Barmherzigkeit und Gerechtigkeit. Vertrauen und Planung sind Thema am 20. November mit Vikar Steffen Vogt.
Gleichnisse sind kurze Erzählungen. Sie dienen zur Veranschaulichung eines Sachverhalts durch bildhafte Rede. Über die Verdeutlichung hinaus wird dem Gleichnis auch eine die Haltung des Hörers beeinflussende Funktion zugeschrieben.