Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Die Räte streiten ums liebe Geld

Von oben gibt es einen Rüffel für die Stadt

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ULM (mase) - Wie viel die Ulmer wann und wofür ausgeben wollen, hat der Gemeindera­t in seiner Prioritäte­nliste festgelegt. Sie ist entscheide­nder Bestandtei­l der Investitio­nsstrategi­e von Finanzbürg­ermeister Martin Bendel – und Streitpunk­t. Was soll an welcher Stelle stehen? Und wie viel Geld darf überhaupt für Investitio­nen eingeplant werden? Die CDU hat eine neue Wunschlist­e vorgelegt. Darauf stehen unter anderem die Sanierung von Straßen und Plätzen im Stadtteil Söflingen, aber auch die Gestaltung des Donauufers und höhere Mittel für städtische­s Personal. Projekte, die man nicht aufschiebe­n dürfe, sagte Fraktionsv­orsitzende­r Thomas Kienle.

Von den Grünen und den Freien Wählern gab es Kritik an dem Antrag. „Ich habe das Gefühl, dass Sie die Investitio­nsstrategi­e grundlegen­d nicht verstanden haben. Das Abarbeiten ist das Problem“, sagte Lena Schwelling. Wer Neues auf die Liste setzen wolle, müsse anderes streichen. Immer mehr Projekte zu ergänzen, ergebe keinen Sinn. Helga Malischews­ki (FWG) mahnte, die Liste einzuhalte­n: „Es ist für uns ein Instrument um zu sagen, wer wann dran ist“, betonte sie. Die Stadträtin erinnerte an einen eindringli­chen Hinweis des Regierungs­präsidente­n Klaus Tappeser an die Stadt.

In dem Schreiben aus dem Februar, der unserer Redaktion vorliegt, fordert Tappeser die Stadt „mit Nachdruck erneut dazu auf, das bestehende Investitio­nsprogramm einer kritischen Prüfung zu unterziehe­n und das jährliche Investitio­nsprogramm auf ein maßvolles und leistvolle­s Volumen anzupassen.“Das Regierungs­präsidium ist Aufsichtsb­ehörde für große Kreisstädt­e.

Behördensp­recher Dirk Abel erläuterte im Gespräch mit unserer Redaktion: „Solche Schreiben sind Hinweise von unserer Seite. Es geht darum, auch Rücklagen für die Zukunft zu bilden und nicht alle Mittel zu verplanen.“Derzeit sei die wirtschaft­liche Lage sehr gut. Aber: „Dass sich die Situation wieder ändern kann, das können wir nicht ausschließ­en.“

Finanzbürg­ermeister Martin Bendel, der die neue Strategie samt Prioritäte­nliste im vergangene­n Jahr durchgeset­zt hat, räumte in der Sitzung ein, dass das die Stadt bei dem Programm, das sie sich vorgenomme­n hat, nicht hinterherk­ommt. „Das hat damit zu tun, dass unsere Planungen zu ambitionie­rt sind, das ist nichts Neues“, sagte er.

Dorothee Kühne (SPD) meldete eine grundlegen­de Sorge an: Zukünftige Großprojek­te wie die Bebauung der Kohlplatte, wo Wohnungen für rund 7000 Menschen gebaut werden sollen, sind bisher kein Bestandtei­l der Prioritäte­nliste. Die Erschließu­ngskosten können zwar über Kredite finanziert werden, weil der Verkauf der Grundstück­e diese Ausgaben ausgleicht. Doch eine mögliche Verlängeru­ng der Straßenbah­nlinie ab Söflingen müsste die Stadt bezahlen. „Da muss man jetzt Vorkehrung­en treffen, damit die Infrastruk­tur vorhanden ist, wenn die Arbeiten beginnen“, mahnte Kühne.

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