Anti-Maaßen
In Geheimdienstkreisen gilt Thomas Haldenwang als so etwas wie ein Anti-Maaßen. Eingeweihte haben bisher keine Spur von Geltungsdrang beim künftigen Präsidenten des Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV) entdeckt. Und auch kein Bedürfnis, sich politisch und womöglich auch noch in Interviews öffentlich zu äußern. Experten kennen den gebürtigen Wuppertaler als ruhigen Beamten. Auch bei Vorgesetzten hat sich Haldenwang den Ruf erworben, sich vor allem um Fachthemen zu kümmern.
Das war bei Haldenwangs Vorgänger Hans-Georg Maaßen ganz anders. Schon lange war dessen ausgeprägtes Selbstbewusstsein und ein für Geheimdienstverhältnisse überbordender Öffentlichkeitsdrang vielen Verantwortlichen in der Nachrichtendienst-Szene ein Dorn im Auge. Innenminister Horst Seehofer (CSU) versetzte Maaßen kürzlich in den einstweiligen Ruhestand, nachdem er ihn lange gegen scharfe Kritik in Schutz genommen hatte. Seehofer begründete den Schritt mit dem Inhalt eines öffentlich bekannt gewordenen Manuskripts einer Abschiedsrede, in der Maaßen von teilweise „linksradikalen Kräften in der SPD“gesprochen haben soll, die einen Bruch der großen Koalition provozieren wollten.
Mit Haldenwang dürfte Seehofer oder dessen Nachfolger so etwas wohl nicht passieren. Manchen in der Geheimdienstwelt gilt der 58-jährige Jurist als ausgesprochen trocken. Anderen kommen solche Eigenschaften nach dessen schillerndem Vorgänger Maaßen gerade recht.
Haldenwang kann auf eine langjährige Karriere im Innenministerium zurückblicken – der Aufsichtsbehörde des Bundesamts für Verfassungsschutz. Direkt nach dem Zweiten juristischen Staatsexamen heuert er 1991 im Bundesinnenministerium an. Seit 2009 arbeitet Haldenwang beim BundesVerfassungsschutz, seit 2013 als Vizepräsident.
Der Neue an der Spitze des Dienstes könne unbelastet Maaßens Nachfolge übernehmen, glauben sie nun in der Bundesregierung. Haldenwang gelte als ruhender Pol – als jemand, der seine Ellenbogen eher nicht einsetze. (dpa)