Unterschiedliche Gefühlslagen
Basketball, ProA: Steeples stehen deutlich besser da als zum gleichen Zeitpunkt 2017
EHINGEN (aw) - Derselbe Spieltag, dasselbe Datum, verkehrte Gemütslagen: Am 11. November 2017 hatten die ProA-Basketballer von Hanau und Ehingen Urspring um Zweitliga-Punkte gekämpft – die White Wings, die damals im oberen Tabellendrittel lagen, setzten sich zu Hause durch. Genau ein Jahr später traf man sich am 11.11. in Ehingen, diesmal besiegten die Steeples ein Hanauer Team, das Schlussicht der Liga ist und erst ein Spiel gewonnen hat. Nicht besser war die Ausbeute von Ehingen Urspring nach neun Spieltagen der vergangenen Saison, ein Jahr später steht man mit vier Siegen deutlich besser da. Der bisher letzte, das 91:67 gegen Hanau, war nach der klaren Niederlage am Freitag in Hamburg und der kurzen Erholungszeit so nicht zu erwarten.
Beifall begleitete Domenik Reinboth am Sonntag auf seinem Weg zur Pressekonferenz, die seit dieser Saison nicht mehr auf dem Spielfeld, sondern im Foyer der JVG-Halle abgehalten wird. Auf seine kurze Spielanalyse mussten die Fans allerdings noch einige Minuten warten, bis auch Hanaus Trainer erschienen war. Simon Cote war lange in der Kabine bei seinen schwer geschlagenen Spielern. Ungewöhnlich freimütig und ausführlich für einen Trainer, dessen Team zuvor mit Ausnahme des zweiten Viertels klar unterlegen war, sprach Cote. Weniger allerdings über die Partie, sondern vielmehr über die „schwierige Situation“derzeit bei den White Wings und seine bisher vergebliche Suche nach den Gründen, warum seine Spieler, die abseits des Basketballfeldes offenbar gut miteinander auskommen (Cote „Wir gehen zusammen zum Bowling, wir gehen essen, wir reden und lachen miteinander“) im Spiel keine funktionierende Einheit bilden. „Die Frage ist, wie wir den Teamspirit aufs Feld bekommen.“
Eine Armlänge entfernt von Simon Cote am Tisch saß Steeples-Trainer Reinboth, hörte die Worte seines Hanauer Kollegen und erinnerte sich vielleicht an manchen Augenblick in der vergangenen Saison. Da erging es ihm wie jetzt Cote. Die Spielzeit 2017/ 18 war für Domenik Reinboth und die Steeples nicht einfach, am hatte starke Einzelspieler, die aber zu selten ein schlagkräftiges Team bildeten. Das ist nun anders und hinzu kommt, dass Ehingen Urspring in der laufenden Saison von größeren Verletzungen und Ausfallen bisher verschont blieb.
Zum Auftakt des Doppelspieltages hatte es am Freitag eine 81:105-Niederlage in Hamburg gegeben – die favorisierten Towers gewannen zurecht, doch Reinboth gewann dem Spiel viel Positives ab. Ist nicht Hamburg bisher zu Hause ungeschlagen und hatte vor heimischem Publikum durchschnittlich 30 Punkte zwischen sich und den Gegner gelegt und maximal 70 Punkte hinnehmen müssen? Die Steeples waren nach 32 Minuten in Reichweite, lagen 66:75 in Rückstand, ehe ihnen die Puste ausging und sie der Wucht und Erfahrung der Towers nur noch wenig entgegenzusetzen hatten.
Nachts ging es zurück nach Ehingen, wobei sich die Heimfahrt verzögerte, weil nach nicht einmal einer halben Stunde der Kleinbus wegen technischer Probleme liegenblieb. Man bekam ihn wieder ins Rollen, aber das Team war erst am Samstagmorgen um 8 Uhr zu Hause. Und tags drauf warteten die Hanauer, die am Freitag ein Heimspiel hatten und ausgeruhter waren. Doch das fiel im Spiel am Sonntag nicht ins Gewicht. Die Steeples waren überlegen, unter den Körben (Reboundbilanz: 43:25), im Passspiel (Direkte Korbvorlagen: 27:14) und bei der Trefferquote (53:42 Prozent, in Korbnähe sogar 60:46).
Dass Kevin Yebo und Tanner Leissner zwei Tage zuvor in Hamburg umgeknickt waren und hernach Schmerzen hatten, und auch Dominique Uhl angeschlagen ins Spiel ging – kein Problem. „Unglaublich, woher die Jungs die Kraft genommen haben“, sagte Trainer Reinboth. „Ich selbst war platt, dabei hatte ich in Hamburg nicht gespielt, sondern bin nur gefahren.“
Nächster Gegner ist Baunach
Der Spielverlauf gegen Hanau gab Reinboth die Möglichkeit, Spielern wie Seger Bonifant oder Kevin Yebo mal längere Pausen zu gönnen, ohne dass der Sieg in Gefahr geriet. Zur Regeneration gab der Trainer neben dem üblichen freien Montag nach einem Sonntagspiel auch fast den gesamten Dienstag frei, erst am Abend trifft man sich wieder. Dann ist das Wochenende mit Doppelspieltag Vergangenheit und richtet sich der Blick auf die nächste Partie – in Baunach sind die Steeples am Samstag zu Gast. Hanau dagegen trifft auf Quakenbrück, ein weiteres Schlüsselspiel für die Südhessen, die Gefahr laufen, am Tabellenende abgehängt zu werden.
Das Team Ehingen Urspring hat auf den Tabellenletzten Hanau seit Sonntag einen komfortablen Vorsprung – sechs Punkte mehr und den besseren direkten Vergleich. In den kommenden Wochen geht es für die Steeples darum, auch gegen anderen Konkurrenten im Abstiegskampf zu punkten. Wie Baunach, aber auch Paderborn, Hagen und Quakenbrück, auf die Reinboths Mannschaft vor Weihnachten noch treffen wird.