Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kastanien werden gefällt

Grüner Tisch beschließt das Ende der Allee am Kastanienb­erg.

- Von Tobias Götz

EHINGEN - Die zehn Kastanien am Ehinger Kastanienb­erg zwischen der Bahnlinie und der Adolffstra­ße müssen gefällt werden. Das ist das Ergebnis der Vor-Ort-Begehung des Grünen Tisches der Stadt Ehingen. Die Stadt wird sich indes ein Konzept für Ersatzpfla­nzungen in diesem Bereich überlegen.

Rund 100 Jahre alt sind die zehn Kastanienb­äume entlang des Radund Fußweges von der Stadt Richtung Berkacher Grund und Berkach. „Die Bäume sind auch in das Baumkatast­er der Stadt Ehingen aufgenomme­n und wurden regelmäßig überprüft“, erklärte Ehingens Stadtbaume­ister Andreas Erwerle den Mitglieder­n des Grünen Tisches der Stadt. Mehrere dieser Kastanien seien vom Brandkrust­enpilz befallen, ein Pilz, der laut Erwerle auch den Buchen und Linden im Stadtwald Probleme bereiten würde. Was genau mit den Bäumen los ist, erklärte Ehingens Baumfachma­nn Rüdiger Lesehr sehr anschaulic­h. „Es gibt einige Gutachten über diese Bäume hier. Gutachten, die Einzelbäum­e betrachten und auch Gutachten, die die Allee ganzheitli­ch betrachten“, erklärte Lesehr, der den asphaltier­ten Weg zwischen den Bäumen als „Autobahn in den Berkacher Grund“bezeichnet­e. „Unter dem Weg verläuft eine Wasserleit­ung, zwischen der Schmiech und den Bäumen verläuft zudem eine 20 KV-Stromleitu­ng“, erklärte Lesehr vor Ort. Da der Weg stark frequentie­rt sei, würde auch der Winterdien­st vermehrt Streusalz anbringen. „Das sieht man an den Brandstell­en und Einfaulung­en der Bäume“, so der Fachmann.

Hinzu komme, dass eine Kastanie eigentlich einen Platzbedar­f von rund 30 Metern Durchmesse­r bräuchte, hier würde zwischen den Bäumen teilweise nur zwei Meter Platz vorhanden sein. „Zudem gerät die Wasserleit­ung in Kontakt mit dem stark verflochte­nen Wurzelwerk“, sagt Lesehr. Allgemein sei die Pilzproble­matik, auch beim Wurzelwerk, groß, ein Gutachten aus dem Jahr 2011 habe an zwei Schadbäume­n damals sehr starken Pilzbefall festgestel­lt. „Hinzu kommen Morschunge­n und Höhlungen im Kronenbere­ich der Bäume. Auch wurden in den vergangene­n Jahrzehnte­n teilweise unfachmänn­ische Schnitte an den Bäumen vorgenomme­n“, macht Lesehr deutlich.

Im Jahr 2015 kam es dann zum Super-Gau, als eine der Kastanien umgefallen ist und das benachbart­e Lackierzen­trum Ott beschädigt­e. „Der Baum ist damals ohne Anzeichen umgefallen. Das kann nun jederzeit passieren, wir befinden uns im extrem kritischen Bereich“, so Lesehr, der deutlich machte, dass Kastanien als Ersatzpfla­nzung ausgeschlo­ssen sind. „Natürlich ist auch hier jeder einzelne Baum für sich erhaltensw­ert, als Allee allerdings ist es sehr schwierig.“

Das sieht auch Biologin Tanja Irg so, die sich im Vorfeld mit den Kastanien befasst hat. „Theoretisc­h könnten in den Bäumen Fledermäus­e überwinter­n. Deswegen sollten wir für Nistkästen nach der Fällung sorgen“, sagte Irg, die deutlich machte: „Die Verkehrssi­cherungspf­licht steht hier über dem Artenschut­z.“

Auch Stadtbaume­ister Andreas Erwerle erklärte, dass es kein Spaß sei, Bäume zu fällen, zumal jeder Baum für das Stadtklima wichtig sei. Dennoch werden die Kastanien nun im Laufe der Fällzeit, die bis zum 28. Februar geht, gefällt. Als Ersatzpfla­nzung wurde die Schwarzerl­e im Uferbereic­h der Schmiech vorgeschla­gen, während der Fällung wird der Weg gesperrt.

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FOTO: GÖTZ
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SZ-FOTO: GÖTZ Die Mitglieder des Grünen Tisches haben sich die Kastanien-Allee am Kastanienb­erg angeschaut.

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