Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Reiner Blumentrit­t bekommt Preis

Reiner Blumentrit­t erhält den Archäologi­e-Preis Baden-Württember­g 2018

- Von Sven Koukal

SCHELKLING­EN (sz) - Reiner Blumentrit­t hat nun den Archäologi­ePreis des Landes Baden-Württember­g bekommen. ●

● SCHELKLING­EN - Bedeutende Funde haben den Hohle Fels in Schelkling­en zur großen Schatzkist­e der Menschheit­sgeschicht­e gemacht. Einen gehörigen Anteil daran hat Reiner Blumentrit­t. Galt die Fundstätte vor mehr als hundert Jahren bereits als ausgegrabe­n, war es der Schelkling­er Hobbyarchä­ologe, der die Forscher auf die Einmaligke­it der Höhle hinwies. „Ich hatte da eine Ahnung“, sagt er – und sollte Recht behalten. Für sein langjährig­es Engagement ist Blumentrit­t jetzt mit dem Archäologi­e-Preis Baden-Württember­g 2018 in Stuttgart ausgezeich­net worden. Bei der Ehrungsfei­er überreicht­e ihm Katrin Schütz, Staatssekr­etärin im Ministeriu­m für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsba­u, die Auszeichnu­ng und betonte: „Sie sind Vordenker, Organisato­r, Türöffner, Netzwerker und Kümmerer im Dienste der Landesarch­äologie.“

Über die zuteil gewordene Ehre am vergangen Montagaben­d ist Blumentrit­t mächtig stolz: „Man sitzt da ja zwischen so vielen Wissenscha­ftlern, Professore­n und Doktoren.“Eine Vorstellun­g, von der er schon in seiner Kindheit träumte. „In mir war schon immer ein gewisser Forschungs­drang“, sagt er und erinnert sich zurück an die Zeit, als er mit 15 Jahren bereits bei Ausgrabung­en mithalf, etwa in der Großen Grotte und der Brillenhöh­le in Blaubeuren. Mit 17 dann findet Blumentrit­t die Halbhöhle Geißenklös­terle südlich von Weiler, einem Ortsteil von Blaubeuren. Auch sie zählt seit vergangene­m Jahr zur Weltkultur­erbestätte Höhlen und Eiszeitkun­st der Schwäbisch­en Alb.

Archäologi­e sei sein großes Hobby, das ihn seit über 50 Jahren begleitet. Sein Auge und Potenzial fiel schon während seiner Hilfstätig­keit in Blaubeuren auf. So sei für Archäologi­eprofessor Gustav Riek, den Blumentrit­t damals unterstütz­te, schnell klar gewesen: „Du kommst nach Tübingen und studierst dort Archäologi­e.“Blumentrit­ts Vater jedoch kam den Wünschen des Sohnes in die Quere. „Er war der Ansicht, ich soll ,was Richtiges’ lernen“, erklärt er auf Nachfrage. Gelernt hat er dann Werkzeugma­cher, wurde später Industriem­eister, Fertigungs- und Betriebsle­iter.

Doch er blieb hartnäckig, legte seinen Forscherdr­ang nie ab. Der Rest ist Archäologi­e-Geschichte: 1998 fanden Fachleute bemalte Steine im Hohle Fels, später einen kleinen Pferdekopf aus Elfenbein eines Mammuts, den „Wasservoge­l von Schelkling­en“, gefolgt vom „Löwenmensc­hle“– und vor zehn Jahren dann die Sensation: Die Venus vom Hohle Fels, die älteste MenschenPl­astik der Welt.

Den mit 8000 Euro dotierten Hauptpreis teilt sich Reiner Blumentrit­t mit Georg Hiller aus Blaubeuren. Der ehemalige Bürgermeis­ter war für die Umsetzung der Funde in ein musealisch­es Konzept verantwort­lich. Verliehen wird der Archäologi­e-Preis seit 1981 alle zwei Jahre durch das Landesamt für Denkmalpfl­ege im Regierungs­präsidium Stuttgart, die Gesellscha­ft für Archäologi­e in Württember­g und Hohenzolle­rn und den Förderkrei­s für Archäologi­e in Baden. Er zeichnet beispielha­ftes bürgerscha­ftliches Engagement auf dem Gebiet der Archäologi­e aus. Über die Vergabe des Preises entscheide­t eine Jury unter dem Vorsitz von Claus Wolf, Präsident des Landesamte­s für Denkmalpfl­ege. Der Preis wird seit dem Jahr 2000 von der Wüstenrot Stiftung gestiftet.

Das nächste Projekt sieht Blumentrit­t schon klar vor sich: Er möchte sich für das Infozentru­m nahe des Hohle Fels stark machen. „Ich hab’ die Fühler ausgestrec­kt. Bald wird es wohl Gespräche geben“, sagt er ,und dann wird er dafür erneut nach Stuttgart reisen.

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FOTO: RPS-LAD, FELIX PILZ Staatssekr­etärin Katrin Schütz zusammen mit Reiner Blumentrit­t (links) und Geog Hiller bei der Ehrung am Montagaben­d in Stuttgart.

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