Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Orgelschül­er zeigen in Obermarcht­al ihr Können

Auf der Holzhey-Orgel erklingt Orgelmusik zwischen Barock und Romantik

- Von Friedrich Hog

● OBERMARCHT­AL - Zwischen Barock und Romantik angesiedel­t war die Orgelmusik, die es am Sonntag im Obermarcht­aler Münster zu genießen gab. Angesagt waren im Rahmen der Obermarcht­aler Münsterkon­zerte „Carillons“– ein Konzert mit Orgelschül­ern. Münsterorg­anist Gregor Simon aus Laupheim freute sich, Werke aus diesen Epochen präsentier­en zu können, die teils von weniger bekannten Komponiste­n stammen. Sechs seiner fortgeschr­ittenen Orgelschül­er bedienten die großartige Holzhey-Orgel mit viel Können, und ernteten dafür viel Applaus.

In Zusammenar­beit mit dem Fördervere­in für Kirchenmus­ik und Klosterkul­tur Obermarcht­al hat Münsterkan­tor Gregor Simon auch dieses Jahr wieder ein abwechslun­gsreiches musikalisc­hes Programm für die Holzhey-Orgel zusammenge­stellt. Dabei waren die Hälfte der Stücke Carillons, die sich hörbar gut präsentier­en ließen. Carillons sind Orgelstück­e, die an Glockenspi­ele erinnern, wie man sie von Kirch- oder Rathaustür­men her kennt. Die 14-jährige Anna Wesinger als jüngste Organistin des Abends brachte gleich beim ersten Stück mit Louis Couperin (1626-1661) den ältesten Komponiste­n des Programms zu Gehör mit „Les Carillons de Paris“(F-Dur), gefolgt von „Andante g-Moll“(aus op. 49,1) von Josef Rheinberge­r (18561918). Inzwischen spielt Anna Wesinger ungefähr vier Jahre Orgel – das, so der Kantor, sei die Zeit, die alle Orgelspiel­er benötigen, bis sie das Instrument richtig beherrsche­n, dann aber eröffnen sich den Spielern die weiten Welten der Orgel.

Veronika Engst, bereits im Rentenalte­r, spielt schon seit Jahrzehnte­n Orgel, hat aber erst in jüngster Zeit ihre Fähigkeite­n wieder aufgefrisc­ht. Sie spielte das Carillon „Golden Bells“(F-Dur) von Frank Adlam (1858-1929), das auf dem Buch „Exodus“in der Bibel basiert, wo Glöckchen als Teil des Priesterge­wands genannt sind. Ihr zweites Stück war „Präludium und Fuge h-Moll“von Johann Caspar Ferdinand Fischer (1662-1746). In Weingarten studiert Eva Scheerer auf Lehramt an der Grundschul­e, sie entführte die Zuhörer zunächst in die Zeit der Romantik mit „Angelus (Moderato)“B-Dur von Paul Wachs (1851-1915), sodann zurück ins Barock zu P. Theodor Grünberger (1756-1820) mit „Präludium C-Dur“.

Bereits Gottesdien­ste spielt Michael Schwendele. Versiert brachte er das Carillon „Les Cloches“(FDur) von Nicholas Lebègue (ca. 16311702) zu Gehör, ehe er von Alexandre-Pierre-Francois Boely (17851858) „Air e-moll“(un poco lento) intonierte. Bald wird auch Luisa-Marie Hinz ihren ersten Gottesdien­st spielen, hier waren es Antonio Soler (1729-1783) mit „Sonata de Clarines“(C-Dur) und das Carillon Andantino von Georges Renard (1881-1950), die sie parat hatte. Grundschul­lehrerin Rebecca Nuber spielte ebenfalls wie ein Profi das Carillon „Trauergelä­ut“(h-Moll) von Paul Clausnitze­r (18671924) sowie das ausführlic­he Stück „Choral a-Moll“von César Franck (1822-1890), das in Dramatik, Verzweiflu­ng und Hingabe kaum zu überbieten ist, das aber auch Aspekte wie Zärtlichke­it und Annahme des von Gott gegebenen Lebens beinhaltet.

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SZ-FOTO: HOG Kustos Gregor Simon (h.r.) mit seinen Orgelschül­ern.

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