In wenigen Klicks zur Manipulation
Webseiten bieten Nutzern sozialer Plattformen sogenannte Likes zum Kauf an – das kann juristisch heikel sein
RAVENSBURG - Fragwürdige Spenden aus der Schweiz und den Niederlanden bringen AfD-Fraktionschefin Alice Weidel in Bedrängnis. Ein Teil des Geldes soll für den Kauf von Likes auf Facebook ausgegeben worden sein. Das ist problematisch – aber weit verbreitet. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Wie verbreitet ist das Kaufen von Likes?
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Hunderte Webseiten buhlen im Netz um Kunden. Sie bieten Tausende Likes und Fans für eigene Social-MediaKanäle. Ihre Kunden sind Firmen, Sportler, Prominente aus der Unterhaltungsbranche. Auch Politiker haben in der Vergangenheit auf gekaufte digitale Fans zurückgegriffen, wie Social-Media-Experte Felix Beilharz, Dozent an der Universität St. Gallen, im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“erläutert. „Die Praxis ist weit verbreitet“, so Beilharz.
Wie profitieren Like-Käufer?
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„Die Käufer hoffen, durch eine höhere Anzahl von Fans und Likes wichtiger zu wirken, als sie wirklich sind“, erklärt Beilharz. In sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter oder Instagram gebe es einen regelrechten Wettstreit um Reichweite. Mit den Angeboten im Netz kann man sich einen Vorsprung verschaffen.
Warum ist das problematisch?
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Der Käufer verstoße damit in der Regel gegen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen einer Plattform. „Facebook geht jedoch nur sehr zögerlich dagegen vor“, kritisiert Beilharz. Auch juristisch sei das problematisch. „Letztlich ist es eine Irreführung der Nutzer“, erklärt Beilharz. Im Einzelfall verstoße man gegen das Wettbewerbsrecht, besonders dann, wenn hinter den Likes keine echten Menschen stecken. Auch Jonas Hoffmann, Fachinformatiker und SPD-Kandidat für die Bundestagswahl aus Lörrach, sieht den Like-Kauf kritisch. „Wenn ein Facebook-Beitrag Tausende von Reaktionen hat, erhöht das die Sichtbarkeit“, sagt der 32-Jährige. Dadurch werde eine Relevanz vorgegeben, die ein Thema in Wirklichkeit nicht habe. „Wenn man das über Wochen wiederholt macht, lässt sich damit Meinung beeinflussen“, so Hoffmann. Deshalb hätten sich alle Bundestagsparteien – mit Ausnahme der AfD – verpflichtet, diese Methoden nicht zu nutzen. „Wir setzen auf reguläre Werbung in sozialen Netzwerken“, sagt Hoffmann. Dass diese mittlerweile große Bedeutung für den Wahlkampf habe, habe etwa der Wahlsieg des zuvor weitgehend unbekannten Martin Horn bei der Oberbürgermeisterwahl in Freiburg gezeigt.
Wie läuft so ein Kauf ab?
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In der Regel kann man verschiedene Pakete zu mehreren Hundert oder Tausend Likes erwerben – ein einziger ist dann für weniger als ein Cent zu haben. Als Kunde hat man Wahlmöglichkeiten: Sollen es beispielsweise nur Likes aus Deutschland sein oder aus einer bestimmten Altersgruppe? Nach der Bestellung werden entweder über weltweite Netzwerke Menschen aktiv und liken eine Seite oder einen Beitrag gegen eine Vergütung. Oder Programme übernehmen das automatisch rasend schnell. Für die Anbieter sei dies sehr profitabel.
Wie erkenne ich gekaufte Likes?
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Das ist schwierig. Es gibt Anhaltspunkte, die für eine Manipulation sprechen, erklärt Beilharz. „Man sollte sich die Profile der Nutzer, die mit einem Beitrag oder einer Seite interagiert haben, genauer ansehen.“Handele es sich um Profile ohne Fotos, Beiträge oder Freunde, könne das ein Hinweis sein. Verdächtig sei auch, wenn Posts immer die gleiche Anzahl an Likes habe. „Der konkrete Nachweis ist jedoch schwierig“, so der Experte. Denn: „Es ist prinzipiell auch möglich, dass ein Konkurrent Likes für die Seite eines Mitbewerbers kauft, um ihn anzuschwärzen.“